Lufthansa will auch Teile von Alitalia kaufen
Nach der Übernahme von 81 Air-Berlin-Fliegern plant die Lufthansa den nächsten Zukauf. Deutschlands größter Luftfahrtkonzern hat ein offizielles Angebot für die italienische Fluglinie Alitalia abgegeben. Auf die hartnäckigen Gerüchte folgte am Dienstag die Bestätigung. Der Dax-Konzern hat nach eigenen Angaben vor Verstreichen der Bieterfrist am Montag um 18 Uhr ein offizielles Angebot für Teile des insolventen Konkurrenten eingereicht. Neben Lufthansa sollen auch der britische Billigfluganbieter Easyjet und fünf weitere Interessenten ein Angebot abgegeben haben.
Details zum Angebot von Lufthansa sind nicht bekannt. Der in Köln ansässige Konzern führt lediglich aus, dass man an einer „neu aufgestellten Alitalia“ interessiert sei. Zum Kaufpreis glaubt die italienische Zeitung „Corriere della Sera“ mehr zu wissen: Das Blatt beruft sich auf Verhandlungsinsider laut derer sich der Betrag auf rund 500 Millionen Euro belaufen soll.
Messer und Konkurrenten spekulieren auf Teile von Linde
Der Industriegasehersteller Messer hat Interesse an Unternehmensanteilen des Konkurrenten Linde. Das verkündete CEO Stefan Messer in einem Interview mit der Tageszeitung „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. „Wir interessieren uns für die Transaktion und haben verschiedene Gesprächen mit Banken und möglichen Partnern geführt“, sagte der 62-jährige, im Interview.
Linde und Praxair gehen nach ihrer Fusion im Dezember 2016 davon aus, dass sie aus kartellrechtlichen Gründen Unternehmensteile verkaufen müssen. Doch beide Unternehmen haben bereits angegeben, dass sie nicht mehr als 3,7 Milliarden Dollar Umsatz abgeben wollen. Laut einer am Dienstag veröffentlichten Wasserstandsmeldung haben rund eine Woche vor Ablauf der Frist bereits 45,8 Prozent der Linde-Aktionäre ihre alten Papiere in Aktien der fusionierten Linde Plc getauscht.
Hochtief bietet für Abertis 17,1 Milliarden Euro
Der zum spanischen ACS-Konzern gehörende deutsche Baukonzern Hochtief will den spanischen Infrastrukturanbieter Abertis übernehmen. Für die Aktien der Spanier bieten die Essener rund 17,1 Milliarden Euro. Der Kaufpreis soll eine Cash- und Aktienkomponente enthalten. In Finanzkreisen wird vermutet, dass die Transaktion inklusive Schulden über 30 Milliarden Euro schwer sein wird.
Die anhaltenden Gerüchte über ein Hochtief-Angebot haben sich damit bestätigt. Neben den Deutschen interessiert sich auch die italienische Unternehmerfamilie Benetton für Abertis. Über das Investmentvehikel Atlantia hatten die Italiener zuvor 16,3 Milliarden Euro geboten. Der Markt rechnet nun mit einem Gegenangebot der Benettons. Hochtief-CEO Fernandez Verdes stellt sich jedenfalls auf einen zähen Übernahmekampf ein und erwartet das Closing frühestens in der ersten Jahreshälfte 2018.
RWE soll sich für Teile von Uniper interessieren
Der Energiereise RWE steht offenbar zur Übernahme bedeutender Teile von Uniper bereit. Laut „Handelsblatt" gelte das Interesse vor allem der deutschen Stromproduktion durch die Kohle- und Gaskraftwerke des E.on-Spin-offs. Die nötige finanzielle Power hätte RWE. Laut CFO Markus Krebber könne RWE inzwischen wieder „ohne weiteres über 1 Milliarde Euro für M&A-Mannöver mobilisieren."
Vor wenigen Tagen hatte sich E.on bereits mit dem finnischen Versorger Fortum auf den Verkauf des rund 50-prozentigen Aktienpakets geeinigt. Doch in die Unternehmensstrategie der Finnen, die sich als Anbieter sauberen Stroms positionieren, passen eigentlich nur Unipers Auslandsgeschäfte in Russland und Skandinavien sowie das großvolumige Handelsgeschäft.
Air Berlin wird weiter zerschlagen
Die Zerschlagung der insolventen Fluglinie Air Berlin geht weiter. Die Nachrichtenagentur „Reuters“ will erfahren haben, dass die Verkaufsverhandlungen für die Technik-Sparte kurz vor dem Durchbruch stünden. Es zeichne sich ein Zuschlag für das Bieterkonsortium um den Berliner Logistiker Zeitfracht und die Wartungsfirma Nayak ab. Dabei gehe es auch um die Übernahme der Frachttochter Leisure Cargo.
„Reuters“ beruft sich auf Insider, denen zufolge die Höhe des Kaufpreises für die Technik-Sparte von möglichen Auftragsgarantien der Lufthansa abhänge. Lufthansa hatte sich zuletzt mit Air Berlin darauf geeinigt, mehr als die Hälfte der Flotte der insolventen Rivalin zu übernehmen. Es geht um 81 der insgesamt gut 130 Air-Berlin-Maschinen. Der britische Billigflieger Easyjet verhandelt derzeit noch über die Übernahme von 25 Maschinen in Berlin-Tegel.
M&A-Personalien
Andreas Poth wechselt von der Deutschen Bank zum M&A-Berater Harris Williams. Der 34-Jährige gilt als Konsumgüterexperte und wird künftig als Vice President für Harris Williams tätig sein. Poth war über zehn Jahre im Bankensektor tätig. Neben der Deutschen Bank hat Roth auch für die niederländische Rabobank und HSBC gearbeitet.
Alexander Groß schließt sich Drooms an, einem Anbieter virtueller Datenräume. Der 40-jährige wird das wachsende Corporate-Finance- und M&A-Team verstärken. Zu seinem Verantwortungsbereich wird vornehmlich der deutsche M&A-Markt zählen. Aber auch Osteuropa, die Türkei, der Mittlere Osten und Nordafrika werden in seinen Kompetenzbereich fallen.
Neil George Weiand wechselt nach fast 20 Jahren bei der M&A-Beratung Allen & Overy zum Konkurrenten Linklaters. Zukünftig soll der Banken- und Finanzexperte Weiand als Partner vor allem bei Corporate-Finance-Transaktionen beraten. Wann genau der Wechsel vollzogen wird, ist bisher noch nicht bekannt.
Marcus Schroeder wird in den Gesellschafterkreis des Venture-Capital-Investors Redstone aufgenommen. Der M&A- und Kapitalmarkt-Berater ist bereits seit Januar als Venture-Partner für die Berliner tätig und soll nun das Venture-Capital-Geschäft mit Unternehmen aufbauen. Zuvor arbeitete der langjährige M&A-Banker für die internationalen Großbanken Santander, Société Générale und Merrill Lynch und in der M&A-Abteilung von Thyssen Krupp.
Weitere M&A-Deals
Die Rothenberger Unternehmensgruppe, ein Hersteller von Rohrwerkzeugen und –maschinen, will Nordwest Handel übernehmen und bietet dazu 18,25 Euro je Aktie. Rothenberger ist bereits mit 29,95 Prozent an dem Handelsunternehmen beteiligt und wurde bei der Transaktion von der Kanzlei White & Case (Federführung: Robert Weber und Markus Stephanblome) beraten.
Der Münchner Versicherungsriese Allianz verkauft sein Lebensversicherungs-Portfolio an die taiwanische China Life Insurance, die zum Finanzriesen CTBC gehört. Wie die Nachrichtenagentur „Reuters“ berichtet, hatte die Allianz für die Policen langfristige Zinsgarantien gegeben, was sie für den Markt unatraktiv gemacht hat. Der Kaufpreis beträgt nun einen obligatorischen Euro. Die Finanzaufsicht in Taiwan hatte die schon länger geplante Transaktion zunächst blockiert.
Der IT-Dienstleister Plus Server übernimmt den Konkurrenten Nexinto. Mit dem Zukauf möchte Plus Server nach eigenen Angaben seinen Aufbau eines leistungsfähigen Multi-Cloud-Services vorantreiben. Über den Kaufpreis haben die beiden Unternehmen Stillschweigen vereinbart. Nach Zusammenschluss der beiden Unternehmen wird sich der Umsatz auf 140 Millionen Euro belaufen. Die-Plus-Server-Gruppe ist ein Portfoliounternehmen des Private-Equity-Investors BC Partners und wurde bei der Transaktion von der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek beraten.
Der Mischkonzern Hörmann Industries will seine industriellen Dienstleistungen ausbauen und hat sich mit der Unternehmensgruppe Mat Maschinen- und Automationstechnik über den Erwerb ihrer drei Tochterunternehmen Mat Maschinentechnik, Mat Automationstechnik und Mat Industrieservice geeinigt. Dieser Zukauf sei laut Hörmann eine Reaktion auf die bevorstehenden Herausforderungen der Digitalisierung. Mat erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 13 Millionen Euro.
Der Pizza-Lieferdienst Domino’s Deutschland übernimmt den Konkurrenten Hallo Pizza. Der Kaufpreis beträgt nach Unternehmensangaben 32 Millionen Euro. Domino’s bezeichnet sich selbst als deutscher Marktführer und hat im vergangenen Jahr bereits für 79 Millionen Euro den damaligen Marktführer Joey’s Pizza übernommen. Domino’s liefert pro Jahr mehr als 10 Millionen Pizzen aus und erzielte 2016 einen Umsatz von 152,6 Millionen Euro. Domino’s wurde bei dem Kauf von der Kanzlei DLA Piper (Federführung: Cristina Helena Villafrade) beraten.
Der Energiekonzern Eon steigt beim Anbieter von Softwarelösungen für den Energiesektor Cuculus ein. Gemeinsam wolle man Lösungen für intelligente Häuser entwickeln, verkündete Eon. Der deutsche Konzern will bei der Fusion von den bereits vorhandenen Lösungen von Cuculus profitieren.
Der Leuchtenhersteller Osram beteiligt sich an dem Handels- und Software-Spezialisten Beaconsmind. Das Schweizer Start-up verfüge über eine intelligente Einzelhandels-Software, mit deren Hilfe man einen personalisierten Kundenkontakt ermöglichen könne. Osram arbeitet bereits seit zwei Jahren mit Beaconsmind zusammen, um intelligente Lichtinstallationen zu entwickeln.
Das zu Bertelsmann gehörende Verlagshaus Gruner+Jahr trennt sich von seiner niederländischen Tochter um sich stärker auf die Kernmärkte Deutschland und Frankreich zu konzentrieren. Abnehmer ist das US-amerikanische Medienunternehmen Hearst.
Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson (J&J) übernimmt das Leiziger Surgical Process Institute (SPI), einen Spezialisten für die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen in der Krankenhaus-Chirurgie. Finanzielle Details nannte J&J nicht. Die Transaktion soll noch dieses Jahr abgeschlossen werden.
Der im baden-württembergischen Kippenheim ansässige Verpackungshersteller Janoschka holt den Finanzinvestor Süd Beteiligungen (SüdBG) an Bord. Wie das Unternehmen mitteilte, soll Janoschka zunächst in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden, an der sich das Management und die SüdBG beteiligen werde. Mit dem Geld der zur Landesbank Baden-Württemberg gehörenden Beteiligungsgesellschaft will Janoschka wachsen. Das Unternehmen wurde bei der Transaktion von der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek (Federführung: Günther Bredow) beraten. Orrick stand Süd Beteiligungen zur Seite.
Der Gewürzhersteller Fuchs übernimmt Bart Ingredients, einen britischen Hersteller von Kochzutaten. Verkäufer ist laut Fuchs der Finanzinvestor Langholm Capital. Über die Konditionen ist nichts bekannt.
Der Ingenieursdienstleister Quest aus Singapur hat den deutschen Automobiltechnik-Anbieter Detech übernommen. Das Münchener Unternehmen war bisher im Besitz der geschäftsführenden Gesellschafter Rade Livic und Michael Feistle. Quest will mit der Übernahme den deutschen Markt erschließen und wurde bei der Transaktion von der M&A-Beratung Oaklins (Federführung: Hans Bethge)beraten.
Der Finanzinvestor Auden verkauft Teile seines Portfolio-Unternehmens Optiopay an einen Fintech-Investor. Laut Auden habe man sich von einem Anteil von unter 3 Prozent getrennt. Zuvor hielt der Finanzinvestor 9,6 Prozent an dem auf den Zahlungsverkehr spezialisierten Fintech.
Der Reisekosten-Manager BCD Travel übernimmt die polnische Reiseagentur Air Club Travel. Die Polen beschäftigen 100 Mitarbeiter und betreut rund 2.000 Kunden. Zuletzt hatte BCD Travel das skandinavische Reisebüro Ticket Biz oder das US-amerikanische Unternehmen World Travel Services übernommen.
Die Metzgerei Häfele hat den insolventen Konkurrenten Dietz übernommen. Dietz musste im Juli wegen Zahlungsunfähigkeit Insolvenz anmelden. Der Insolvenzverwalter Tibor Braun hatte für den Verkauf die Kanzlei Ebner Stolz beauftragt.
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