Covestro stemmt Milliardenübernahme
Covestro lässt auf Worte Taten folgen und tätigt eine Milliardenübernahme im Bereich Lacke: Der Leverkusener Chemiekonzern kauft für rund 1,6 Milliarden Euro die Sparte „Resins & Functional Materials“ (RFM) vom niederländischen Chemiekonzern DSM. Der auf nachhaltige Beschichtungsharze spezialisierte Bereich soll in das Covestro-Segment Coatings, Adhesives, Specialties (CAS) eingegliedert werden. Durch den Zukauf erwarten die Leverkusener dauerhafte Synergieeffekte, die bis 2025 auf jährlich rund 120 Millionen Euro steigen sollen. Mit dem Closing rechnet Covestro im ersten Quartal nächsten Jahres.
Dem Dax-Konzern zufolge soll die Übernahme des DSM-Geschäfts den Umsatz von Covestro um rund 1 Milliarde Euro und das operative Ergebnis (Ebitda) um rund 141 Millionen Euro steigern. RFM wird bei dem M&A-Deal mit 1,55 Milliarden Euro bewertet – das entspricht einem Ebitda-Multiple von 10,3x. Integriert man die erwarteten Synergien in die Bewertung, ergibt sich daraus ein Bewertungs-Multiple von 5,7x Ebitda. Der Zukauf soll mit einer Kombination aus Eigen- und Fremdkapitalinstrumenten finanziert werden, geplant ist unter anderem eine Kapitalerhöhung über 450 Millionen Euro. Covestro wurde bei der Transaktion von der Kanzlei Linklaters (Federführung: Kristina Klaaßen-Kaiser und Sebastian Klingen) beraten.
Bund prüft Beteiligung an Rüstungskonzern Hensoldt
Nach dem enttäuschenden Börsengang von Hensoldt hält sich die Bundesregierung eine strategische Beteiligung am Rüstungskonzern weiter offen – bis zum Jahresende muss jedoch eine Entscheidung feststehen. Bis dahin hat der Bund nämlich noch das Recht, dem Hensoldt-Mehrheitsaktionär KKR bis zu 25,1 Prozent der Anteile abzukaufen. „Ob wir dieses Recht ausüben, wird gerade geprüft“, zitiert die Nachrichtenagentur „Reuters“ eine Sprecherin des Bundesverteidigungsministeriums. Für das Anteilspaket müsste der Bund 600 Millionen Euro auf den Tisch legen – damit wäre der Preis je Aktie etwa doppelt so hoch wie der Preis, zu dem die Hensoldt-Aktien beim IPO des Taufkirchener Unternehmens ausgegeben wurden.
Sollte die Bundesregierung die Frist verstreichen lassen, kann sie sich erst dann ein Vorkaufsrecht für die restlichen Hensoldt-Anteile – zum dann geltenden Börsenkurs – sichern, wenn KKR seine Beteiligung auf 25,1 Prozent gesenkt hat. Der Bund hatte sich beim Verkauf der ehemaligen Airbus-Tochter an den Private-Equity-Investor in einer Art Sicherheitsabkommen Einfluss auf Hensoldt bewahrt.
Hella verkauft Kamerasparte an VW-Tochter
Hella verkauft seine Kamerasparte an Volkswagen: Wie der Autozulieferer aus Lippstadt mitteilte, veräußert er das Geschäft mit Frontkamerasoftwares sowie die zugehörigen Bereiche Testing und Validation seiner Berliner Software-Tochter Hella Aglaia Mobile Vision an Car.Software Org. Rund die Hälfte der Hella-Aglaia-Mitarbeitenden sollen zur VW-Tochter wechseln, in der die Wolfsburger seit Anfang des Jahres ihre Software-Tätigkeiten bündeln.
Nicht von dem M&A-Deal betroffen sind die Geschäftsaktivitäten von Hella Aglaia in den Bereichen Energiemanagement, Lichtsteuerung und People Sensing. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Im Rahmen des Deals rechnet Hella mit einem außerordentlichen Ertrag in Höhe von rund 100 Millionen Euro. Die Transaktion, die noch die Freigabe der zuständigen Kartellbehörden benötigt, soll im ersten Quartal kommenden Jahres abgeschlossen werden. Hella ließ sich bei der Transaktion von der Kanzlei Linklaters (Federführung: Jochen Laufersweiler, Andreas Müller und Julia Rupp) beraten.
Uber liebäugelt offenbar mit Fahrdienst Free Now
Uber hat offenbar ein Auge auf den Hamburger Fahrdienst Free Now geworfen: Wie das „Handelsblatt“ mit Verweis auf informierte Kreise berichtete, erwägt der US-Fahrdienstvermittler eine Übernahme des Joint-Ventures von Daimler und BMW. Dem Gemeinschaftsunternehmen der beiden deutschen Autobauer sei demnach es aufgrund der Coronavirus-Krise bislang nicht gelungen, neue Investoren anzulocken – dies hätte Uber auf den Plan gerufen.
Allerdings gäbe es keine Sicherheit, dass es auch tatsächlich zu einer Transaktion kommt – auch andere Bieter könnten ins Rennen einsteigen, heißt es in dem Bericht. Daimler bewertete seine Hälfte des Joint-Ventures per Ende Juni mit 618 Millionen Euro. Die Unternehmen wollten die Informationen nicht kommentieren.
Weitere Meldungen
SAP stärkt das Geschäft mit Kundenbeziehungen mit der Übernahme von Emarsys. Die österreichische Firma beschäftigt rund 800 Mitarbeiter an 13 Standorten weltweit und hat eine Kundenerfahrungsplattform entwickelt, mit der Unternehmen die Erfahrungen und die Zufriedenheit von Kunden schnell erheben und analysieren können. Derzeit wird die Software von Emarsys von rund 1.500 Kunden weltweit genutzt. Emarsys soll in die SAP-Sparte Customer Experience integriert werden. Das Closing erwartet der Dax-Konzern im vierten Quartal dieses Jahres. Finanzielle Transaktionsdetails teilt SAP nicht mit.
Die Zerlegung des Skandalkonzerns Wirecard schreitet voran: Die rumänische Tochter des insolventen Zahlungsdienstleisters wird an den portugiesischen Konkurrenten SIBS verkauft, wie Insolvenzverwalter Michael Jaffé mitteilte. Finanzielle Details der Transaktion, die bereits am Montag vollzogen wurde, wurden nicht genannt. Wirecard Romania gehörte seit 2016 zur Wirecard Sales International Holding (WDSI), in der die internationalen Beteiligungen der Aschheimer gebündelt sind. Die Wirtschaftskanzlei Noerr (Federführung: Dominik Rompza und Christian Pleister) hat Jaffé bei dem Deal beraten. Auch die M&A-Prozesse für weitere internationale Tochtergesellschaften sollen fortschreiten: Jaffé zufolge sind die Verkaufsprozesse für die beiden indonesischen Töchter PT Prima Vista Solusi und PT Wirecard Technologies Indonesia sowie für die vietnamesische Wirecard-Tochter Wirecard Vietnam Company Limited „fortgeschritten“.
Aurelius Wachstumskapital, der Growth-Capital-Arm des Finanzinvestors Aurelius, kauft den Online-Marketing-Spezialisten DetailM. Verkäufer der Anteile des Trierer Unternehmens für Suchmaschinenoptimierung („SEO“) ist die Münchener Beteiligungsgesellschaft Arcus Capital. Auch die DetailM-Geschäftsführer Timo Abid und Valentin Hertfelder veräußern Anteile. DetailM entstand 2018 durch den Zusammenschluss der beiden Arcus-Portfoliounternehmen Seo2b und Belboon. Die Verkäuferseite wurde bei dem Deal von der Wirtschaftskanzlei Norton Rose Fulbright (Federführung: Philipp Grzimek) beraten. Aurelius Wachstumskapital wurde von der Kanzlei Kuzaj Wittmann & Partner (Federführung: Hans-Jörg Wittmann) unterstützt.
Reckitt Benckiser will sich offenbar von Pflegeprodukten trennen – und könnte einen neuen Besitzer in Deutschland finden: Wie mehrere mit dem Prozess vertraute Personen der Nachrichtenagentur „Reuters“ sagten, bereiten die Briten offenbar den Verkaufsprozess eines Paktes von Pflegemarken vor, die nicht mehr zum Kerngeschäft gehören. Für das Portfolio, das unter anderem Marken wie Clearasil und Scholl umfasst, sollen sich die beiden deutschen Konsumgüterkonzerne Henkel und Beiersdorf interessieren. Auch der niederländisch-britische Unilever-Konzern gelte als Kaufinteressent. Der Wert des ins Schaufenster gestellten Markenpakets soll 1 Milliarde Pfund (rund 1,1 Milliarden Euro) betragen.
Bei einem anderen M&A-Deal hat Unilever in dieser Woche die Verkäuferrolle eingenommen: Der Konsumgüterkonzern verkauft sein Pfanni-Werk in Mecklenburg-Vorpommern an den niederländischen Kartoffelproduktehersteller Aviko Rixona. Das Werk am Standort Stavenhagen stellt Kartoffelprodukte von Unilever-Marken wie Pfanni und Knorr her. Nach Vollzug des Verkaufs verbleiben die Marken sowie der Vertrieb der Produkte bei Unilever, die 210 Werksmitarbeiter werden vollständig von Aviko Rixona übernommen. Die beiden Unternehmen gehen zudem eine strategische Partnerschaft ein: Die Niederländer sollen langfristiger Lieferant für die Kartoffelprodukte und Snackpots von Unilever werden. Finanzielle Details der Transaktion, die bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein soll, wurden nicht genannt. Die internationale Genossenschaft Royal Cosun, zu der Aviko Rixona gehört, wurde bei dem Deal von der Kanzlei Noerr (Federführung: Jan-Philipp Meier und Felix Muhl) beraten.
Die Annahmefrist für das Metro-Übernahmeangebot hat gestern begonnen. Wie EPGC, das Investmentvehikel von Daniel Kretinsky, mitteilte, läuft das Angebot bis zum 29. Oktober. Für eine Stammaktie bietet der Tscheche 8,48 Euro, für eine Vorzugsaktie 8,89 Euro. Die Offerte ist diesmal an keine Mindestannahmeschwelle geknüpft. Kretinsky rechnet nicht damit, nach dem Ende der Annahmefrist mehr als 50 Prozent an Metro zu halten. Das ist auch nicht nötig, um mehr Einfluss zu erlangen: Überspringt der Tscheche mit seinem Anteil die 30-Prozent-Schwelle – wovon auszugehen ist –, darf er bis zum Erreichen von 50 Prozent weiter Aktien am freien Markt erwerben, ohne eine erneute Meldepflicht auszulösen. Im Streubesitz befinden sich derzeit rund 49 Prozent der Papiere.
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Uniper will sich offenbar von seiner 20-prozentigen Beteiligung an der Gaspipeline Opal trennen. Das berichtete das „Handelsblatt“ unter Verweis auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Der Verkaufsprozess werde von der Investmentbank Citi begleitet und könne noch in diesem Jahr gestartet werden – eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Stattdessen werde Uniper erst nach der US-Präsidentschaftswahl am 3. November über einen Verkauf entscheiden, so der Bericht weiter. Opal verbindet die erste Ostseepipeline mit dem Gasnetz auf dem europäischen Festland. Die 470 Kilometer lange Leitung verläuft von Norddeutschland bis nach Tschechien und befördert jährlich 36 Milliarden Kubikmeter Gas.
Bechtle gibt die 100. Übernahme der Firmengeschichte bekannt: Der IT-Dienstleister aus Neckarsulm erwirbt den österreichischen Softwarespezialisten Dataformers. Die bisherigen geschäftsführenden Gesellschafter von Dataformers, Thomas Gratz und Wilfried Mausz, werden ihre leitenden Funktionen im Unternehmen beibehalten. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Dataformers soll in das österreichische IT-Systemhaus von Bechtle integriert werden. Das im Jahr 2009 gegründete Unternehmen aus Linz beschäftigt derzeit 55 Mitarbeiter und setzte im vergangenen Jahr eigenen Angaben zufolge 5,5 Millionen Euro um. Die Kanzlei CMS (Federführung: Tobias Schneider) hat Bechtle bei der Transaktion beraten.
Bike Components hat einen neuen Investor an Bord: Wie die begleitende Kanzlei Linklaters (Federführung: Sebastian Daub) mitteilte, hat sich das Family Office des Unternehmers Peter Möhrle an dem Onlinehändler für Fahrradzubehör beteiligt. Die Hamburger Holding verfolgt eigenen Angaben zufolge langfristige Unternehmensbeteiligungen im Rahmen einer Buy-and-Build-Strategie. Finanzielle Transaktionsdetails sind nicht bekannt. Neben Linklaters als Rechtsberater fungierten die Berater von Stephens als Financial Advisor für Bike Components. Peter Möhrle ließ sich von der Kanzlei Hengeler Mueller beraten.
Die Coronakrise zwang die Arwe-Gruppe in die Knie, nun ist der insolvente Mobilitätsdienstleister größtenteils verkauft: Nachdem der Betrieb der Arwe Automotive Service GmbH mit rund 63 Standorten und 500 Mitarbeitern zunächst fortgeführt werden konnte, hat der Autozulieferer Tip Top aus Neuss nun den Großteil der Standorte übernommen. Die Tochterunternehmen der Arwe Carrental Service in England und Frankreich gehen an den Automotive-Dienstleister Assured Fleet Services. Für die österreichischen und spanischen Töchter laufen die Verhandlungen noch. Der Verkaufsprozess wurde von Insolvenzverwalter Paul Abel von der Kanzlei Anchor Rechtsanwälte sowie von dem Vermögensverwalter Alcentra begleitet. Arwe wurde von der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek (Federführung: Stefan Proske) beraten. Alcentra wurde von der Wirtschaftskanzlei Gleiss Lutz (Federführung: Matthias Tresselt und Kai Birke) unterstützt. Die Kanzlei Linderhaus Stabreit Langen fungierte als Berater für Tip Top.
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