Zitterpartie für Knorr-Bremse bei Haldex-Übernahme
Das Münchener Familienunternehmen Knorr-Bremse muss bei seinem Übernahmeversuch des schwedischen LKW-Zulieferers Haldex eine Zitterpartie durchstehen. Wie das Unternehmen diese Woche bekanntgab, muss Knorr-Bremse die schwedische Börsenaufsicht bitten, die Annahmefrist für das am 16. Juni auslaufende Übernahmeangebot an die Haldex-Aktionäre auszuweiten. Die Frist soll nach Wunsch von Knorr-Bremse bis zum 26. September verschoben werden. Allerdings ist der 16. Juni der rechtlich spätmöglichste Termin, an dem das Angebot nach schwedischem Recht abgeschlossen sein muss.
Als Lösung käme daher nur eine Ausnahmegenehmigung in Frage. Diese und die damit einhergehende zusätzliche Zeit wolle Knorr-Bremse nutzen, um umfangreichere Informationen darzulegen und Maßnahmen für eventuelle Auflagen vorzubereiten. Eine Entscheidung wird am kommendem Dienstag erwartet. Neben Knorr-Bremse hatten auch SAF-Holland, ZF Friedrichshafen ein Angebot abgegeben, die Haldex-Aktionäre allerdings nicht überzeugt.
EY offenbar vor Übernahme von OC&C
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) soll an der Übernahme der Strategieberatung OC&C Strategy Consultants interessiert sein, wie FINANCE aus Marktkreisen erfahren hat. Auf Anfrage von FINANCE wollte EY den möglichen Zukauf weder bestätigen noch dementieren. Im vergangenen September hatte die WP-Gesellschaft bereits OC&C Benelux erworben.
Neben der Strategieberatung ist OC&C auch bei M&A- und Private-Equity-Themen sowie bei der Optimierung von Organisations- und Geschäftsprozessen beratend tätig. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 550 Mitarbeiter, von denen 120 in Deutschland an den Standorten Düsseldorf, Hamburg und München arbeiten.
Offenbar neue Hürden bei Linde-Praxair-Fusion
Der Zusammenschluss des Industriegaseherstellers Linde und des Konkurrenten Praxair könnte sich weiter verzögern. Wie die Nachrichtenagentur Reuters aus Insiderkreisen erfahren hat, werde das Business Combination Agreement offenbar doch nicht zur Hauptversammlung am 10. Mai, sondern erst im Juni fertig. Grund hierfür sei die komplexe rechtliche Ausgestaltung des Vertrags.
Auch für die Abstimmung des Aufsichtsrats über die Fusion, die für den 3. Mai festgelegt ist, deuten sich Schwierigkeiten an. So wollen Arbeitnehmervertreter die Fusion im Aufsichtsrat ablehnen, da sie um ihre Arbeitsplätze bangen, wie Reuters weiter berichtet.
M&A-Personalien
Marion Swoboda-Brachvogel ist neuer Director des Wiener Büros von ValueTrust, einem Unternehmen im Bereich Financial Advisory Services. Sie wird zusammen mit Christian Aders das Büro leiten und für die Expansion des Standorts zuständig sein. Zusätzlich wird sie lokale Ansprechpartnerin für Mandanten aus Österreich sein. Swoboda-Brachvogel kann auf mehr als 14 Jahre Erfahrung im Strategy Consulting, Investment Banking und Beteiligungsmanagement zurückgreifen.
Weitere M&A-Deals
Die vom Landgericht Nürnberg-Fürth auf Antrag der Zulieferergruppe Prevent erlassene einstweilige Verfügung gegen die Wandlung einer Wandelanleihe durch den Automobilzulieferer Grammer bleibt bis auf Weiteres in Kraft. Mit dieser Wandelanleihe wollte Grammer erreichen, dass sich der chinesische Investor Ningbo-Jifeng an dem Unternehmen beteiligt. So sollte die Übernahme durch die bosnische Investorenfamilie Hastor verhindert werden. Gegen den Erlass der einstweiligen Verfügung hatte Grammer Widerspruch eingelegt, doch eine für diese Woche erwartete Entscheidung blieb aus und wird erst am 16. Mai erwartet. Grammer wolle nun aber alles dafür tun, einen früheren Termin zu erreichen, denn am 24. Mai ist eine Hauptversammlung angesetzt, auf der Ningbo Jifeng mitabstimmen soll.
Der Autozulieferer Continental gründet mit China Unicom Smart Connection, einer Tochtergesellschaft des Telekommunikationsunternehmens China Unicom, ein Joint Venture. Dessen Sitz wird in Shanghai liegen und den Namen Unicom Continental Intelligent Transportation Technology tragen. Sowohl Continental als auch China Unicom Smart Connection halten 50 Prozent an dem neuen Joint Venture. Continental erhofft sich so eine Weiterentwicklung im Bereich Mobilitätsdienste.
Nachdem VfB-Stuttgart-Präsident Wolfgang Dietrich vor gut zwei Wochen eine Abstimmung über die Ausgliederung der Profiabteilung auf den Tisch gebracht hatte, gibt es nun das erste Angebot. Der Autokonzern Daimler will sich als strategischer Partner mit 11,75 Prozent am Verein beteiligen. Dafür ist Daimler bereit, 41,5 Millionen Euro zu bezahlen. Dieser Deal würde den VfB mit rund 353 Millionen Euro bewerten. Auf einer Mitgliederversammlung am 1. Juni soll über die Ausgliederung abgestimmt werden.
Die Deutsche Post erwirbt über ihre Tochter DHL Supply Chain den brasilianischen Straßenfrachtführer Polar Transportes, der im Sektor Life Science and Healthcare tätig ist. Polar Transportes beschäftigt 400 Mitarbeiter und besitzt eine Flotte von 300 LKW. Das Unternehmen ist schon seit 15 Jahren ein Dienstleister von DHL Supply Chain.
Der Baustoffkonzern Heidelberg Cement erwirbt über seine Tochter Cadman Materials Geschäftsaktivitäten des Baustoffherstellers Cemex in den USA, wie die Nachrichtenagentur Dow Jones berichtet. Im Detail handelt es sich um Pacific Northwest Materials Business und dessen Produktionsstätten für Zuschlagstoffe, Transportbeton und Asphalt. Heidelberg Cement bezahlt dafür laut Bericht 150 Millionen. Der Abschluss sei für das zweite Quartal 2017 geplant.
Die Deutsche Bahn plant über ihre Tech-Sparte bei der britischen Firma What3words einzusteigen. What3words hat ein Geocoding-System entwickelt, mit dem Personen und Objekte mit einer Flächengenauigkeit von 3 mal 3 Metern gefunden werden können. Die Höhe der Summe, die die Deutsche Bahn investiert hat, ist nicht bekannt.
Der PE-Investor Steadfast Capital hat über seinen Steadfast Capital Fund III die Mehrheit der Anteile an der Reutter/ITIB-Gruppe erworben. Reutter ist ein Hersteller von Verschlüssen und SCR-Einfüllsystemen, die bei Nutzfahrzeugen und Personenkraftwagen genutzt werden, während ITIB thermoplastische Schlauch- und Rohrverbindungen anbietet. Mit der Übernahme will Steadfast Capital das internationale Wachstum des Unternehmens vorantreiben. Permira Debt Managers und die Südwestbank stellten die Fremdfinanzierung bereit. Der Steadfast Capital Fund III wurde bei der Transaktion von Steadfast Capital und Fynamore Advisers beraten. Shearman & Sterling hat die Südwestbank beraten.
Der dänische Pharmakonzern Novo erhöht seine Aktienbeteiligung an der Laborkette Synlab. Insgesamt zeichnet die Holding neue Anteile in Höhe von 250 Millionen Euro und ist von nun an mit 20 Prozent an Synlab beteiligt. Mit dem Erlös plant Synlab unter anderem Investitionsprojekte zu finanzieren. Der PE-Investor Cinven bleibt weiterhin Mehrheitsaktionär bei Synlab.
Die Beteiligungsgesellschaft Indus übernimmt 80 Prozent der Anteile an der Peiseler-Gruppe, einem Anbieter hochpräziser Teilgeräte und Schwenkeinrichtungen für Werkzeugmaschinen. Peiseler erwirtschaftet mit 170 Mitarbeitern an drei Standorten in Deutschland und den USA einen Jahresumsatz von rund 24 Millionen Euro, wie Indus in einer Pressemitteilung berichtet.
Die Bosch-Tochter Bosch Thermotechnik, ein Hersteller von energieeffizienten Heizungsprodukten und Warmwasserlösungen, erwirbt die DAA Deutsche Auftragsagentur von ihren Gründern. Die DAA ist ein Betreiber diverser Online-Fachportale zu den Themen Hausbau, Gebäudesanierung sowie erneuerbare Energien und beschäftigt 40 Mitarbeiter. Nach der Übernahme soll das Unternehmen eigenständig weitergeführt werden. Ein Team von SKW Schwarz Rechtsanwälte (Federführung: Stephan Morsch) hat Bosch Thermotechnik bei der Transaktion beraten.
Adhesys Medical, ein Startup-Unternehmen für Medizinprodukte, das einen Wundkleber zur Anwendung in der Chirurgie entwickelt hat, wurde von dem Pharmaunternehmen Grünenthal-Gruppe übernommen. Gleichzeitig erwirbt die Grünenthal-Gruppe auch die amerikanische Tochtergesellschaft sowie die weltweiten Entwicklungs- und Vermarktungsrechte an einer Pipeline von chirurgischen Wundklebern. Das Unternehmen sicherte sich außerdem die zugrunde liegende Technologieplattform. Im Geschäftsjahr 2016 erwirtschaftete die Grünenthal-Gruppe mit 5.500 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro. GSK Stockmann (Federführung: Max Wilmanns und Andreas Peters) stand den Gesellschaftern von Adhesys Medical bei der Transaktion beratend zur Seite, während Baker McKenzie (Federführung: Ingo Strauss und Heiko Gotsche) die Grünenthal-Gruppe beriet.
Das Medienunternehmen Divimove, das zum Bertelsmann-Konzern gehört, übernimmt das Youtuber-Treffen Videodays. Die Wirtschaftskanzlei Taylor Wessing (Federführung: Norman Röchert) hat den Käufer bei der Transaktion beraten.
Vita 34, ein pharmazeutisches Unternehmen, das eine Nabelschnurblutbank betreibt, will sämtliche Aktien von Seracell Pharma übernehmen. Das Unternehmen ist ebenfalls ein Anbieter von Nabelschnurblut. Im Rahmen des Deals übernimmt Vita 34 die Fertigungsstätten, das Cyro-Lager und den Kundenbestand. Der Vollzug des Erwerbs soll Mitte des Jahres erfolgen. Vita 34 will die Transaktion mit einer bereits gesicherten Bankfinanzierung und einer geplanten Kapitalerhöhung finanzieren. Maximal will das Unternehmen nach eigenen Angaben 14 Millionen Euro ausgeben.
Info
Die wichtigsten Transaktionen der vergangenen Wochen finden Sie im Überblick auf unserer Themenseite M&A-Deals.