Clariant und Huntsman vor Fusion
Weitere Milliarden-Fusion in der Chemiebranche: Der Schweizer Chemiekonzern Clariant und der texanische Konkurrent Huntsman wollen sich zusammenschließen. Die Unternehmen sollen unter dem Namen Huntsman Clariant fusionieren. Zusammen kämen sie nach eigenen Angaben auf einen Unternehmenswert von rund 20 Milliarden US-Dollar und auf kombinierte Umsätze von rund 12,3 Milliarden US-Dollar. Noch müssen jedoch die Huntsman-Aktionäre sowie die Kartellbehörden der Transaktion zustimmen. Das Closing wird für Ende des Jahres erwartet.
Im Detail erhalten die Clariant-Aktionäre für jede ihrer alten Aktien eine Aktie des neu fusionierten Unternehmens, während die Huntsman-Aktionäre je Altaktie 1,2 neue Aktien bekommen. Somit würden die Clariant-Aktionäre 52 Prozent und die Aktionäre der Amerikaner 48 Prozent an Huntsman Clariant halten. Der bisherige Huntsman-CEO Peter Huntsman soll ebenfalls Chef des neuen Unternehmens werden und Clariant-CFO Patrick Jany den Finanzbereich verantworten. Citigroup und UBS beraten Clariant bei der Transaktion, während die Bank of America Merrill Lynch und Moelis Huntsman beratend zur Seite stehen.
Linde und Praxair kommen Fusion näher
Der Industriegase-Hersteller Linde und sein US-Wettbewerber Praxair sind ihrer Fusion deutlich näher gekommen. Verhandlungsteams beider Unternehmen haben jetzt eine grundsätzliche Einigung erzielt, teilte Linde mit. Allerdings müssen unter anderem noch die Hauptversammlung von Praxair sowie Vorstand und Aufsichtsrat von Linde der Vereinbarung zustimmen.
Durch einen Zusammenschluss unter Gleichen soll der weltgrößte Industriegase-Konzern entstehen, wie es heißt. Details nannten die beiden Unternehmen nicht. Es ist allerdings schon bekannt, dass die neue Holding ihren Sitz voraussichtlich in Dublin haben soll. Das neue Unternehmen soll Linde heißen, geführt wird es operativ vom Praxair-Chef Steve Angel aus den USA heraus. Der derzeitige Linde-Aufsichtsratschef Wolfang Reitzle wird Chairman des Boards.
Europcar kauft Buchbinder
Die französische AutovermietungEuropcar kauft in Deutschland zu und übernimmt den Wettbewerber Buchbinder Rent-a-Car. Der Verkäufer ist der Mehrheitsgesellschafter und Geschäftsführer Konrad Altenbuchner, der weiterhin im Unternehmen bleiben wird, und die zwei Minderheitsgesellschafter AFM Holding sowie die Zweite Janus Beteiligungs GmbH. Über den Kaufpreis ist nichts bekannt. Nach Erreichen der Synergieeffekte liegt dem Deal Europcar zufolge ein Multiple knapp über dem Fünffachen des bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zugrunde.
Buchbinder verfügt in Deutschland über 134 Mietstationen und rund 20.000 Fahrzeuge und setzte 2016 rund 200 Millionen Euro um. Europcar setzt ohne den Zukauf bisher rund 2,1 Milliarden Euro um. Durch den Zukauf werde die Autovermietung zum Marktführer in Deutschland und Österreich. Clearwater International (Federführung: Markus Otto) hat den Mehrheitseigentümer beraten.
Synlab will Alcontrol Group übernehmen
Synlab, ein Anbieter von Labordienstleistungen, will die Alcontrol Group, einen Anbieter von Testdienstleistungen im Umweltbereich, übernehmen. Dadurch würde Synlab Zugang zu den niederländischen, schwedischen und dänischen Märkten erhalten und so seinen Bereich Umweltdiagnostik vergrößern.
Alcontrol erzielt mit rund 900 Mitarbeitern einen Umsatz von knapp 95 Millionen Euro. Nationale und regionale öffentliche Institutionen zählen neben multinationalen Unternehmen zum Kundenstamm von Alcontrol, das unter anderem Großlabore in Rotterdam und Linkoping besitzt.
M&A-Personalien
Philip Martinius wechselt von der Unternehmensberatung Roland Berger zur Münchener Kanzlei Stolzenberg. Bei Roland Berger leitete Martinius als General Counsel die dortige Rechtsabteilung. Seine Expertise liegt vor allem in den Bereichen Gesellschaftsrecht sowie bei M&A- und Private-Equity-Transaktionen.
Raymond James European Advisory verstärkt sein Advisory Board mit Joachim Beickler. Der 63-Jährige Investmentbanker hat in seiner zwanzigjährigen Karriere als M&A-Berater vor allem Kunden aus der Industrie und Finanzinvestoren beraten. Zuvor bekleidete er führende Positionen in der Industrie, beispielsweise als Vorstand bei Linde. Raymond James hat sich zuletzt stärker personell verstärkt, unter anderem kam der Ex-VDA-Präsident Bernd Gottschalk zu der M&A-Beratung. Im Januar eröffnete sie außerdem ein neues Büro in Frankfurt.
Die Wirtschaftskanzlei Dentons hat Partner ernannt, darunter Daniel Barth und Sven-Oliver Friedrich (beide Corporate/M&A). Barth berät nationale und internationale Mandanten insbesondere bei grenzüberschreitenden Transaktionen sowie im Bereich Warranty & Indemnities Insurances. Er ist seit 2002 bei Dentons beziehungsweise deren Vorgängerkanzlei in Berlin tätig. Friedrich arbeitet vom Frankfurter Büro aus und berät nationale und internationale Mandanten bei Unternehmenstransaktionen sowie Fragen des Handels- und Gesellschaftsrechts mit Branchenschwerpunkten Technologie, Transport & Logistik, Rechenzentren sowie Maschinen- und Anlagenbau. Friedrich ist seit 2015 bei Dentons.
Weitere M&A-Deals
Der chinesische ArzneimittelkonzernShanghai Pharmaceuticals wird nun doch nicht zusammen mit den Finanzinvestoren Advent und Permira in den Bieterwettstreit um den Pharmakonzern Stada einsteigen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg aus Insiderkreisen erfahren hat. Zuletzt war bekannt geworden, dass Shanghai Pharmaceuticals mit diesen PE-Investoren Gespräche über ein Gegenangebot geführt hatte. Nun hätten sich die Parteien aber nicht auf ein Gebot verständigen können, so Bloomberg. Die PE-Investoren Bain und Cinven hatte zuletzt den Zuschlag für die Stada-Übernahme erhalten.
Der Chipanlagenbauer Aixtron verkauft sein US-Geschäft an das koreanische Technologieunternehmen Eugene. Dabei soll der Kaufpreis zwischen 45 und 55 Millionen US-Dollar liegen. Das Closing wird noch für dieses Jahr erwartet, wenn die Behörden der Transaktion zustimmen. Nach Einschätzungen von Analysten belief sich der Umsatz der US-amerikanischen Tochter auf einen Wert zwischen 20 und 30 Millionen Euro, dabei arbeitete sie aber leicht defizitär. Insgesamt macht der Umsatz deutlich mehr als ein Zehntel des Aixtron-Geschäfts aus.
Der Fernbusanbieter Flixbus erwirbt Hellö, die Fernbussparte der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Ab August sollen die bestehenden Hellö-Linien in das Flixbus-Netz integriert werden, wobei der Flixbus-Partner Blaguss für den operativen Betrieb der Linien zuständig sein soll. Nach der Gründung von ÖBB-Fernbus im Oktober 2015 fiel der Startschuss für die internationalen Hellö-Linien im Sommer 2016. Angefahren wurden seitdem Ziele in Deutschland und Italien.
Der Schweizer Rohstoffhändler Glencore ist an einer Übernahme des US-Wettbewerbers Bunge interessiert. Die Landwirtschaftssparte des Unternehmens sei „wegen einer möglichen einvernehmlichen Zusammenlegung der Geschäfte“ an Bunge herangetreten, teilte Glencore mit. Ob es zu einer Einigung komme, sei noch offen.
Die Rocket-Internet-Beteiligung Global Fashion Group (GFG) gibt die Mehrheit an Namshi an das Einkaufszentrum-Unternehmen Emaar Malls für 151 Millionen US-Dollar ab. Namshi ist ein Online-Modehändler aus dem Emirat Dubai. Die GFG besitzt die übrigen 49 Prozent, Rocket Internet selbst hält an der Gruppe etwa 20 Prozent.
Daimler steigt bei seinem Vertriebspartner Lei Shing Hong ein: Dazu übernimmt der Konzern 15 Prozent an dessen Tochtergesellschaft LSH Auto International Limited. Der Kauf erfolge durch die Zeichnung von Aktien. Über den Kaufpreis ist nichts bekannt. LSH mit Hauptsitz in Hongkong betreibt rund 200 Vertriebs- und Service-Zentren mit Schwerpunkt in Asien und Australien.
Der Turnaround-Investor Aurelius Equity Opportunities hat die Mehrheit an dem französischen Katamaranhersteller Privilège erworben. Das Unternehmen bleibt als eigenständige Marke erhalten. Die Synergien mit dem Aurelius-Konzernunternehmen Hanseyachts seien groß und die neue Beteiligung ermögliche Aurelius und Hanseyachts den Einstieg in den Katamaranmarkt, heißt es in einer Pressemitteilung. Hanseyachts ist ein Hersteller von Segel- und Motoryachten.
Die niederländische Holding und Muttergesellschaft des Heimtierbedarfshersteller Beeztees, Pet Supplies Beheer, übernimmt alle Anteile des deutschen Konkurrenten Karlie Flamingo. Gleichzeitig hat Pet Supplies Beheer die Handelsnamen „Karlie Flamingo“ und „Karlie“ erworben, wobei die Marke Karlie aber erhalten bleiben soll. Verkäuferin ist die Karlie Group. Seit Dezember 2016 befindet sich Karlie in einem Insolvenzerfahren in Eigenverwaltung. Dentons und MBCF Corporate Finance hat die Beeztees-Gruppe bei der Transaktion beraten, während Pluta Rechtsanwalts GmbH und Hahn Consultants der Karlie Group beratend zur Seite standen.
Im Abwehrkampf gegen die Unternehmerfamilie Hastor hat der Automobilzulieferer Grammer einen weiteren kleinen Etappensieg errungen. Eine einstweilige Verfügung, die von der Hastor-Seite losgetreten wurde, hat das Landgericht Nürnberg-Fürth aufgehoben. Mit der Verfügung war versucht worden, den Einstieg des chinesischen Investors Ningbo Jifeng als „weißen Ritter“ zu verhindern. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters wolle nun aber die Finanzmarktaufsicht Bafin die Geschehnisse der vergangenen Wochen durchleuchten.
Der Energiekonzern RWE überlegt offenbar seine Beteiligung an seiner Tochter Innogy an den französischen Versorger Engie abzugeben, wie die Nachrichtenagentur Reuters von mit der Sache vertrauten Investmentbankern erfahren hat. Als Gegenleistung könnte RWE eine Engie-Beteiligung erhalten. Bisher führen die Verantwortlichen aber keine direkten Gespräche, sondern prüfen lediglich Möglichkeiten mit Beratern und Bankern, so Reuters weiter.
Mit rund 33 Prozent beteiligt sich die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG an Kiana Systems, einem Unternehmen, das auf die Analyse großer Datenmengen spezialisiert ist. Mit 20 Mitarbeitern berät das Spin-off des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz in den Bereichen Data Mining, Artificial Intelligence sowie Machine Learning. KPMG investiert derzeit viel Geld, um Expertise im Bereich Digitalisierung aufzubauen.
Die Schweizer Beteiligungsgesellschaft Spice Private Equity erwirbt über ihre Tochtergesellschaft Spice Private Equity (Bermuda) einen Minderheitsanteil an der Schnellrestaurantkette Leon Restaurants. Insgesamt investiert Spice rund 25 Millionen britische Pfund. Leon hat seinen Sitz in Großbritannien, verfügt aber auch über zwei Niederlassungen in den Niederlanden. Nach eigenen Angaben werde Spice nach der Transaktion größter Anteilseigner an dem Unternehmen.
Der Mineralölkonzern Exxonmobil denkt Medienberichten zufolge offenbar über einen Verkauf seines Esso-Tankstellennetzes nach. Die Käufer sollen dann die Beschaffung und Distribution verantworten, wie das Börsenportal „finanzen.ch“ berichtet. Exxonmobil wolle sich weiterhin um das Marketing kümmern. Außerdem sollen die Tankstellen weiter unter dem Markennamen Esso betrieben werden, heißt es.
Die Planatol Holding, die zur Industrieholding Blue Cap gehört, verkauft ihre Beteiligung an dem Klebebandhersteller Biolink Gesellschaft für Verbindungstechnologien. Käufer ist Saint-Gobain Performance Plastics Isofluor, ein Unternehmen das unter anderem Schläuche und Dichtungsbänder fertigt. Saint-Gobain Performance Plastics Isofluor gehört zum Baustoffkonzern Saint-Gobain-Gruppe. Der Abschluss der Transaktion wird für Ende Juni erwartet.
Der von der Schweizer Beteiligungsgesellschaft Capvis Equity Partners beratene Fonds Capvis Equity IV übernimmt mit zwei Co-Investoren die Anteile an dem Prozesstechnik-Spezialisten Proxes Holding. Bisheriger Mehrheitseigentümer waren die Deutsche Beteiligungs AG und der von ihr beratene DBAG Fund V. Ashurst (Federführung: Bernd Egbers) und Milbank, Tweed, Hadley & McCloy (Federführung: Michael Bernhardt) haben Capvis bei der Transaktion beraten. Commerzbank, NIBC und SEB als finanzierende Banken wurden von Latham & Watkins (Federführung: Alexandra Hagelüken) beraten.
Die Beteiligungsholding VTC Industriebeteiligungen übernimmt die JK-Holding, einen Hersteller von Solarien. Verkäufer ist die Gründerfamilie Walter Kratz. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die JK-Gruppe einen Umsatz von knapp 100 Millionen Euro und beschäftigte 360 Mitarbeiter. Sie besitzt außerdem Tochtergesellschaften in Frankreich, Großbritannien, Kanada, den Niederlanden, der Schweiz und den USA.
Die Beteiligungsgesellschaft Brockhaus Private Equity beteiligt sich über ihren Fonds Brockhaus Private Equity III mit einem Minderheitsanteil an Peakwork, einen Softwareanbieter für die Tourismusbranche. Peakwork besitzt Auslandsstandorte in den USA, Großbritannien und Singapur. Brockhaus Private Equity erhält unter anderem von Altgesellschaftern, aber auch im Rahmen einer Kapitalerhöhung Anteile am Unternehmen. P+P Pöllath + Partners hat Brockhaus Private Equity mit einem Team um Philipp von Braunschweig beraten.
Die Freiburger Privatklinikgruppe Aevis gibt ihre Übernahmepläne für das Zuger Medizinaltechnikunternehmen Lifewatch auf und überlässt dem US-Konzern Biotelemetry das Feld. Dieser hatte zuvor beim Angebot nachgebessert. Aevis Victoria und Biotelemetry buhlten seit Monaten um Lifewatch. Dabei wurde Biotelemetry vom Lifewatch-Verwaltungsrat unterstützt, während die Offerte von Aevis ablehnt wurde. Insgesamt zahlt Biotelemetry 270 Millionen Schweizer Franken für die Übernahme.
Eckert & Ziegler, ein Anbieter von isotopentechnischen Komponenten für Strahlentherapie und Nuklearmedizin, hat den Zuschlag für die Übernahme von wesentlichen Teilen der sächsischen Gamma-Service-Gruppe erhalten. Für insgesamt vier schuldenfrei übernommene Firmen zahlt der Käufer rund 8 Millionen Euro. Zu den betroffenen Gesellschaften gehört unter anderem ein Hersteller von Blutbestrahlungsgeräten, ein Spezialist für den Bau von Labor- und Handhabungseinrichtungen sowie ein Produzent von industriellen Strahlenquellen. Sie beschäftigen an vier europäischen Standorten rund 150 Mitarbeiter und setzten im Geschäftsjahr 2016 einen Umsatz von rund 20 Millionen Euro um.
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