Chinesischer Stratege stockt bei Grammer auf
Der strategische Investor Ningbo Jifeng hat über seine Holding Jap Capital weitere Anteile an dem Automobilzulieferer Grammer erworben. Jap Capital hält nun 25,51 Prozent an Grammer und hat damit zugleich auch eine Sperrminorität. Damit dürfte bis auf Weiteres Ruhe unter den Investoren und im Unternehmen selbst einkehren. Der Konzern-Frieden wurde im Frühjahr durch einen Machtkampf unter den Investoren gestört. Diese Auseinandersetzung hat sich laut Angaben von Grammer bereits negativ in den Auftragsbüchern des Amberger Unternehmens bemerkbar gemacht.
Gegenüber stehen sich beim Kampf der Investoren Jap Capital und die Investorenfamilie Hastor, die gegen den Willen des Vorstands und des Aufsichtsrats die Kontrolle bei Grammer übernehmen will. Die Hastors halten über die beiden Vehikel Cascade und Halog aktuell etwa 20 Prozent der Aktien.
Meag kauft Fernwärme-Anteile von Steag
Der Vermögensmanager der Versicherer Munich Re und Ergo Meag steigt mit einer Minderheitsbeteiligung von 49 Prozent bei der Fernwärme-Tochter des Essener Energiekonzerns Steag ein. Laut Unternehmensangaben werde die Transaktion rückwirkend zum 1. Januar 2017 wirksam. Der Deal untersteht noch der Freigabe durch die Kartellbehörden, die lauten Steag bis Ende des Jahres erwartet werde. Erst im Juni dieses Jahres hatte Steag verkündet, sich aufgrund von hohen Verlusten von der Fernwärme-Sparte trennen zu wollen.
Über den Kaufpreis haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart. Bei der Transaktion wurde Meag von der Rechtsanwaltsgesellschaft Luther beraten. Auf Seiten der Steag beriet die Wirtschaftskanzlei White & Case. Laut eigenen Angaben zählt der Energiekonzern rund 170 Mitarbeiter, die ein 660 Kilometer langes Fernwärmenetz im Ruhrgebiet betreiben.
Haniel übernimmt Rovema von EQ Equita
Der Industrieholding Haniel übernimmt den Verpackungsspezialisten Rovema vom Private-Equity-Investor EQ Equita, der das Asset laut einer gemeinsamen Pressemitteilung seit 2015 besessen hat. Über den Kaufpreis oder weitere Details der Transaktion ist nichts bekannt, da Haniel und EQ Equita Stillschweigen vereinbart haben.
Rovema, das seinen Firmensitz im hessischen Fernwald hat, wird 2017 laut eigenen Angaben einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro erwirtschaften. Bei der Übernahme wurde Haniel von Berndt + Partner beraten. EQ Equita ließ sich vom M&A-Berater Alantra unterstützen.
Mega-Fusion zwischen Chemieriesen Clariant und Huntsman scheitert
Die Fusion zwischen dem Schweizer Chemiekonzern Clariant und dem US-amerikanischen Wettbewerber Huntsman ist gescheitert. Clariant befürchtet, dass man die nötige Zweidrittelmehrheit der Aktionäre, die für die Fusion nötig gewesen wären, nicht erreichen könne. Das verkündete Clariant am Freitagmorgen mittels einer Pressemitteilung. Die nötige Mehrheit unter den Aktionären kommt nicht zustande, da der Clariant-Großaktionär White Tale sich gegen den M&A-Deal aussprach und sich somit eine Opposition unter den Aktionären gegen die Fusionspläne formierte.
Noch im Mai reagierten die Aktien von Clariant und Huntsman positiv auf den geplanten Zusammenschluss der beiden Chemieriesen. Beide Papiere konnten damals über 10 Prozentpunkte zulegen. Nach der Verschmelzung wäre der neue Konzern rund 20 Milliarden Euro wert gewesen. Zudem hatten beide Unternehmen auf starke Synergieeffekte gehofft, deren Barwert die Konzerne auf 3,5 Milliarden Dollar schätzten.
Verkauf der HSH Nordbank geht in die heiße Phase
Bis Ende der Woche läuft die Bieterfrist für die kriselnde HSH Nordbank. Mehrere Investoren haben bereits ihr Interesse signalisiert. Laut unbestätigten Informationen des „Handelsblatt“, sollen die Finanzinvestoren Cerberus, Apollo und die Private-Equity-Gesellschaften JC Flowers und Lone Star ein Angebot in Erwägung ziehen. Außerdem sei noch ein bisher unbekannter Investor aus Großbritannien an einer Übernahme interessiert. Die Zeitung beruft sich bei ihren Informationen auf Finanzkreise.
Cerberus hatte sich im Juli mit 5 Prozent bei der Commerzbank eingekauft. Lone Star versucht derzeit den Ausstieg bei der Düsseldorfer Industriebank IKB, die der Turnaround-Investor nach der Finanzkrise übernommen hatte.
Deloitte übernimmt Start-up-Schmiede Makers
Der Wirtschaftsprüfer Deloittekauft den Berliner Start-up-Inkubator Makers und treibt den Ausbau seiner digitalen Sparte voran. Makers habe mehr als zehn Unternehmen aufgebaut sowie zwei Unternehmen „zum fünfzigfachen Wert“ verkauft, wie Deloitte in einer Pressemeldung erklärt.
Makers ist nicht der erste Deal mit dem sich Deloitte Digitalkompetenz von außen einkauft. So hat die Wirtschaftsprüfung im August die Digitalagentur Acne übernommen. Da die Big Four der Wirtschaftprüfer – KPMG, PwC, Deloitte und EY –in ihrem angestammten Terrain mit einem gesättigten Markt und aufstrebender Konkurrenz kämpfen, wollen sie in der Unternehmensberatung wachsen. Deloitte schreibt dort mittlerweile höhere Umsätze als in der Prüfung.
M&A-Personalien
Markus Arzt wird künftig das Rechtsanwalts-Team um Thomas Talos und Roman Rericha bei der Kanzlei Brandl & Talos ergänzen. Schwerpunktmäßig beschäftigt sich Arzt mit Gesellschafts-, Unternehmens- und Kapitalmarktrecht, M&A-Transaktionen und der Beratung von Start-ups. Arzt ist bereits seit 2007 für Brandl & Talos tätig und unterstützt als Rechtsanwaltsanwärter seit 2012 das M&A-Team der Kanzlei.
Max Landshut wurde von der Anwaltskanzlei Allen & Overy zum Counsel in Deutschland befördert. Der 37-Jährige ist als Berater für Unternehmen und Finanzinvestoren bei M&A-Transaktionen, Joint Ventures und Restrukturierungen tätig. Sein juristischer Schwerpunkt liegt im Energierecht.
Weitere M&A-Deals
Der Telekommunikationskonzern Tele Columbus übernimmt die Vodafone-Anteile, die der Mobilfunkanbieter am Kabelnetzbetreiber KMS hält. Der Kaufpreis soll sich laut Angaben der Unternehmen auf 40 Millionen Euro belaufen. Weitere 12 Millionen Euro sollen im 1. Quartal 2018 noch zum Kaufpreis dazukommen. Das Multiple des Deals beträgt 5,22x und basiert auf einem normalisierten EBITDA.
Der italienische Autobahnmautbetreiber Atlantia will offenbar sein Angebot für das spanische Infrastrukturunternehmen Abertis erhöhen. Das berichtet die Nachrichtenagentur „Reuters“ unter Berufung auf Insiderinformationen. Die Italiener befinden sich in einem Bieterwettkampf mit dem deutschen Baukonzern Hochtief, der vor kurzem ein Angebot von 17,1 Milliarden Euro für Abertis eingereicht hat.
Der Konsumgüterproduzent Henkel kauft die Haarpflege-Firma Zotos vom japanischen Kosmetikkonzern Shiseido ab. Der Kaufpreis soll laut Informationen der Nachrichtenagentur „Reuters“ 413 Millionen Euro betragen. 2016 konnte Zotos mit etwa 700 Mitarbeitern einen Umsatz von umgerechnet rund 198 Millionen Euro erwirtschaften.
Der Logistikdienstleister Zeitfracht übernimmt die Frachtguttochter Leisure Cargo von der insolventen Fluglinie Air Berlin. Der Zukauf durch Zeitfracht kann nun erfolgen, nachdem der Gläubigerausschuss von Air Berlin dem M&A-Deal zugestimmt hat. In der Übernahme inbegriffen sind die 60 Mitarbeiter des Logistikunternehmens.
Der insolvente Küchenbauer Alno wird weiter zerschlagen. Das Bundeskartellamt hat den Verkauf der Alno-Tochter Pino an Nobilia genehmigt. Parallel hat der Insolvenzverwalter Martin Hörmann nach eigenen Angaben die skandinavische Tochter Scandinavia AB mit Sitz in Stockholm an die luxemburgische Beteiligungsgesellschaft Blue Wall verkauft.
Der Maschinenbaukonzern Gea arbeitet offenbar an einer Verteidigungsstrategie gegen den aktivistischen Investor Paul Singer. Das berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ unter Berufung auf Finanzkreise. Laut diesem Bericht befände sich der Düsseldorfer Konzern in Verhandlungen mit der Deutschen Bank und der Investmentbank Goldman Sachs. Singer hatte sich vor knapp zwei Wochen über seinem Hedgefonds Elliott mit drei Prozent bei Gea eingekauft.
Die Mittelstandsholding Endurance Capital übernimmt zusammen mit dem Fahrzeugtechnikhersteller Al-Ko Kober die Sparten Automotive, Metallteilfertigung und Bahntechnik der Kohl-Gruppe. Für die Transaktion haben Endurance und Al-Ko das Erwerbskonsortium Mettec Holding gebildet. Beide Unternehmen rechnen laut eigenen Angaben mit einem Abschluss des Deals bis Jahresende. 2016 erwirtschafteten die drei Sparten der Kohl-Gruppe mit 620 Mitarbeitern einen Umsatz von knapp 110 Millionen Euro. Beim Verkauf wurde die Kohl-Gruppe von der Beratungsgesellschaft Imap und der Anwaltskanzlei Ebner Stolz beraten.
Das Werbeunternehmen European Directories übernimmt über seine Tochtergesellschaft, den IT-Dienstleister Dogado, den Webhosting-Anbieter Alfahosting. Bei der Transaktion wurden die kaufenden Unternehmen von Allen & Overy und CMS beraten.
Der französische Infrastrukturkonzern Vinci will im deutschen Markt präsenter werden und seine Beteiligung am deutschen Autobahnmautbetreiber Toll Collect auf mindestens 25 Prozent aufstocken. Diese Anteile könnten ab 2018 zur Disposition stehen, wenn der Automobilkonzern Daimler seine Pläne wahrmacht und sich aus dem Eigentümerkonsortium, dass aus Vinci, Daimler und der Telekom besteht, zurückzieht.
Die Beteiligungsgesellschaft Heliad Equity Partners beteiligt sich mit 7,5 Prozent als Ankerinvestor am Edelsteinschmuckvertrieb Elumeo und sichert sich eine Option auf weitere 2,49 Prozent der Aktien. Elumeo beschäftigt laut eigenen Angaben rund 1.200 Personen an fünf Standorten.
Der Maschinenbauer Aumann hat den Sondermaschinenhersteller USK Karl Utz gekauft. Der M&A-Deal wurde laut einer Pressemitteilung bereits am 18. Oktober geschlossen. Mit dem Zukauf plant Aumann nach eigenen Angaben den Ausbau seiner Produktionslinien im Bereich E-Mobilität. 2016 konnte USK laut Unternehmensangaben einen Umsatz von rund 70 Millionen Euro erwirtschaften. Nach dem Zusammenschluss beschäftigen Aumann und UKS laut Angaben beider Konzerne rund 1.000 Mitarbeiter. USK wurde beim Verkauf von der M&A-Beratung Oaklins unterstützt.
Die Anwaltskanzlei Hogan Lovells hat unter der Federführung von Lutz Angerer die dänische Gesellschaft Ambu AS beim Erwerb von Anteilen des Medizintechnikherstellers Invendo Medical beraten. Der Kaufpreis beträgt 225 Millionen Euro, wovon wiederum 110 Millionen Euro Meilenstein- und Earn-out-Zahlungen beinhalten.
Der britische Online-Sportartikelhändler Wiggle CRC kauft die deutsche Onlineplattform Bike 24 vom Private-Equity-Investor Riverside. Bike 24 vertreibt Fahrräder und Sportbekleidung. Bei der Veräußerung des Dresdener Unternehmens beriet GCA Altium.
Die Investmentgesellschaft Vestigo Capital kauft das Immobilienunternehmen Accentro Real Estate vom Accentro-Hauptaktionär Adler Real Estate. Laut Angaben der Unternehmen übernimmt Vestigo 80 Prozent der Accentro-Aktien, die Adler aktuell hält. Der Kaufpreis soll sich laut einer gemeinsamen Pressemitteilung auf etwa 180 Millionen Euro belaufen. Bei der Transaktion wurde Vestigo von der Wirtschaftskanzlei Kirkland & Ellis beraten.
Der Schweizer Agrarchemiekonzern Syngenta verkauft große Teile seiner Pflanzenschutzsparte an das australische Agrarchemikalien-Unternehmen Nufarm. Der Verkauf ist Teil der Auflagen der EU-Kommission im Zuge der Übernahme von Syngenta durch den Chemiekonzern Chem China. Als Berater war die Frankfurter Anwaltskanzlei Gleiss Lutz (Federführung: Patrick Kaffiné) für Syngenta tätig. Der Schweizer Konzern beschäftigt weltweit rund 28.000 Mitarbeiter in 90 Ländern.
philipp.habdank[at]finance-magazin.de
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