US-Behörde fordert Zugeständnisse von Linde und Praxair
Die für Übernahmen und Fusionen zuständige US-Behörde Federal Trade Commission (FTC) hat die geplante Megafusion der beiden Industriegasehersteller Linde und Praxairüberraschend unter höhere Auflagen gestellt. Beide Konzerne müssen weitere Unternehmensteile verkaufen, damit der 60-Milliarden-Dollar-Deal von der FTC freigegeben wird, teilte Linde mit. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, prüfen die Münchener offenbar bereits den Verkauf weiterer Sparten in Nordamerika. Als wahrscheinlich gilt zudem, dass die EU, die dem Deal ebenfalls zustimmen muss, ihre Auflagen für den Deal ebenfalls anpassen wird. Doch trotz der hohen Auflagen wollen beide Konzerne an der geplanten Fusion festhalten. Sowohl Linde als auch Praxair hatten sich bereits in den vergangenen Wochen von großen Teilen ihres Geschäfts getrennt.
Lanxess verkauft Kautschukgeschäft vorzeitig
Der Chemiekonzern Lanxess veräußert seinen 50-Prozent-Anteil an dem Joint Venture Arlanxeo an den Partner Saudi Aramco. Der MDax-Konzern zieht sich somit drei Jahre früher als geplant aus dem Gemeinschaftsunternehmen zurück, in dem das Kautschukgeschäft von Lanxess gebündelt ist. Ursprünglich hatten die beiden Konzerne eine Sperrfrist bis 2021 für einen weiteren Anteilsverkauf vereinbart. Lanxess erhält durch den Verkauf nach Abzug der Schulden einen Erlös von über 1,4 Milliarden Euro. Der Deal soll bis Ende 2018 abgeschlossen sein, teilte Lanxess mit. Die Behörden müssen der Transaktion noch zustimmen. Arlanxeo erzielte 2017 mit etwa 3.800 Mitarbeitern in neun Ländern einen Umsatz von rund 3,2 Milliarden Euro. Lanxess wird bei dem Deal von der Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer beraten.
Hastor-Clan verkauft Grammer-Anteil an Ningbo Jifeng
Die Investorenfamilie Hastor trennt sich nahezu komplett von ihrer 20-Prozent-Beteiligung, die sie über ihr Vehikel Cascade an dem Autozulieferer Grammer hält. Bis auf eine kleine Stückzahl habe Cascade sämtliche seiner Anteile dem chinesischen Autozulieferer Ningbo Jifeng angedient, teilt der Investor mit. Nach Ablauf des Übernahmeangebots halten die Chinesen 74 Prozent der Grammer-Anteile. Werden die nicht stimmberechtigten Aktien von Grammer herausgerechnet, beläuft sich der Anteil sogar auf 76 Prozent. Die übrigen Aktionäre haben nun noch bis zum 23. August Zeit ihre Beteiligung für 60 Euro je Aktie zu verkaufen. Bereits seit über einem Jahr läuft der Übernahmekampf zwischen Grammer und dem Hastor-Clan, der gegen den Willen des Managements die Mehrheit bei den Bayern erringen wollte. Ein erstes Übernahmeangebot für die Anteile durch Ningbo Jifeng hatte Cascade im Mai noch als zu niedrig abgelehnt.
Knorr-Bremse verkauft britische Töchter an Mutares
Das Münchener Familienunternehmen Knorr-Bremse verkauft seine beiden Industriedienstleister Rail Services und Kiepe Electric an die Beteiligungsgesellschaft Mutares. Über den Kaufpreis ist nichts bekannt. Mit dem Closing des Deals wird im Herbst 2018 gerechnet, wie aus einer Pflichtmitteilung hervorgeht. Rail Services und Kiepe Electric sind im Bereich der Instandhaltung von Schienenfahrzeugen tätig und erzielten im Geschäftsjahr 2017 einen kombinierten Umsatz von 75 Millionen Pfund (umgerechnet 85 Millionen Euro).
ProSiebenSat.1 verkauft Tropo an Emirates-Tochter
Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 löst seine Online-Reisesparte nun komplett auf und verkauft das Reiseveranstaltungsportal Tropo an dnata, eine Tochtergesellschaft des Luftfahrtkonzerns Emirates. Das teilte das Münchener Medienhaus über eine Pressemitteilung mit. Zum Kaufpreis machten die Unternehmen keine Angaben. Der Verkauf muss noch von den Kartellbehörden freigegeben werden. ProsiebenSat.1 hatte Tropo 2012 übernommen. Mit dem Deal wolle sich der Konzern verstärkt auf den Ausbau der eigenen Commerce-Aktivitäten konzentrieren, erklärt ProSiebenSat.1-CFO Jan Kemper den Deal.
Weitere Meldungen
Der Frankfurter Flughagenbetreiber Fraport veräußert seine Beteiligung am Flughafen Hannover an den Investor Icon Infrastructure. Icon zahlt für 30 Prozent der Anteile an dem Flughafen 109,2 Millionen Euro, wie Fraport diese Woche mitteilte. Der Gewinn nach Steuern soll für Fraport demnach 77 Millionen Euro betragen. 1998 war Fraport beim Flughafen Hannover eingestiegen und hatte seine Beteiligung 2003 auf 30 Prozent aufgestockt.
Der Autozulieferer Schaeffler gründet ein Joint Venture mit Paravan, einem Hersteller behindertengerechter Fahrzeuge und Rollstühle. Das neue Unternehmen soll als Schaeffler Paravan Technologie firmieren. Das Joint Venture wird unter anderem der Weiterentwicklung der Drive-by-wire-Technologie widmen, die eine rein elektronische Lenkung von Fahrzeugen ermöglichen soll. Die Anwaltskanzlei Allen & Overy (Federführung: Walter Uebelhoer) hat Schaeffler bei der Transaktion beraten.
Der Tickethändler CMS Eventim hat alle restlichen Anteile an seiner skandinavischen Tochter Venuepoint von Nordisk Film erworben. Damit ist Eventim fortan alleiniger Eigentümer des in Dänemark, Norwegen und Schweden tätigen Ticketing-Anbieters. Der Verkäufer Nordisk Film war seit 2012 an Venuepoint beteiligt, Eventim stieß im März 2016 als Joint Venture-Partner hinzu. Zuletzt war Eventim mit Transaktionen in Spanien durch den Zukauf des Konzert- und Festival-Veranstalters Doctor Music und Italien durch die Beteiligung am Konzert- und Musicalveranstalter Vivo Concerti aktiv.
Die Verlagsgruppe C.H. Beck hat den Weiterbildungsanbieter AWA-Außenwirtschafts-Akademie gekauft. Durch den Erwerb will C.H. Beck sein Fortbildungsangebot stärken. Der Verlag erzielte eigenen Angaben zufolge 2017 mit mehr als 600 Mitarbeitern einen Umsatz von knapp 200 Millionen Euro. AWA wurde bei der Transaktion von der Wirtschaftskanzlei Simmons & Simmons (Federführung: Stephan Ulrich) beraten. C.H. Beck wurde von Heuking Kühn Lüer Wojtek (Federführung: Boris Dürr) unterstützt.
Das US-amerikanische Elektrotechnologie-Unternehmen Ametek übernimmt den hessischen Kameratechnikspezialisten Motec. Das Unternehmen soll Teil von Ameteks Electronic Instruments Group werden. Details zum Kaufpreis sind nicht bekannt. Die Kanzlei CMS (Federführing: Heike Wagner) hat Ametek bei der Transaktion begleitet.
Optoflux, ein Spezialist für optischen Spritzguss, hat den philippinischen Wettbewerber HPOI Corporation übernommen. Zum Kaufpreis machten die Unternehmen keine Angaben. Bei dem Verkäufer handelt es sich um einen japanischen Hersteller von Spezialgläsern. HPOI beschäftigt eigenen Angaben zufolge 200 Mitarbeiter. Optoflux wurde bei der Transaktion von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Ebner Stolz (Federführung: Christoph Eppinger) beraten.
Der französische Industriekonzern Saint-Gobain kauft HKO Isolier- und Textiltechnik mit Sitz in Oberhausen. Über den Kaufpreis ist nichts bekannt. Die Übernahme soll Saint-Gobain zufolge der Weiterentwicklung von Nischentechnologien dienen. HKO beschäftigt laut eigenen Angaben 225 Mitarbeiter in Deutschland, Frankreich, den USA und China. Die Kanzlei Oppenhoff & Partner (Federführung: Myriam Schilling) hat Saint-Gobain bei dem Deal beraten.
Info
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