Steht Senvion die Zerschlagung bevor?
Senvion droht die Zerschlagung: Eigentlich sollte der insolvente Windanlagenbauer als Ganzes verkauft werden, doch nun gab Senvion bekannt, kurzfristig Gespräche mit den Arbeitnehmern über einen Sozialplan und Interessensausgleiche für die Mitarbeiter der Geschäftsbereiche zu führen, für die kein Investor gefunden werden könne. Als mögliche Käufer wurden in Medienberichten Siemens Gamesa, die spanische Acciona, die dänische Vestas, die japanische Toshiba und der Investor Blackstone gehandelt.
Immerhin sei Senvion bis mindestens Ende August durchfinanziert. Auch eine Finanzierung über Ende August hinaus sei möglich, „sofern die laufenden Gespräche mit Kreditgebern erfolgreich abgeschlossen werden können“. Der Windanlagenbauer hatte im April dieses Jahres Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet.
Metro-Großaktionäre verbünden sich gegen Kretinsky
Für Daniel Kretinsky wird eine Übernahme des Handelsriesen Metro immer schwieriger: Die beiden Metro-Großaktionäre Beisheim Gruppe und Meridian Stiftung lehnen das Übernahmeangebot des tschechischen Investors geschlossen ab. Beide kündigten am Montag an, ihre Stimmrechte an Metro künftig gemeinsam ausüben zu wollen. Zwar begrüßen die beiden Anteilseigner grundsätzlich das strategische Interesse des Tschechen, halten seine Offerte für Metro aber zu niedrig. Meridian hält derzeit rund 14,2 Prozent an Metro, Beisheim rund 6,3 Prozent.
Nicht nur Beisheim und Meridian bilden ein Gegengewicht zu den Übernahmeplänen Kretinskys: Auch der Metro-Vorstand und Aufsichtsrat sprachen sich vergangene Woche gegen das Angebot des tschechischen Milliardärs aus. Bislang hält Kretinsky 32,7 Prozent der Anteile an dem Handelskonzern. Um trotz der Absage von Meridian und Beisheim bis zum 7. August die selbstauferlegte Mindestannahmeschwelle von 67,5 Prozent zu erreichen, muss der Tscheche nun die Kleinanleger überzeugen: Die fehlenden 34,8 Prozent entsprächen rund drei Viertel der im Streubesitz befindlichen Aktien. Beisheim wurde dabei von der Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer beraten.
Brenntag kauft dreimal international zu
Brenntag gab diese Woche gleich drei M&A-Deals bekannt: Der Essener Chemikalienhändler kauft den taiwanesischen Wettbewerber Neuto Chemical mit Sitz in Taipeh. Finanzielle Transaktionsdetails sind nicht bekannt. Der Deal soll in der ersten Jahreshälfte 2020 abgeschlossen werden. Neuto hat im Geschäftsjahr 2018 einen Umsatz von 26,2 Millionen Euro erwirtschaftet.
Zudem übernimmt der Chemikalienhändler die verbleibenden 50 Prozent der Anteile an seinem südafrikanischen Joint Venture Crest Chemicals mit der Unternehmensgruppe AECI. Der Kaufpreis wurde nicht genannt. Die Essener und AECI hatten das Gemeinschaftsunternehmen 2001 gegründet. Crest Chemicals erzielte im Geschäftsjahr 2018 einen Umsatz von rund 95 Millionen Euro.
Am Donnerstag gab Brenntag außerdem die Übernahme des operativen Geschäfts des südafrikanischen Chemiekonzerns Chemgrit bekannt.
Weitere Meldungen
Die französische Unternehmensberatung Capgemini kauft Konexus Consulting, eine Hamburger Strategie- und Managementberatung für den Energiesektor. Konexus soll in Capgemini Invent eingegliedert werden, die global agierende Einheit für Management- und Digitalberatung der Franzosen. Finanzielle Transaktionsdetails sind nicht bekannt. Der Deal soll in den kommenden Wochen abgeschlossen werden. Konexus wurde 2003 gegründet und beschäftigt ein Team von rund 30 Beratern.
Der Private-Equity-Investor Gimv verkauft seine Anteile am Softwareunternehmen Thinkstep mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart. Käufer ist der US-amerikanische Softwaredienstleister Sphera Solutions, der auch die Anteile aller weiteren Thinkstep-Aktionäre erwirbt. Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Gimv war 2010 mit einem Minderheitsanteil bei Thinkstep eingestiegen und hatte die Beteiligung seitdem ausgebaut.
Franz Haniel & Cie. (Haniel) wird alleiniger Anteilseigner seines Gemeinschaftsunternehmens CWS. Wie die Industrie-Holding bekannt gab, wird Rentokil Initial (RI) seine 17,8 Prozent der Anteile an dem Anbieter für Systemlösungen verkaufen. Über finanzielle Transaktionsdetails haben die Parteien Stillschweigen vereinbart. Das Closing erfolgte bereits Ende Juli.
Der belgische Private-Equity-Investor Gilde Buy outs verkauft die österreichische Unternehmensgruppe Powerlines an das zur französischen Engie-Gruppe gehörende Elektrotechnikunternehmen Engie Ineo. Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Powerlines, Gilde und Minderheitsaktionäre wurden bei der Transaktion finanziell von Lazard beraten. Zudem wurden die Aktionäre von Binder Grösswang, Deloitte und PwC unterstützt.
Die Parfümeriekette Douglas beteiligt sich offenbar mit 51 Prozent an dem Kosmetik-Start-up Niche Beauty. Das berichtet das „Manager Magazin“ unter Berufung auf Insider. Douglas lege für den Einstieg bei dem Anbieter von Luxus-Kosmetik einen einstelligen Millionenbetrag auf den Tisch. Mit der Transaktion wolle Douglas das Online-Geschäft ausbauen und sich einen besseren Zugang zu Nischenprodukten ermöglichen. Nice Beauty wurde 2011 von Laetitia Bechtolf, Sarah von Doetinchem und Andreas Bechtolf gegründet. Douglas wurde dabei von der Kanzlei Luther beraten.
Die Industrie-Holding Adcuram übernimmt den Berliner Baudienstleister Garbe. Durch den Verkauf werde die Nachfolge des Gründers und Geschäftsführers Eckhard Garbe geregelt. Transaktionsdetails nannten die Beteiligten nicht. Die Verhandlungen dauerten Adcuram zufolge neun Monate. Unter Private-Equity-Führung will Garbe nun vor allem regional expandieren.
Die beiden Baudienstleistungsunternehmen HWP Handwerkspartner und Konzmann übernehmen die baden-württembergische Heima-Welte-Gruppe. Der Kaufpreis für den Hersteller von Heizungs-, Lüftungs- und Sanitäranlagen ist nicht bekannt. Die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ebner Stolz hat die Verkäuferseite bei der Transaktion steuerlich und rechtlich begleitet.
Der Private-Equity-Investor Cathay Capital beteiligt sich an dem Medizintechnikunternehmen Medifa Healthcare Group, einem Portfoliounternehmen der Münchener Hohnhaus & Jansenberger Gruppe. Über die Höhe der Beteiligung sowie den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Die Hohnhaus & Jansenberger Gruppe wurde von der Anwaltskanzlei Milbank (Federführung: Martin Erhardt) beraten.
Der Frankfurter Private-Equity-Investor Quadriga hat für seine industrielle Autmatisierungstechnikplattform Scio Automation ein Add-on getätigt und die Autkom-Unternehmensgruppe übernommen. Scio entstand vor sieben Monaten durch den Zusammenschluss von der beiden Unternehmen Schiller und Vescon. Bei allen drei Transaktionen wurde Quadriga von der M&A-Beratung IMAP begleitet.
philipp.habdank[at]finance-magazin.de
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