Teamviewer kauft Datenbrillen-Start-up Ubimax
Es ist die erste Übernahme für Teamviewer – und auch noch mitten in der Coronakrise: Wie das Softwareunternehmen aus Göppingen bekannt gab, übernimmt es die Datenbrillenfirma Ubimax komplett. Für das Bremer Start-up legt Teamviewer 136,5 Millionen Euro auf den Tisch – der Kaufpreis ist dabei in eine Barkomponente in Höhe von 85,8 Millionen Euro sowie in die Ausgabe von 1.070.931 neuen Teamviewer-Aktien aufgeteilt. Die neuen Aktien gehen an die Ubimax-Gründer, unterliegen jedoch einer Sperrfrist von drei Jahren.
Der M&A-Deal dient dem Ausbau des Teamviewer-Angebots in den Bereichen „Augmented Reality“ und „Internet of Things“ (IoT) für große Unternehmenskunden. „Die Akquisition verschafft uns einen echten Wettbewerbsvorteil und kann problemlos aus der bestehenden Liquidität finanziert werden. Gemeinsam mit den Gründern von Ubimax werden wir auch in Zukunft nach vielversprechenden Übernahmemöglichkeiten Ausschau halten“, so Teamviewer-CFO Stefan Gaiser. Die Transaktion soll im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen werden. Erst im Mai dieses Jahres war die Optikerkette Fielmann mit 10 Prozent der Anteile bei den Bremern eingestiegen. Ubimax wurde im Jahr 2014 gegründet.
VW-Tochter Sitech und Brose planen Joint-Venture
Volkswagen und der Coburger Automobilzulieferer Brose gründen ein Gemeinschaftsunternehmen im Bereich der Komplettsitze: Wie die Wolfsburger mitteilten, wollen sie hierfür ihre 100-prozentige Tochter Sitech in das geplante Joint-Venture einbringen. Brose werde sich mit 50 Prozent der Anteile an dem Sitzhersteller beteiligen. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde am Montag unterzeichnet. In den nächsten Monaten prüfen Sitech und Brose die Transaktion in einem Due-Diligence-Prozess, die finale Vertragsunterzeichnung erwarten die Unternehmen für Ende dieses Jahres.
Mit dem geplanten Gemeinschaftsunternehmen können die Mitarbeiter von Sitech erst einmal aufatmen: Der Sitzhersteller steht schon seit mehreren Monaten unter Kostendruck – im April dieses Jahres musste bereits das Sitech-Werk in Hannover mit 450 Beschäftigten schließen, weil Sitech zwei konzerninterne Großaufträge nicht mehr an Land ziehen konnte. Im Rahmen der Verhandlungen mit Brose wurde nun für die Mitarbeiter der deutschen Sitech-Standorte eine Jobgarantie bis 2029 ausgehandelt.
Rapyd liebäugelt offenbar mit Wirecard-Teilen
Immer mehr Unternehmen bekunden offenbar ihr Interesse an Teilen des insolventen ZahlungsdienstleistersWirecard – unter ihnen ist demnach auch der britische Rivale Rapyd, wie aus einem Bericht des „Handelsblatts“ hervorgeht. Um welche Teile es sich im Detail handelt, ist nicht bekannt. Des Weiteren prüfe das britische Finanz-Start-up den Kauf einer Bank in Deutschland. Rapyd zähle zu den neuen Wettbewerbern in der Zahlungsdienstleister-Branche und werde mit fast einer Milliarde Euro bewertet. Das Fintech betreut mit rund 260 Mitarbeitern rund 3000 Kunden.
Rapyd ist aber nur einer von vielen Wirecard-Interessenten: Die Zahl der Interessenten ist dem „Handelsblatts“ zufolge „deutlich“ angewachsen, unter ihnen sollen sich unter anderem die Deutsche Bank, die Berliner Solarisbank sowie die französische Crédit Agricole befinden. Das größte Interesse besteht offenbar für die Wirecard Bank, für die bisher kein Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Der Nachrichtenagentur „Bloomberg“ zufolge gibt es für diesen Bereich 18 internationale Interessenten. Als Kaufpreis für das 150 Mitarbeiter starke Unternehmen werden 100 Millionen Euro gehandelt.
Auch auf das Kerngeschäft Wirecards „Acquiring & Issuing“ sowie auf einzelne Landesgesellschaften haben Interessenten ein Auge geworfen. Aber nicht nur Unternehmen aus der Finanzbranche befinden sich dem Bericht zufolge im Rennen um Teile von Wirecard, auch Private-Equity-Häuser wie KKR und Advent hätten wohl ihre Fühler ausgestreckt.
Thermo Fisher erhöht Angebot für Qiagen
Im März dieses Jahres kündigte der US-Laborausrüster Thermo Fisher an, Qiagen für 10 Milliarden Euro übernehmen zu wollen. Jetzt meldete sich ein Hedgefonds zu Wort und attackierte das seiner Meinung nach zu niedrige Übernahmeangebot der US-Amerikaner. Die Begründung von Davidson Kempner Capital Management: Seit dem Ausbruch des Coronavirus ist der Gewinn von Qiagen stark gestiegen, das Biotech-Unternehmen hat sogar seinen Ausblick angehoben. Mit Blick auf diese positiven Entwicklungen liege der faire Wert einer Qiagen-Aktie bei nunmehr 50 Euro.
Nur wenig später reagierte Thermo Fisher: Der Laborausrüster kündigte an, sein ursprüngliches Angebot in Höhe von 39 Euro je Aktie auf 43 Euro aufstocken zu wollen. Der Qiagen-Kurs bewegt sich derzeit bei rund 41 Euro je Wertpapier. Das Qiagen-Management unterstützt die neue Offerte. Wegen der Änderungen des Übernahmepreises verlängert sich die Annahmefrist um zwei Wochen und läuft jetzt bis zum 10. August. Die Annahmeschwelle für die Offerte ist unverändert bei 75 Prozent.
RSG Group übernimmt Gold’s Gym
Die für die Marke „McFit“ bekannte RSG Group übernimmt für 100 Millionen US-Dollar inklusive Schulden die insolvente US-Fitnessstudiokette Gold’s Gym. Wie das Fitness- und Lifestyleunternehmen von Rainer Schaller mitteilte, hat sich RSG am Montag in einem richterlichen Auktionsverfahren gegen zwei weitere Bieter durchsetzen können. Bisheriger Mehrheitseigentümer war die TRT Holdings aus Dallas, Texas. Der M&A-Deal umfasst 61 von Gold’s Gym betriebene sowie über 600 Franchise-Fitnessstudios.
Durch die Übernahme steigt die Anzahl der RSG-Standorte auf knapp 1000 an. Damit ist die vor allem in Europa aktive RSG Group nun auf sechs Kontinenten präsent. Das im Jahr 1965 im kalifornischen Venice Beach gegründete Gold’s Gym – RSG zufolge das „bekannteste und traditionsreichste Fitnessunternehmen der Welt“ – musste aufgrund der Coronavirus-Pandemie im Mai dieses Jahres Insolvenz anmelden.
Weitere Meldungen
KKR kauft das nächste Add-on für sein Portfoliounternehmen Heidelpay: Der Private-Equity-Investor übernimmt das Geschäft „Pay Later“ vom Zahlungsdienstleister Paysafe. „Pay Later“ bietet Zahlungslösungen wie etwa den Kauf auf Rechnung, Ratenzahlung oder auch Monatsrechnungen unter einem White-Label-Ansatz an. Die Transaktion, die noch die Zustimmung der Behörden bedarf, soll im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen werden. Heidelpay wurde bei dem Deal von der Anwaltskanzlei Herbert Smith Freehills (Federführung: Nico Abel) beraten. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Erst im vergangenen Monat investierte KKR für Heidelpay in das Berliner Start-up Tillhub, zudem arbeitet der Finanzinvestor Branchenkreise zufolge an der Übernahme des Risikomanagers Risk42.
E.on erfüllt die letzte Bedingung für die Freigabe derInnogy-Übernahme: Wie der Essener Energieriese bekannt gab, verkauft er die Innogy Ceska Republika und damit das gesamte tschechische Strom- und Gasgeschäft im Endkundensegment der ehemaligen RWE-Tochter. Käufer ist der ungarische Versorger MVM, der E.on Anfang Juni ein Angebot für den Geschäftsbereich gemacht hatte. Zu finanziellen Details der Transaktion, die bis zum Jahresende abgeschlossen werden soll, wurden keine Angaben gemacht. Die Anwaltssozietät Hengeler Mueller (Federführung: Thomas Meurer und Martin Ulbrich) hat E.on bei der Transaktion unterstützt.
Auch Sixt verkündet inmitten der Coronakrise ein Closing: Der Autovermieter konnte den Verkauf seiner 41,9-prozentigen Beteiligung an der Tochter Sixt Leasingerfolgreich abschließen. Dadurch erzielt Sixt insgesamt einen Verkaufserlös in Höhe von 163,4 Millionen Euro. Neuer Besitzer des Anteilspakets ist die Hyundai Capital Bank Europe, ein Joint-Venture der Santander Consumer Bank und der Hyundai Capital Services.
Rolle rückwärts für Poggenpohl Möbelwerke: Der insolvente Küchenmöbelhersteller wird nun doch nicht – wie Ende Juni angekündigt – an die britische Lux Group und die deutsche Unternehmerfamilie Wolf verkauft, wie Poggenpohl damals mitteilte. Stattdessen präsentierte die nach eigenen Angaben „älteste Küchenmarke der Welt“ in dieser Woche mit der Deutschlandtochter der chinesischen Jomoo Group einen anderen Käufer. Bis der Kaufvertrag wirksam wird, führt Insolvenzverwalter Manuel Sack die Poggenpohl-Geschäfte. Der Standort im nordrhein-westfälischen Herford sowie der „Großteil“ der Mitarbeiter sollen beibehalten werden. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Wirtschaftskanzlei Taylor Wessing (Federführung: Hendrik Boss) hat Poggenpohl beraten. Jomoo wurde von Orrick (Federführung: Wilhelm Nolting-Hauff, Nikita Tkatchenko und Hang Xu) unterstützt.
Lanxess stellt sich im Bereich Wasseraufbereitung neu auf und verkauft in diesem Zuge das Geschäft mit Umkehrosmose-Membranen an den französischen Konzern Suez. Eine Übernahmevereinbarung haben die beiden Unternehmen am Mittwoch unterzeichnet, die Transaktion soll bis zum Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. „Das Membrangeschäft passt nicht mehr zu unserer strategischen Ausrichtung auf Spezialchemie“, so Matthias Zachert, CEO des Chemiekonzerns. Stattdessen wollen sich die Kölner auf das Geschäft mit Ionenaustauschern konzentrieren und insbesondere im Markt für hochwertige Anwendungen expandieren. Das veräußerte Membrangeschäft erwirtschaftete den Kölnern zufolge im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Über den Verkaufspreis haben Lanxess und Suez Stillschweigen vereinbart.
Die Rewe Group beteiligt sich über die Tochtergesellschaft Der Touristik an dem Cluburlaubanbieter Aldiana. Wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht, übernimmt die Handelsgruppe 50 Prozent der Anteile. Verkäufer ist der Schweizer Investor LMEY, der nach dem Deal weiterhin 50 Prozent an dem Joint-Venture halten wird. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der üblichen Freigaben. Ein Kaufpreis wird nicht genannt. Rewe wurde bei der Transaktion von der Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer (Federführung: Christiane Fabel-Houf, Vanessa Farmand und Lara Schmitz von Hülst) rechtlich beraten.
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Mutares übernimmt das schwedische und finnische Straßenmeistereigeschäft von dem schwedischen Bau- und Immobilienkonzern NCC. Wie die Münchener Beteiligungsgesellschaft bekannt gab, sollen die beiden Unternehmen Nordic Road Services AB und Nordic Road Services Oy das Mutares-Portfoliosegment „Good & Services“ stärken. Mit dem Abschluss der Transaktion rechnen die Münchener im dritten Quartal dieses Jahres, der Kaufpreis wurde nicht genannt.
Die Managementberatung Mühlenhoff wird vollständig an den niederländischen Personaldienstleister Randstad verkauft. Mühlenhoff soll künftig die auf die Bereiche Karrierewechsel und Talentmobilität spezialisierte deutsche Randstad-Tochter Risesmart stärken. Finanzielle Transaktionsdetails sind nicht bekannt. Die Verkäuferseite wurde von der Wirtschaftskanzlei Taylor Wessing (Federführung: Klaus Grossmann) begleitet.
Info
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