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M&A-Deals: PrimaCom, RWE Dea, Scholz

Die Konsolidierung am Kabelmarkt geht weiter: PrimaCom übernimmt die Deutsche Telekabel vom PE-Investor Chequers Capital.
Thinkstock / Getty Images

PrimaCom übernimmt Deutsche Telekabel

Der Kabelnetzbetreiber PrimaCom hat den bundesweit agierenden Wettbewerber DTK Deutsche Telekabel übernommen. DTK ist eine Tochter der ACN Telekabel, die sich mehrheitlich im Besitz des PE-Investors Chequers Capital befindet. Das Bundeskartellamt muss der Transaktion noch zustimmen. Nach einer Konsolidierungswelle unter den größeren Wettbewerbern verkündete PrimaCom selbstbewusst, die Transaktion läute „die lang geforderte Konsolidierung der regional agierenden Kabelnetzbetreiber ein“. Der M&A-Deal, zu dem keine finanziellen Details bekannt wurden, soll die Position in der Versorgung von Wohnungs- und Immobilienunternehmen mit Multimediadiensten stärken. Die Anzahl der von PrimaCom versorgten Haushalte erhöht sich dem Konzern zufolge um 30 Prozent auf rund 1,3 Millionen. Der Übernahme war ein Auktionsverfahren vorausgegangen, in dem PrimaCom sich durchsetzte. Das Unternehmen wurde von einem Team der Kanzlei Gleiss Lutz unter Federführung der Partner Jörn Wöbke (Corporate/M&A, Hamburg) und Ralf Morshäuser (Corporate/M&A, München) begleitet. Ein Team von Clifford Chance unter Federführung von Partner Burc Hesse hat Chequers Capital beim Verkauf beraten.

M&A-Prozess bei Scholz soll stocken

Gerüchten zufolge soll der M&A-Prozess beim kriselnden Stahlhändler Scholz ins Stocken gekommen sein. Neben einer Kapitalerhöhung, die von Rothschild gemanagt wird, will das Unternehmen durch den Verkauf von Randbereichen die Finanzlage verbessern. Wie für gewöhnlich gut informierte Kreise gegenüber FINANCE sagten, gab es im Februar vier Interessenten, darunter ein PE-Investor. Ein bindendes Angebot liege nicht vor. Bei Scholz wurde dies dementiert: „Die Ihnen vorliegende Information, dass die Scholz AG mit Käufern verhandelt habe, letztlich aber kein Gebot zustande gekommen sei, ist falsch und offenbar interessengelenkt.“ Es gebe unverändert einen Wettbewerb von Interessenten für eine Beteiligung an der Scholz AG. „Die Verhandlungen sind bereits weit fortgeschritten, bindende Angebote werden als nächster Schritt in dem Prozess erwartet“, hieß es. Die Mittelstandsanleihe sei nicht Bestandteil des Restrukturierungsplans. Daran gibt es allerdings Zweifel.

Milliardendeal: RWE findet Käufer für Dea

Der Energiekonzern RWE hat in der LetterOne Gruppe einen Käufer für die Tochter RWE Dea gefunden. Mit dem Milliardendeal kommt RWE seinem Ziel, die finanzielle Situation auch durch M&A-Deals zu verbessern, einen großen Schritt näher. Hinter dem Investmentfonds LetterOne steht eine Investorengruppe um den russischen Milliardär Michail Fridman. Ein Team von Latham & Watkins unter Federführung von Björn Dißars (Corporate/Litigation, Hamburg) hat RWE Dea bei dem Verkauf beraten. Die Kanzlei Hengeler Mueller begleitet RWE bei dem M&A-Deal in einem integrierten Team mit der Best-Friends-Kanzlei Slaughter and May. Angesetzt wird für die Transaktion ein Enterprise Value von rund 5,1 Milliarden Euro, darin sind übernommene Verbindlichkeiten über 0,6 Milliarden Euro enthalten. Über „die wesentlichen Vertragskonditionen“ der Transaktion sei man sich bereits einig, teilte RWE mit. Weitere Details sollen „zügig“ geklärt werden. Behördliche Genehmigungen in verschiedenen Ländern stehen ebenfalls noch aus. CEO Peter Terium sagte, die Vereinbarung sei „ein wichtiger Meilenstein in der strategischen Weiterentwicklung von RWE“ und zudem „ein weiterer wesentlicher Schritt zur Stärkung der Finanzkraft unseres Unternehmens.“ Bei der LetterOne Gruppe soll RWE zur Plattform für die künftigen Öl- und Gasaktivitäten der Gruppe werden. In den vergangenen Wochen gab es immer wieder Gerüchte, auch BASF könnte an einer Übernahme von RWE Dea interessiert sein. Auch der ungarische Gaskonzern MOL sowie ein Konsortium um den PE-Investor KKR sollen Marktgerüchten zufolge für die Dea geboten haben.

Scania lehnt VW-Offerte ab

Ein Ausschuss des schwedischen Lastwagenherstellers Scania hat den Aktionären in dieser Woche empfohlen, das Übernahmeangebot von VW abzulehnen. Das Angebot spiegele nicht die langfristigen Geschäftsaussichten wider. VW bietet 200 Schwedische Kronen (rund 22,26 Euro) je Aktie, der Erwerb aller ausstehenden Aktien würde den Konzern auf dieser Basis rund 6,7 Milliarden Euro kosten. VW hält bereits 89,2 Prozent der Stimmrechte und 62,6 Prozent des Kapitals an Scania.

Allianz baut Italiengeschäft aus

Der Versicherungskonzern Allianz wird einen Teil des Sachversicherungsgeschäfts der italienischen UnipolSai mit einem Prämienvolumen von 1,1 Milliarden Euro (Stand 2013) übernehmen. Das Geschäft umfasste im vergangenen Jahr 729 Agenturen, 500 Mitarbeiter und 1,5 Millionen Kunden in Italien. Der Gesamtwert des M&A-Deals beträgt der Allianz zufolge bis zu 440 Millionen Euro. Die zuständigen Aufsichtsbehörden müssen noch zustimmen. Die Allianz erwirtschaftete 2013 in Italien Bruttoprämieneinnahmen in Höhe von 12,46 Milliarden Euro, davon 4,0 Milliarden in der Schaden- und Unfallversicherung. Das operative Ergebnis lag im vergangenen Jahr bei 1,34 Milliarden Euro, davon gehen 1,1 Milliarden Euro auf die Schaden- und Unfallversicherung zurück.

Lanxess verkauft Perlon-Monofil an Serafin

Der Spezialchemiekonzern Lanxess hat sein 100-prozentiges Tochterunternehmen Perlon-Monofil an die Serafin Unternehmensgruppe mit Sitz in München verkauft. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Der M&A-Deal wurde unmittelbar vollzogen. Perlon-Monofil beschäftigt rund 100 Mitarbeiter und machte 2013 rund 30 Millionen Euro Umsatz. Lanxess hatte seit September einen Verkauf bestimmter Randgeschäfte geprüft, darunter auch Perlon-Monofil.

Analyse: Der M&A-Markt in Europa

Die Lage am M&A-Markt stabilisiert sich, und insbesondere PE-Investoren können wieder auf einen guten Zugang zu Akquisitionsfinanzierung bauen. Das ist ein Ergebnis der aktuellen CMS European M&A Study, die die Kanzlei CMS in dieser Woche in Frankfurt am Main vorgestellt hat. Mit Sorge beobachten die Anwälte allerdings einen Trend beim Thema Due Diligence: „Die Due Diligence droht zur reinen Pflichtübung zu werden“, beobachtet Thomas Meyding, Partner und Leiter der CMS Corporate Group. Insgesamt hat sich der europäische M&A-Markt der Analyse zufolge in den vergangenen drei Jahren stabilisiert und bewegt sich in etwa auf dem Niveau der Vorkrisenjahre 2004 und 2005. Technologie, Medien und Telekommunikation sowie der Energiesektor waren die prägendsten Branchen des vergangenen M&A-Jahres.

M&A-News: Personalien

Die Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer hat zum 1. Mai insgesamt 15 ihrer Anwälte zu Partnern ernannt, darunter die M&A-Anwältin Natascha Doll aus dem Hamburger Büro. Doll ist Principal Associate in den Bereichen Gesellschaftsrecht/M&A mit einem Fokus auf regulierten Industrien. Sie berät bei M&A-Deals, im GmbH-Recht, Aktienrecht und im Recht der Personengesellschaften. Unter anderem beriet sie zuletzt den PE-Investor BC Partners beim Erwerb von Springer Science.

Norton Rose Fulbright
baut die Frankfurter Corporate/M&A- und Kapitalmarktrechtspraxis aus. Zum 1. April wechselt der M&A-Partner Holger Scheer (42) von Dentons zur Kanzlei. Er soll den weiteren Ausbau der Frankfurter Corporate-Praxis, insbesondere auf den Gebieten M&A und Private Equity, vorantreiben. Mit ihm wechselt Senior Associate Christoph Breithaupt. Zusätzlich wechselt der Gesellschafts- und Kapitalmarktrechtler Peter Holst (38) als Of Counsel von Ashurst. Bereits seit Kurzem an Bord ist der M&A-Anwalt Christoph Naumann (35), der von Allen & Overy zu Norton Rose Fulbright kam und zum 1. Mai 2014 Of Counsel wird. Der Kanzlei zufolge umfasst die deutsche Corporate-Praxis nun mehr als 60 Rechtsanwälte, davon 17 Partner.

Henner Kollenberg ist neuer CFO des Biologieunternehmens Glycotope. Kollenberg war zuletzt Investment Director bei Eckert Life Science Accelerator und zuvor Managing Partner bei der Unternehmensberatung Qonsult Group, wo er die Geschäftsbereiche M&A und Private Equity mit Schwerpunkt auf technologiegetriebene Investitionen aufgebaut und Portfolio-Unternehmen von PE-Investoren beraten hat.  Seine Laufbahn begann er in der Abteilung für strategische Unternehmensplanung beim Logistikunternehmen Stinnes.

Weitere M&A-Deals

Die polnische Tochtergesellschaft des insolventen Baumarktkonzerns Praktiker geht an die schweizerische Papag, hinter der ein namentlich nicht genannter polnischer Investor steht. Papag hat sich Insolvenzverwalter Christopher Seagon zufolge gegen drei Mitbewerber durchgesetzt und übernimmt alle 24 polnischen Standorte mit 1800 Mitarbeitern. Das Geschäft in Polen war dem Insolvenzverwalter zufolge mit einem Jahresumsatz von zuletzt 165 Millionen Euro eine der größten Auslandsgesellschaften der Baumarktkette. Es ist die fünfte von insgesamt elf Auslandsgesellschaften, die einen Käufer gefunden hat. Zuletzt wurde das Geschäft von Praktiker in Rumänien verkauft.

Die Work Service Gruppe aus Breslau gründet mit der Fiege Gruppe aus Greven ein neues Joint Venture für den deutschen Markt. Die Gesellschaft für Personaldienstleistung soll die drei deutschen Work-Service-Gesellschaften sowie zwei Fiege-Töchter umfassen. Die Kartellbehörden müssen noch zustimmen. Ein internationales Team von CMS aus Düsseldorf, Köln, Warschau und Wien hat Work Service bei dem Projekt rechtlich beraten, die Federführung in Deutschland hatte Dirk Jannott. An dem Joint Venture werden die Fiege Logistik Stiftung mit 49 Prozent und die Breslauer Work Service Capital Group mit 51 Prozent beteiligt sein.

Der Pforzheimer Data-Management-Anbieter Uniserv hat das niederländische Softwareunternehmen Grecco zu 100 Prozent übernommen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Grecco war seit 2013 ein strategischer Partner von Uniserv und wird durch die Übernahme vollständig integriert. Das Büro in Amsterdam wird zur Uniserv-Niederlassung für die Region Benelux.

Die MS Industrie AG (Umsatz 2013 rund 180 Millionen Euro) will die Beteiligung an Beno Immobilien von 80 Prozent auf rund 20 Prozent reduzieren. Die Veränderung steht unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch den Aufsichtsrat und der erfolgreichen Privatplatzierung einer Beno-Wandelanleihe, die von GCI Management Consulting, Portfolio Financial Services und der Baader Bank federführend betreut wird. Eine Anteilsreduktion – und damit das Ausscheiden von Beno aus der Vollkonsolidierung – hätten der MS Industrie AG zufolge für den Konzern „durchaus wesentliche, strukturell positive Auswirkungen auf die Konzern-Eigenkapitalquote und den Konzern-Verschuldungsgrad.“ Das Immobilienvermögen der Beno und ihrer Töchter wird mit rund 21 Millionen Euro angegeben, die damit verbundenen Bankdarlehen mit 14 Millionen Euro (Stand Ende 2013). Die MS Industrie AG will sich stärker auf das industrielle Geschäft in der Motoren- und Schweißtechnik konzentrieren.

Der Chemiekonzern Evonik Industries verkauft das unter der Marke Stoko Professional Skin Care gebündelte Hautschutzgeschäft an die Deb Group aus Großbritannien. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Der Vollzug des M&A-Deals steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Evonik-Gremien sowie der deutschen Kartellbehörde und wird in zwei Monaten erwartet. Evonik richtet sein Portfolio auf das hochmargige Spezialchemiegeschäft aus. Das Hautschutzgeschäft passt der Meldung zufolge nicht mehr zum aktuellen Geschäftsmodell.

Die auf Sportmedien und Informationstechnologie spezialisierte italienische Firma Deltatre hat den deutschen Sportdatendienstleister Impire übernommen. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Der M&A-Deal war die erste Übernahme in der 28-jährigen Geschichte des Unternehmens. Ein Team von Oppenhoff & Partner mit Harald Gesell und Falk Osterloh beriet Deltatre nach deutschem Recht. In Italien beriet R&P Legal.

Der Verlag Hubert Burda Media übernimmt 50,1 Prozent der Anteile am Stuttgarter Kinderzeitschriftenverlag Blue Ocean Entertainment. Der Stuttgarter Verlag vertreibt derzeit 38 Magazine und erzielte 2013 nach eigenen Angaben einen Umsatz von mehr als 30 Millionen Euro. Künftig sollen gemeinsam Synergien auf dem deutschen Markt, aber auch bei der Digitalisierung und der internationalen Lizensierung erschlossen werden.

Das finnische Softwareunternehmen BL Stream hat 51 Prozent am App-Entwickler Kupferwerk übernommen. Der vormalige Alleininhaber Rainer Hüther behält die übrigen 49 Prozent. Finanzielle Details zur Transaktion wurden nicht bekannt. BL Stream wurde bei dem M&A-Deal von einem Team von Warth & Klein Grant Thornton unter Federführung von Gerrit Lienau und Sabine Wittmeier (Financial Due Diligence) und Marion Frotscher (Tax Due Diligence/Tax Structuring) sowie von Taylor Wessing (Leitung Mark Hoenike, Legal) beraten.

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