Infineon wechselt in den Angriffsmodus: Der Halbleiterhersteller will den kriselnden US-Wettbewerber Rectifier für umgerechnet 2,25 Milliarden Euro erwerben. Infineon hat dem Unternehmen 40 Dollar pro Aktie angeboten, das Gebot liegt damit 47,7 Prozent über dem durchschnittlichen Aktienpreis von Rectifier in den vergangenen drei Monaten. Beraten wurde Infineon von der Bank of America Merrill Lynch und Citigroup Global Markets. JPMorgan agiert als M&A-Berater für International Rectifier. Kirkland & Ellis sowie Freshfields sind als Rechtsberater für Infineon mandatiert, während die Rechtsberatung für International Rectifier von Fried, Frank, Harris, Shriver & Jacobson erbracht wird.
Bund genehmigt Dea-Verkauf
Trotz politischer Spannungen in Russland hat der Bund den Verkauf der Öl- und Gas-Fördertochter von RWEDea nach Russland genehmigt. Dea soll für fünf Milliarden Euro vom russischen Oligarchen Michail Friedman gekauft werden, im Verkaufspreis sind übernommene Verbindlichkeiten über 0,6 Milliarden Euro enthalten. Mit dem Milliardendeal will RWE seine finanzielle Situation verbessern.
Sun Capital verkauft Strauss Innovation
Der PE-Investor Sun Capital hat einen Abnehmer für die Warenhauskette Strauss Innovation gefunden: Das Mühlbeck Family Office hat das kriselnde Unternehmen übernommen. Hinter dem Family Office steht die Unternehmerfamilie Mühleck, die bereits in verschiedenen Filialkonzepten aktiv ist. Bei der Übernahme wurde Mühleck vom Beratungshaus cf:M Corporate Finance Mittelstand begleitet. Sun Capital wurde von Deloitte Corporate Finance sowie der Kanzlei McDermott Will & Emery bei der Investorensuche unterstützt. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Warenhauskette mit 79 Filialen und 1.200 Mitarbeitern hatte noch im Januar dieses Jahres die Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens beantragt.
Delivery Hero übernimmt Pizza.de
Die Konsolidierung im heiß umkämpften Web-Lieferservice-Markt nimmt Fahrt auf: Der Berliner Online-Lieferservice Delivery Hero kauft den Konkurrenten Pizza.de. Presseberichten zufolge soll der Kaufpreis im hohen zweistelligen bis niedrig dreistelligen Millionenbetrag liegen. Laut Unternehmen hatten Investoren dem Käufer zuvor 173 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt, die zum Teil in den Übernahmedeal geflossen sein sollen. Delivery Hero ist international in 23 Ländern aktiv, in Deutschland unter dem Namen Lieferheld. Beide Unternehme sollen ihre Marktidentität behalten.
United Internet und Holtzbrinck steigen bei Rocket Internet ein
Neue Investoren für die Berliner Venture Holding Rocket Internet: Holtzbrinck Ventures ist jetzt auch direkt bei Rocket Internet eingestiegen. Der Investor war bereits an sieben Tochterfirmen von Rocket Internet, unter anderen dem Modeversandhäusern Lamoda und Dafiti sowie am Essens-Lieferdienst Hello Fresh beteiligt. Nun werden die Anteile in eine direkte Beteiligung bei Rocket Internet umgewandelt. Diese Beteiligung entspricht 2,5 Prozent und einem Wert von 108 Millionen Euro. Wenige Tage zuvor hat sich auch United Internet an Rocket Internet beteiligt. Dabei stieg der Internet-Provider aus Montabaur über seine Tochtergesellschaft United Internet Ventures bei Rocket Internet ein. Der Tech-Konzern zahlte für seine Beteiligung von 10,7 Prozent, die über die Ausgabe neuer Aktien erfolgte, 435 Millionen Euro. Das Investment von United Internet setzte sich aus 333 Millionen Euro in bar und 102 Millionen Euro aus der Einbringung der Beteiligungen an den Portfoliounternehmen der Global FoundersCapital Fonds zusammen. Rocket Internet wurde bei dieser Transaktion von Noerr begleitet, geführt wurde das Team von Sascha Leske.
Karstadt-Verkauf genehmigt
Das Bundeskartellamt hat den Verkauf von 88 Karstadt-Warenhäusern an den österreichischen Immobilieninvestor René Benko und dessen Signa-Holding genehmigt. Erst vor wenigen Tagen hatte Benko die Warenhauskette zum symbolischen Preis von einem Euro vom Finanzinvestor Nicolas Berggruen übernommen. CFO Miguel Müllenbach kann jetzt die Sanierung einleiten.
Aurelius Mittelstandskapital kauft B+P
Die erst kürzlich gegründete Aurelius-Tochter Aurelius Mittelstandskapital hat schon ihren ersten Deal getätigt: Sie erwirbt die Mehrheit an der B+P Gerüstbau GmbH vom geschäftsführenden Gesellschafter Alexander Steinberg. Steinberg bleibt weiterhin in „wesentlichem Umfang“ an B+P beteiligt und wird das Unternehmen auch leiten. B+P wurde bei dieser Transaktion von Mummert & Company beraten. Über den Kaufpreis ist nichts Näheres bekannt, B+P Gerüstbau hatte zuletzt einen Umsatz von 18 Millionen Euro.
TÜV Süd verstärkt sich mit RCI Consultants
Der TÜV Süd hat das US-amerikanische Beratungshaus RCI Consultants in Houston, Texas übernommen. RCI Consultants hat sich auf Beratungsleistungen zur Entwicklung, Konstruktion und Installation von Förderanlagen und Pipelines für Ferntransporte von Erdöl und Erdgas spezialisiert. „Die Übernahme von RCI Consultants ist ein wichtiger Schritt, weil wir dadurch den Einstieg in den Upstream-Markt für die Exploration und Produktion von Erdöl und Erdgas erreicht und unser Portfolio im Midstream-Markt für den Ferntransport und die Aufbereitung deutlich erweitert haben“, sagte TÜV Süd-Vorstand Karsten Xander. Bisher konzentrierte sich das Angebot des Industrieprüfers vor allem auf den Downstream-Bereich.
Tecan Group kauft IBL International GmbH
Der Schweizer Anbieter von Laborinstrumenten Tecan Group übernimmt den Spezialisten für Immundiagnostik IBL International mit Sitz in Hamburg. Nähere Details sind nicht bekannt, die Tecan Group hat einen Umsatz von 388 Millionen Schweizer Franken. Ein Team von CMS Deutschland und CMS Niederlande hat IBL bei der Transaktion beraten. Lead Partner waren Hilke Herchen und Reinout Slot. IBL International wurde bis zu der Transaktion durch die niederländischen Private Equity- und Venture Capital-Investoren Wadinko undMiddenduin Life Sciences mehrheitlich gehalten.
Weitere M&A-Deals
Die YTAB Industrielackierungen hat einen neuen Eigentümer gefunden: Die in Südtirol/Lana ansässige Autotest kauft das insolvente Unternehmen im Rahmen eines Assetdeals. Über den Transaktionspreis wurden keine Angaben gemacht. Beraten wurde YTAB von Ebner Stolz Management Consultants GmbH (Michael Euchner, Gina-Kristin Joas, Dirk Drews).
Der US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble (P&G) prüft offenbar den Verkauf des traditionsreichen deutschen Rasierapparate-Herstellers Braun. Medienberichten zufolge verfehlt Braun die 1-Milliarde-Umsatzmarke und steht daher auf der Liste der schwächelnden Marken, von denen sich P&G trennen möchte.
Die United Medical Systems International (UMS), ein Anbieter von Versorgungskonzepten in der Hightech-Medizin, hat ihre Anteile an der US-Tochtergesellschaft United Medical Systems DE veräußert. Käufer ist der Finanzinvestor New State Capital. Der Kaufpreis beträgt 56,4 Millionen Euro. Beraten wurde UMS von Freshfields Bruckhaus Deringer, das Team umfasste die Gesellschaftsrecht-/M&A-Spezialisten Christoph H. Seibt, Matthew Herman, Paul Humphreys, Gunnar Isenberg, Daniel Resas, Libby O’Toole und Adrian von Prittwitz.
Im Rahmen eines Umbaus plant der Reisekonzern TUI umfangreiche Firmenverkäufe. Sofern die geplante Fusion mit der britischen Tochter TUI Travel von den Aktionären beider Gesellschaften genehmigt wird, sollen mehr als 100 Tochterfirmen verkauft, geschlossen oder neu integriert werden, kündigte TUI-Chef Fritz Joussen in einem Interview mit dem Handelsblatt an. Betroffen wären Einheiten, die 15 Prozent vom Umsatz und Ergebnis stellen.
Die Salzburger Unternehmerfamilie Kaindl hat eine Tochter der Raiffeisenbank International (RBI) in Malta gekauft. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Einem Zeitungsbericht zufolge will die Firmengruppe der Kaindls 100 Millionen Euro investieren. Die Malta-Tochter der RBI war für die Abwicklung von M&A-Transaktionen zuständig, wurde aber offenbar operativ nicht mehr genutzt.
Der PE-Investor Nord Holding aus Hannover hat sein Portfoliounternehmen CDA Holding an den US-Hersteller von optischen Speichermedien OEM Optical Experts verkauft. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. CDA aus Suhl (Thüringen) stellt ebenfalls optische Speichermedien her und erwirtschaftet damit 35 Millionen Euro im Jahr. Nach eigenen Angaben hat der Investor den Umsatz seit dem Einstieg vor drei Jahren um 40 Prozent gesteigert.
M&A-News: Personalien
Clifford Chance verliert zwei Anwälte am Düsseldorfer Standort: Cosima Preiss (34), die erst im Mai dieses Jahres Counsel wurde, wechselt zum Oktober als Partnerin zu Arqis. Sie war sechs Jahre lang bei Clifford. Sie unterstützte dort die Teams bei der Rekommunalisierung von Eon Mitte und beim Amprion-Deal. Preiss kommt aus dem M&A-Team von Partner Christoph Witte (43), der die Kanzlei schon Ende August verlässt. Witte startete 1999 seine Karriere bei Clifford, wo er 2005 Partner wurde. Er betreute zuletzt als globaler Relationship-Partner den Leverkusener Bayer-Konzern und beriet das US-Unternehmen American Tower beim Einstieg in den europäischen Markt für Kommunikationsanlagen. Über seinen weiteren beruflichen Weg hat Witte noch nicht entschieden.
Info
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