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M&A-Deals: Rhön-Klinikum, Vonovia, Sustainalytics

Die geplante Übernahme von Rhön-Klinikum entfacht einen offenen Streit zwischen den beiden Rhön-Großaktionären Asklepios und B. Braun.
RHÖN-KLINIKUM AG/Tom Bauer

Rhön-Klinikum: Offener Streit zwischen Großaktionären

Die geplante Übernahme von Rhön-Klinikum durch den Konkurrenten Asklepios entfacht einen offenen Streit zwischen den beiden Rhön-Großaktionären: Wie das Rhön-Klinikum mitteilte, fordert sein Aktionär B. Braun eine außerordentliche Hauptversammlung. Dort will der Medizintechniker unter anderem eine Sonderdividende von 2 Euro je Aktie einfordern – was einer Ausschüttung von rund 134 Millionen Euro entspricht. Der Klinikbetreiber selbst hatte hingegen eine Dividendenzahlung von lediglich 25 Cent je Papier vorgeschlagen, also insgesamt rund 17 Millionen Euro. B. Braun ist mit einer Beteiligung von rund 25 Prozent der zweitgrößte Rhön-Anteilseigner.

Des Weiteren will sich B. Braun eine Sperrminorität sichern, indem für zukünftige Hauptversammlungen eine Beschlussfassung nur noch mit einer 75-Prozent-Mehrheit möglich sein soll. Zudem verlangt der Großaktionär die Abberufung von Aufsichtsratschef und Rhön-Gründer Eugen Münch sowie weiteren Aufsichtsratsmitgliedern.

Rhön-Großaktionär Asklepios, der durch ein Joint Venture mit Münch bereits zu 49 Prozent an dem Klinikbetreiber beteiligt ist, lehnt diese Forderungen vehement ab. Asklepios verlangte ebenfalls eine außerordentliche Hauptversammlung, auf der die von B. Braun nominierten Aufsichtsratsmitglieder vorzeitig abberufen werden sollen. Der B. Braun-CFOAnnette Beller, die auch im Rhön-Aufsichtsrat sitzt, wird von Asklepios vorgeworfen, „nicht gemäß den Interessen und dem Wohl der Gesellschaft handeln“, heißt es in einer Adhoc-Mitteilung von Rhön-Klinikum.

Vonovia und Deutsche Wohnen: Jetzt doch?

Wagt Vonovia den zweiten Übernahmeversuch bei der Deutsche Wohnen? Deutschlands größter Immobilienkonzern denkt offenbar über einen neuen Anlauf zur Übernahme seines Berliner Konkurrenten nach – allerdings nur mit politischer Unterstützung. Zwar gehörten Akquisitionen generell zur Unternehmensstrategie, eine solche „Transaktion in Berlin wäre aber überhaupt nur realistisch, wenn fundamentale Fragen geklärt wären und sie von einem entsprechenden Willen der Berliner Politik getragen würde“, heißt es in einer Pressemitteilung des Dax-Konzerns, in welcher er auf einen entsprechenden Bericht der Nachrichtenagentur „Bloomberg“ reagiert.

Mit dieser Reaktion dementiert Vonovia die Spekulationen zwar nicht – verkündet aber gleichzeitig, dass die Bewältigung der Coronavirus-Krise „absolute Priorität“ habe. Dem „Bloomberg“-Bericht zufolge prüft Vonovia mit seinen M&A-Beratern jedoch schon die Machbarkeit einer Übernahme. Durch den Deal würde ein Immobilienriese mit einem Börsenwert von über 37 Milliarden Euro entstehen. Vonovia startete bereits vor vier Jahren den ersten Versuch, Deutsche Wohnen zu übernehmen – die Bochumer scheiterten damals aber an der Mindestannahmeschwelle.

Morningstar übernimmt Sustainalytics vollständig

Morningstar will Sustainalytics komplett übernehmen: Wie das US-amerikanische Finanzinformations- und Analysehaus bekannt gab, will es auch die restlichen 60 Prozent der Anteile an der niederländischen Nachhaltigkeitsratingagentur erwerben. Im Rahmen der Transaktion zahlt Morningstar zunächst einen Barbetrag in Höhe von rund 55 Millionen Euro an Sustainalytics. Weitere Barzahlungen erfolgen dann in den Jahren 2021 und 2022: Auf Basis der Umsätze der beiden Jahre will Morningstar einen entsprechenden Multiple für die Zahlung errechnen.

Aktuell beziffert Morningstar den Unternehmenswert von Sustainalytics auf 170 Millionen Euro. Den Abschluss der Transaktion erwarten die Unternehmen für Anfang des dritten Quartals. Der heutige ESG-Daten- und Rating-Anbieter Sustainalytics ging aus einem als Joint-Venture mehrerer europäischer Nachhaltigkeits-Ratingagenturen im Jahr 2000 gegründeten Unternehmen Scoris hervor. Morningstar hatte vor etwa drei Jahren 40 Prozent an Sustainalytics übernommen.

Fusionsverbot von Remondis und Grünem Punkt bestätigt

Die Müll-Fusion ist endgültig vom Tisch: Schon im April vergangenen Jahres hatten die Kartellwächter den geplanten Zusammenschluss des Müllentsorgers Remondis mit dem Kölner Unternehmen DSD, bekannt für die Recycling-Marke Grüner Punkt, untersagt. Nun hat das Düsseldorfer Oberlandesgericht das Fusionsverbot bestätigt. Das Veto des Kartellamts hätten die Vertragsparteien anfechten können, dazu ist es aber offenbar nicht gekommen. Die Untersagung der geplanten Fusion hat das Gericht bestätigt, da der Zusammenschluss den Wettbewerb in dem Segment stark behindern könne. Die Finanzinvestoren HIG und Bluebay sind seit 2011 mehrheitlich an DSD beteiligt.

Ado Properties bietet für Westgrund

Ado Properties konkretisiert die Eckpunkte für die geplante Westgrund-Übernahme: Das Luxemburger Immobilienunternehmen hat nun einen Kaufpreis festgelegt. Der SDax-Konzern bietet den Westgrund-Aktionären 11,71 Euro je Aktie in bar. Nach der Übernahme soll Westgrund von der Börse genommen werden. Ado hat seinen Sitz zwar in Luxemburg, ist aber vor allem im Berliner Immobilienmarkt tätig.

Im März hatte das Immobilienunternehmen den Westgrund-Aktionären eine Übernahmeofferte unterbreitet. Das Besondere an dem M&A-Deal: Derzeit gehört Westgrund zu rund 97 Prozent dem Wettbewerber Adler Real Estate, der wiederum im Moment von Ado Properties geschluckt wird. Vor diesem Hintergrund hat sich Adler dazu verpflichtet, die Ado-Offerte für die Westgrund-Aktien nicht anzunehmen.

Weitere Meldungen

Die Münchener Beteiligungsgesellschaft Paragon kauft Castolin Eutectic, einen Anbieter von Verschleißschutz- und Reparaturlösungen für Industrieanlagen. Verkäufer ist die Messer Group aus Bad Soden. Die Hessen wollen sich jetzt auf den weiteren Ausbau ihres Geschäfts mit Industrie-, Medizin- und Spezialgasen konzentrieren. Über den Kaufpreis der Transaktion, die noch der Zustimmung der zuständigen Behörden bedarf, wurde Stillschweigen vereinbart. Castolin Eutetic erwirtschaftete eigenen Angaben zufolge 2019 einen Umsatz von etwa 300 Millionen Euro und beschäftigt 1600 Mitarbeiter. Die Anwaltskanzlei Baker McKenzie (Federführung: Ingo Strauss und Heiko Gotsche) hat Paragon bei dem Zukauf unterstützt. Freshfields Bruckhaus Deringer und PwC haben die Verkäuferseite beraten.

Metro hat trotz Coronakrise den Verkauf des China-Geschäfts an Wumei abgeschlossen. Den Netto-Barerlös der Transaktion beziffert Metro auf mehr als 1,5 Milliarden Euro. Das entspricht Metro zufolge einem Unternehmenswert von 1,9 Milliarden Euro. Die finanziellen Mittel würden die Bilanz stärken, die Liquiditätsreserven erhöhen und die Möglichkeiten für organische Investitionen verbessern, sobald die wirtschaftliche Erholung einsetzt, so Metro-Chef Olaf Koch. Nach dem Deal bleiben die Düsseldorfer mit 20 Prozent an dem Geschäft rückbeteiligt, um „weiterhin in dem hoch attraktiven Markt präsent zu bleiben und an den Vorteilen zu partizipieren“. Citigroup Global Markets Europe und J.P. Morgan Securities haben Metro finanziell beraten, auf der rechtlichen Seite war Baker McKenzie beratend tätig.

Mediaset hat erneut zugeschlagen und den Anteil an ProSiebenSat.1 um weitere 4,1 Prozent erhöht. Damit kontrolliert der italienische Medienkonzern des ehemaligen Regierungschefs Silvio Berlusconi nun insgesamt 24,2 Prozent der Anteile und 24,9 Prozent der Stimmrechte, so die Nachrichtenangentur „Reuters“. Mediaset kratzt mit dem Anteil an einer Sperrminorität.

Die Credit Suisse wird Mehrheitsaktionärin ihres chinesischen Wertpapier-Joint-Ventures: Wie die Schweizer Großbank bekannt gab, hat sie die Genehmigung von der chinesischen Behörde CSRC erhalten, ihre Anteile an Credit Suisse Founder Securities (CSFS) auf eine Mehrheit aufzustocken. Mittels einer Kapitalspritze werden die Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen von 33,3 auf 51 Prozent erhöht. Bislang war der Joint-Venture-Partner Founder Securities mit 66,7 Prozent an dem Wertpapierunternehmen beteiligt.

Wird Austrian Airlines (AUA) aufgrund der Coronavirus-Krise bald staatlich? Der Staatssekretär im österreichischen Infrastrukturministerium Magnus Brunner schließt eine staatliche Beteiligung an der Lufthansa-Tochter nicht aus: „Wir diskutieren alle Möglichkeiten“, sagte er gegenüber der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“. „Unser Ziel ist, den Standort Österreich attraktiv zu halten, die Drehscheibe für die Luftfahrt gehört dazu. Standortgarantien sind unerlässlich, in welcher Form auch immer“, so Brunner. Auch in Deutschland werden staatliche Beteiligungen als Rettungsmaßnahme diskutiert – unter anderem bei der AUA-Mutter Lufthansa.

Die Idak Holding kauft für ihre auf Tiefkühlprodukte spezialisierte Tochter Kadi zu: Die Schweizer übernehmen die italienische Pizzamanufaktur Margherita mehrheitlich. Der Verkauf durch die Familie Taddei erfolgt im Rahmen einer Nachfolgelösung. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Sowohl Kadi als auch Margherita sollen nach der Transaktion eigenständige Unternehmen bleiben. Margherita mit Sitz im nordostitalienischen Fregona beschäftigt 250 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von rund 40 Millionen Euro. Hinter der Idak Holding stehen die Investoren Invision und Nord Holding sowie die Kadi-Geschäftsleitung.

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Der Private-Equity-Investor Maxburg kauft die Saracus Gruppe vom geschäftsführenden Gesellschafter. Über den Kaufpreis für den auf die Bereiche Consulting und Systemintegration spezialisierten Dienstleister aus Münster wurde Stillschweigen vereinbart. Der Verkäufer sowie das erweiterte Management bleiben mit einer Minderheit an Saracus beteiligt. Die Anwaltskanzlei Eversheds Sutherland (Federführung: Maximilian Findeisen) hat die Verkäuferseite bei dem Deal beraten.

Die insolvente Reico Spedition und der dazugehörige, ebenfalls insolvente Werkstattbetrieb der Firma ASB Autoservice und Bremsendienst verkaufen ihre Geschäftsbetriebe an die neu gegründeten Unternehmen DSS Logistik und DSS Nutzfahrzeug Service. Durch den Deal können 111 Arbeitsplätze bei dem im brandenburgischen Zossen ansässigen Familienunternehmen erhalten bleiben. Der Kaufpreis ist nicht bekannt. Der Sanierer Torben Ottmar Herbold von der Insolvenzverwaltungsgesellschaft Herbold & Horn hatte die Geschäftsbetriebe beider Unternehmen fortgeführt. Reico war Ende November, ASB Mitte Dezember vergangenen Jahres in die Insolvenz gerutscht. Herbold wurde bei der Transaktion von der Wirtschaftskanzlei Dentons (Federführung: Andreas Ziegenhagen) beraten.

Der Schweizer Vermögensverwalter Partners Group hat die Mehrheit an der Dresdner VSB Group erworben, einem Windkraft- und Solarenergie-Projektentwickler. Der Deal wurde am vergangenen Freitag abgeschlossen. Über weitere Transaktionsdetails wurde Stillschweigen vereinbart. Die Anwaltskanzlei CMS (Federführung: Holger Kraft und Eckart Gottschalk) hat die Käuferseite rechtlich beraten. VSB beschäftigt eigenen Angaben zufolge rund 300 Mitarbeiter an 19 Standorten.

End-of-Line Packaging Experts (EOL) investiert in BMS Maschinenfabrik, einen Entwickler und Hersteller von Pack- und Palettieranlagen. Zur Höhe der Beteiligung und sowie zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Die Investition dient EOL als Add-on-Akquisition für das Ende 2017 übernommene Unternehmen A+F Automation + Fördertechnik und die im Juli 2019 erworbene US-Firma Standard-Knapp. Hinter EOL steht der Private-Equity-Investor CGS Management.

Die Beteiligungs- und Fachberatungsgesellschaft Thüga steigt bei Kom-Dia ein: Wie das Netzwerk kommunaler Energie- und Wasserdienstleister Deutschlands mitteilte, beteiligt es sich mit 25,1 Prozent an der Braunschweiger Digitalisierungsagentur. Kom-Dia wurde vor etwa einem Jahr von BS Energy gegründet. Dabei hatte Thüga den Braunschweiger Energieversorger beim Aufbau von Kom-Dia unterstützt.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

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