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M&A-Deals: Hierher kommen die ausländischen Käufer

Ausländische Investoren trauen sich an immer größere Zukäufe in Deutschland. Allerdings lässt die Nachfrage aus China nach.
Peshkov/iStock/Thinkstock/Getty Images

Investoren aus dem Ausland wagen sich in Deutschland in immer stärkerem Maße auch an Milliardendeals heran. Durchschnittlich 490 Millionen Euro betrug das durchschnittliche Dealvolumen bei Zukäufen ausländischer Käufer im zu Ende gehenden Jahr, zeigt eine Analyse von PwC. Damit hat sich das durchschnittliche Volumen der Transaktionen gegenüber 2016 (230 Millionen Euro) mehr als verdoppelt. 

In die Bewertung sind 170 bis Mitte November getätigte M&A-Deals eingeflossen, für die Kaufpreise bekannt sind. 20 Transaktionen waren mehr als 1 Milliarde Euro schwer. Mit Abstand an der Spitze liegt die geplante Übernahme von Unitymedia durch Vodafone, die mit 18,4 Milliarden Euro in die Statistik eingeht. Die Transaktion könnte allerdings noch kippen, derzeit wird sie von der EU-Kommission vertieft geprüft.

Nur wenige M&A-Deals mit China

Insgesamt hatten laut PwC bis Mitte November bereits 732 deutsche Unternehmen einen Käufer im Ausland gefunden, für das Gesamtjahr rechnet das Beratungshaus mit 815 bis 850 Transaktionen. Die meisten Käufer kommen aus den USA (129 Transaktionen), gefolgt von Großbritannien (94 Deals) und der Schweiz (86 Zukäufe). 

M&A-Deals mit chinesischen Käufern spielen dagegen keine große Rolle mehr – zumindest keine, die dem Interesse entspräche, das chinesische M&A-Manöver in Deutschland nach wie vor wecken.  Chinesische Käufer schlugen im zurückliegenden Jahr nur 34 Mal in Deutschland zu, berichtet die F.A.Z. unter Berufung auf bislang unveröffentlichte Zahlen von EY. Dies wäre der niedrigste Wert seit fünf Jahren und der zweite deutliche Rückgang in Folge. 

Bereits 2017 hatte das Interesse aus China nachgelassen. Zum Vergleich: 2016 hatten chinesische Investoren noch 68 Transaktionen in Deutschland getätigt, doppelt so viele wie 2018. 

Politik schaut kritisch auf M&A-Deals mit China

Prominent vertreten sind chinesische Investoren mit der Übernahme eines 9,7-prozentigen Anteils an Daimler, der bei PwC mit 7,3 Milliarden Euro in die Dealstatistik eingeht. Laut EY-Zahlen lag das Transaktionsvolumen chinesischer Investoren im vergangenen Jahr bei umgerechnet nur knapp 9 Milliarden Euro, nach rund 12 Milliarden Euro im Vorjahr. Damit entfiele der Großteil der Investments 2018 auf einzigen Deal, den Einstieg des Milliardärs Li Shufu bei Daimler. Die für das China-Geschäft verantwortliche EY-Managerin Yi Sun bezifferte das durchschnittliche Investitionsvolumen der meisten anderen Deals mit chinesischen Käufern auf 50 bis 300 Millionen Euro. 

China-Deals leiden derzeit unter gleich doppeltem Gegenwind seitens der Politik.  Die Daimler-Transaktion beispielsweise war umstritten, da der Erwerb des hohen Aktienanteils als „Anschleichen“ gewertet wurde. Eine juristische Prüfung brachte jedoch keine Anhaltspunkte für illegale Manöver. 

Peking erschwert internationale M&A-Deals

Vor wenigen Monaten vereitelte die Bundesregierung zudem den Einstieg eines chinesischen Konzerns bei einem anderen wichtigen deutschen Unternehmen, dem Stromnetzbetreiber 50Hertz. Außerdem hat die Bundesregierung ihre Eingriffsrechte beim Verkauf von Beteiligungen verschärft: Die Prüfschwelle für den Einstieg ausländischer Investoren bei „kritischer Infrastruktur“ wurde von 25 auf 10 Prozent gesenkt. 

Auch Peking legt internationalen Deals Steine in den Weg. Nachdem sich Vorzeigekonzerne wie HNA mit ihren milliardenschweren Einkaufstouren in Europa und Nordamerika an den Rand des Zusammenbruchs manövriert hatten und die hohen M&A-bedingten Kapitalabflüsse zu einer ausgeprägten Schwäche beim Wechselkurs der chinesischen Währung beigetragen haben, hat Peking die Kapitalverkehrskontrollen verschärft. Für chinesische Konzerne ist es nicht mehr so einfach wie in der Vergangenheit, die nötige politische Rückendeckung für M&A-Deals im Ausland zu bekommen.   

Private-Equity-Investoren stellen viele Käufer

Doch dieses Phänomen trifft nicht auf ganz Asien zu – China in ein Einzelfall. Während das chinesische Interesse nachlässt, sind Käufer aus dem asiatisch-pazifischen Raum weiterhin stark an Zukäufen in Deutschland interessiert, zeigt die PwC-Analyse. Bis Mitte November gab es 110 Transaktionen mit Käufern aus der Region – fast so viele wie im gesamten Vorjahr (114). Der chinesische Anteil am deutschen M&A-Geschehen sei allerdings „weniger hoch, als es die oft aufgeregten Debatten um den angeblichen Ausverkauf hiesiger Unternehmen nach China vermuten ließen“, meint Steve Roberts, Leiter Private Equity bei PwC in Deutschland. 

Bei Roberts‘ Kernkundengruppe ist keine Abkühlung erkennbar: Im Private-Equity-Umfeld sind deutsche Unternehmen immer noch stark gefragt. Von den bis Mitte November dokumentierten Deals entfielen 37 Prozent auf PE-Fonds. 


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