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M&A-Deals: Rocket Internet, Osram, K+S

Der Telekomkonzern United Internet und der Finanzinvestor Rocket Internet lösen ihre gegenseitige Beteiligung auf.
klingsup/iStock/Getty Images

Rocket und United Internet lösen Beteiligung auf

Rocket Internet und United Internet gehen getrennte Wege: Die Berliner Start-up-Schmiede und der Telekommunikationskonzern aus Montabaur wollen ihre Überkreuz-Beteiligungen über zwei Aktienrückkäufe auflösen. Das gaben die beiden Unternehmen bekannt.

„Die Beteiligung an Rocket Internet hat keine großen strategischen Wert mehr für uns", kommentierte eine United-Sprecherin den Plan. 2014 war das Telekommunikationsunternehmen mit 10,7 Prozent für insgesamt 435 Millionen Euro bei den Berlinern eingestiegen. 2016 musste United das Aktienpaket aufgrund seines Wertverlusts um eine Viertelmilliarde Euro abschreiben.

Rocket will die verbliebene Beteiligung von 7,4 Prozent nun für rund 241 Millionen Euro zurückkaufen. Im Gegenzug will United Internet ein Anteilspaket über 5,5 Prozent für den gleichen Betrag zurückerwerben, das Rocket sich erst vor knapp einem Monat gesichert hatte.

Insgesamt will Rocket bis zu 10 Prozent der eigenen Aktien zurückkaufen. Dafür bietet die Beteiligungsgesellschaft 21,50 Euro je Aktie – und mit insgesamt 324 Millionen Euro einen Preis, der unter dem aktuellen Börsenkurs liegt. United will bis zu 4,4 Prozent der eigenen Aktien für rund 267 Millionen Euro zurückkaufen – knapp vier Prozent sollen dabei allein von den Berlinern abgegeben werden. Der Konzern aus Montabaur bietet mit einem Angebotspreis von 29,65 Euro ebenfalls weniger als den aktuellen Börsenkurs für seine Aktien.

AMS darf Osram schlucken

AMS hat die bei 55 Prozent festgesetzte Mindestannahmeschwelle des Übernahmeangebots für Osram endlich überschritten: Wie am Dienstag bekannt wurde, halten die Österreicher nun 59,3 Prozent an Osram. Damit darf die kleinere AMS die Münchner übernehmen, nachdem ein erster Übernahmeversuch Anfang Oktober gescheitert war. Mit dem Abschluss der Transaktion rechnet AMS im Laufe des ersten Halbjahres 2020, die Kartellbehörden müssen dem Deal noch zustimmen. Aktionäre, die ihre Anteilsscheine noch nicht angedient haben, können dies im Rahmen einer weiteren Annahmefrist bis zum 24. Dezember tun.

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete AMS mit einem Umsatz von knapp 1,5 Milliarden Euro deutlich weniger als Osram. Der Lichtkonzern kam im abgelaufenen Geschäftsjahr, das bei den Münchenern am 30. September endet, auf 3,5 Milliarden Euro Umsatz. AMS bewertet Osram bei dem M&A-Deal mit 4,6 Milliarden Euro, und nutzt für die nicht unumstrittene Akquisitonsfinanzierung eine Brückenfinanzierung in Höhe von 4,4 Milliarden Euro. Diese soll später durch eine Kapitalerhöhung über 1,6 Millionen Euro abgelöst werden.

K+S stellt Geschäftsteile auf den Prüfstand

K+S stellt einige Geschäftsbereiche auf den Prüfstand: Wie die Nachrichtenagentur „Reuters“ berichtet, erwägt das Kasseler Unternehmen für das Salzgeschäft in Nord- und Südamerika „sämtliche Optionen“ – ein Anteilsverkauf oder der Börsengang eines Anteils werde aber favorisiert. Denkbar sei demnach auch ein Verkauf einer Beteiligung an der neuen Kali-Mine Bethune in Kanada an einen externen Partner oder eine Kooperation. Die 2017 in Bethune getätigte Investition in Höhe von 3 Milliarden Euro war K+S zufolge die größte Einzelinvestition in der Firmengeschichte.

Die Sparmaßnahmen und Verkaufsüberlegungen stehen im Kontext der Unternehmensstrategie „Shaping 2030“. Aufgrund aktuell schwieriger Rahmenbedingungen hat K+S Probleme, seine Finanzziele zu erreichen. Besonders die schwächelnde Nachfrage nach Kali-Salzen belastet das Unternehmen. Daher hat K+S ein Maßnahmenpaket zur schnellen Wertgenerierung und zum Schuldenabbau erarbeitet und in dieser Woche vorgestellt.

Commerzbank scheitert mit Comdirect-Übernahme

Die Commerzbank ist bei der angestrebten Komplettübernahme ihrer Direktbank-Tochter Comdirect im ersten Anlauf gescheitert. Wie das Frankfurter Finanzinstitut mitteilte, wurden insgesamt rund 457.000 Aktien angedient. Damit kontrolliert die Commerzbank nun zusammen mit ihrem bisherigen Anteil rund 82,63 Prozent der Comdirect-Aktien. Für eine erfolgreiche Übernahme hätte die Commerzbank mindestens auf 90 Prozent der Anteile kommen müssen. Die Frankfurter hatten den Comdirect-Aktionären 11,44 Euro pro Aktie geboten. Die Aktie notiert aktuell bei über 12 Euro.

Doch es gibt einen Plan B: Statt der Übernahme soll eine sogenannte Direktverschmelzung erfolgen, bei der die Comdirect-Aktionäre für ihre Anteile Commerzbank-Aktien erhalten sollen. Diesem Schritt müssen die Aktionäre auf den ordentlichen Hauptversammlungen der Bankinstitute mit einer Mehrheit von jeweils 75 Prozent zustimmen.

Spannend bleibt, wie sich der aktivistische Investor Petrus Advisers verhalten wird. Petrus hatte seinen Comdirect-Anteil zuletzt immer wieder erhöht und hält den von der Commerzbank gebotenen Kaufpreis für zu niedrig. Grundsätzlich unterstützt der Investor jedoch die gewählte Strategie der Commerzbank.

Jost übernimmt Alö von Private-Equity-Investor

Jost kauft in Schweden zu: Wie der börsennotierte Nutzfahrzeug-Zulieferer mitteilte, übernimmt er Alö, einen Hersteller von landwirtschaftlichen Frontladern mit Sitz in Umea. Verkäufer ist der schwedische Private-Equity-Investor Altor. Bei dem Deal wird Alö mit 250 Millionen Euro bewertet, was Jost zufolge dem 8,6-fachen des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) entspricht. Weitere bis zu 25 Millionen Euro erhält Alö im Jahr 2021 für das Erreichen von „klar definierten Ergebnissteigerungen“, teilt Jost mit.

Die Übernahme finanziert Jost mit eigenen liquiden Mitteln, über bereits bestehende Kreditlinien sowie mit frischem Fremdkapital. Jost rechnet dadurch mit einem vorübergehenden Leverage von 2,5x Ebitda. Bis Ende 2021 will Jost den Leverage jedoch wieder auf zwischen 1-2x Ebitda senken.

Alö beschäftigt Jost zufolge 700 Mitarbeiter und kommt auf einen Marktanteil von rund 30 Prozent. Mehr als die Hälfte des Umsatzes erwirtschaften die Schweden im europäischen Markt. Dementsprechend will Jost Alö dabei unterstützen, neue Märkte zu erschließen. Im Gegenzug dazu kann Jost seine Produktpalette für die Landwirtschaft ausbauen. Synergien durch den Deal erwartet Jost bei der Produktentwicklung, im Einkauf sowie im Vertrieb.

Der Deal muss noch von den zuständigen Kartellbehörden freigegeben werden, mit dem Closing rechnet Jost im ersten Quartal 2020. Jost wurde bei der Transaktion von der M&A-Beratung Clairfield (Federführung: Albert Schander und Johan Nylén) und der Kanzlei Hengeler Mueller unterstützt. Altor wurde bei dem Deal von der M&A-Beratung Alantra begleitet.

Weitere Meldungen

Delivery Hero übernimmt den südkoreanischen Wettbewerber Woowa. Wie der Berliner Essenslieferdienst mitteilte, hat er sich 82 Prozent an Woowa gesichert. Woowa wird bei dem Deal mit 4 Milliarden Dollar (umgerechnet 3,6 Milliarden Euro) bewertet. Dem Deal müssen die Kartellbehörden noch zustimmen, das Closing erwartet Delivery Hero in der zweiten Jahreshälfte 2020. Finanzieren will Delivery Hero die Transaktion unter anderem über eine Kapitalerhöhung.

Nestlé verkauft sein US-Speiseeisgeschäft: Wie der Schweizer Nahrungsmittelkonzern mitteilte, will er die Sparte an den Speiseeisproduzenten Froneri verkaufen. Froneri war im Jahr 2016 aus einem Joint-Venture zwischen dem Speiseeisgeschäft von Nestlé und dem französische Private-Equity-Investor PAI Partners entstanden. Der aktuelle Transaktionswert beläuft sich Nestlé zufolge auf 4 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 3,6 Milliarden Euro).

Galeria Karstadt Kaufhof
kauft den Sporthändler Sportscheck von der Hamburger Otto Group. Das gab die Otto Group am Mittwoch bekannt. Welchen Kaufpreis die Warenhauskette für das Unternehmen aus Unterhaching bei München bezahlt, ist nicht bekannt. Der Verkauf steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Gremien und des Bundeskartellamts. Die Verkäuferseite wurde bei der Transaktion von der Anwaltssozietät Hengeler Mueller begleitet.

Beiersdorf investiert in Lycl, ein südkoreanisches Hautpflege- und Technologie-Startup mit Sitz in Seoul. Über die Höhe der Investition sowie die Höhe des erworbenen Anteils machte der Hamburger Konsumgüterhersteller keine Angaben. Beiersdorf zufolge handelt sich um eine „bedeutende Beteiligung“, die das Unternehmen zum zweitgrößten Aktionär des südkoreanischen Konzerns macht. „Wir sehen großes Potenzial in dem disruptiven Geschäftsmodell von Lycl und dem hohen Grad an digitaler Konsumentenverbundenheit", so Beiersdorf-CFO Dessi Temperley.

KKR bekommt grünes Licht für den Einstieg bei Axel Springer: Wie der US-Finanzinvestor mitteilte, hat er nun auch die letzte noch ausstehende regulatorische Freigabe für das freiwillige öffentliche Übernahmeangebot für Axel Springer erhalten. Der Deal, bei dem die Amerikaner 63 Euro je Springer-Aktie geboten haben, soll bis zum 27. Dezember dieses Jahres abgewickelt werden. Insgesamt hat sich KKR eigenen Angaben zufolge 44,28 Prozent des Grundkapitals und der Stimmrechte an Axel Springer gesichert.

Der Pharmakonzern Roche hat die Annahmefrist für die geplante Milliardenübernahme des US-Gentherapieunternehmens Spark Therapeutics nun schon zum zehnten Mal verlängert. Wie die Schweizer mitteilten, haben die Spark-Aktionäre nun bis zum 16. Dezember Zeit, ihre Aktien zu einem Kaufpreis von je 114 US-Dollar anzudienen. Mit der Fristverlängerung will Roche der Federal Trade Commission (FTC) in den USA sowie der britischen Wettbewerbsbehörde zusätzliche Zeit geben, um ihre Prüfungen abzuschließen.

Mehrere Interessenten haben offenbar ein Auge auf Autoscout24 geworfen: Wie die „Financial Times“ unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete, erwägt der australische Online-Marktplatz Carsales.com, ein Angebot für das Autoverkaufsportal von Scout24 abzugeben. Zudem habe das Autoportal das Interesse von Private-Equity-Firmen geweckt: Dem Bericht zufolge gehörten Hellman & Friedman, Apax Partners und Permira zu den anderen Bietern, die möglicherweise später in dieser Woche ihre Übernahmeangebote vorlegen werden. Scout24 hatte die Zukunft von Autoscout24 im Unternehmen auf das Drängen des aktivistischen InvestorsElliott hin auf den Prüfstand gestellt.

Die Gema (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) erwirbt die Mehrheit an Zebralution, einem Digitalvertrieb in der Musikwirtschaft. Wie die Gema bekannt gab, soll das Berliner Unternehmen auch nach der Übernahme eigenständig geführt werden. „Mit der Beteiligung an Zebralution investiert die Gema gezielt in ihre Zukunftsfähigkeit. Unsere Mitglieder können wir mit Zebralution künftig auch beim digitalen Vertrieb ihrer Musikwerke unterstützen“, erklärt Gema-Chef Harald Heker. Die Verkäuferseite wurde bei dem Deal von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Ebner Stolz beraten.

Der Schweizer Outdoor-Ausrüstungshersteller Mammut steht zum Verkauf: Wie die Mammut-Mutter Conzzeta mitteilte, will sie sich künftig auf das Geschäft mit Blechbearbeitung konzentrieren. Hierfür sondiert Conzzeta bereits potentielle Kaufinteressenten. Trotz des Umsatzwachstums seit 2016 kann Mammut sein Wachstumspotenzial als Teil der Gruppe außerhalb Europas in absehbarer Zeit nicht realisieren, so die Industriegruppe. Mammut erwirtschaftete im Jahr 2018 einen Umsatz in Höhe von 250 Millionen Schweizer Franken (umgerechnet 228 Millionen Euro) und beschäftigt knapp 900 Mitarbeiter. Der Verkauf von Mammut soll vorbehaltlich des Marktumfelds bis Ende 2020 abgeschlossen sein. Neben Mammut sollen auch der Drucklackspezialist Schmid Rhyner sowie der Schaumstoffhersteller Foam Partner verkauft werden.

Der schweizerisch-deutsche Finanzinvestor Invision übernimmt im Zuge einer Nachfolgelösung die Mehrheit an dem Taschenhersteller Reisenthel. Künftig unterstützt Gründer Peter Reisenthel das Unternehmen als Beirat, alle anderen Positionen blieben unverändert erhalten. Das Familienunternehmen aus Gilching bei München beschäftigt rund 80 Mitarbeiter. Reisenthel wurde bei der Transaktion von der M&A-Beratung IMAP (Federführung: Karl Fesenmeyer und Catharina Peters) unterstützt.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

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