NEUZur Serie: Top-Dealmaker

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M&A-Deals: TLG, Real, Osram

TLG und Aroundtown haben sich auf die wichtigsten Punkte ihrer Milliardenfusion geeinigt.
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Milliardenfusion von Aroundtown und TLG wird konkret

Der milliardenschwere Zusammenschluss von Aroundtown und TLG nimmt weiter Formen an: Wie die beiden Immobilienkonzerne bekanntgaben, haben sie sich nun auf die Eckpunkte der geplanten Fusion geeinigt. Im Rahmen des M&A-Deals wollen die Luxemburger den TLG-Aktionären ein freiwilliges Übernahmeangebot für alle Aktien unterbreiten.

Die Bezahlung soll über ein Tauschgeschäft erfolgen: Die TLG-Aktionäre erhalten im Gegenzug für ihre angedienten Aktien Aroundtown-Aktien. Den Preis je TLG-Aktie wollen die Immobilienkonzerne dabei anhand des jeweiligen EPRA NAV festlegen, einem für Immobilienunternehmen genutzter Indikator für den Netto-Vermögenswert. Nach Angaben der Unternehmen betrug dieser Ende Juni bei TLG 3,33 Milliarden Euro oder 29,77 Euro je Aktie und bei Aroundtown rund 10 Milliarden oder 8,30 Euro je Aktie. Aroundtown ist an der Börse 9,1 Milliarden Euro wert, TLG knapp 2,8 Milliarden.

Das fusionierte Unternehmen, das zum drittgrößten Immobilienriesen Europas heranwachsen könnte, soll einen neuen Namen bekommen und seinen Hauptsitz in Berlin haben – der formelle Konzernsitz soll weiterhin in Luxemburg bleiben. Der Deal hält auch Aufstiegschancen für TLG-CFO Gerald Klinck bereit: Werden Aroundtown mindestens 50 Prozent der TLG-Aktien angedient, dürfen die Berliner einen CFO bestimmen. Die beiden Immobilienunternehmen hatten im September angekündigt, fusionieren zu wollen. Kurz darauf beteiligte sich TLG mit 10 Prozent an dem wesentlich größeren Wettbewerber Aroundtown.

Edeka beteiligt sich an Real-Zerschlagung

Die Zerschlagung der Metro-Supermarktkette Real nimmt ihren Anlauf: Der Lebensmittelhändler Edeka will Märkte seines Konkurrenten übernehmen und hat die Pläne dafür beim Bundeskartellamt angemeldet. Wie aus dem Register der Wettbewerbsbehörde hervorgeht, will Edeka „87 Standorte der Vertriebslinie Real“ von Redos übernehmen.

Im Hintergrund des Real-Deals steht der Handelsriese Metro, der seine Tochter an ein Konsortium um den Immobilieninvestor Redos verkaufen will. Redos will jedoch nicht alle Filialen behalten, sondern einen Teil an Einzelhändler wie Edeka, Rewe oder auch Kaufland weiter veräußern. Dem „Handelsblatt“ zufolge will der Immobilieninvestor allerdings nur 60 Märkte der defizitären Supermarktkette weiterführen – bis zu 40 der insgesamt 277 Standorte könnten demnach geschlossen werden.

AMS will Osram-Offerte schmackhaft machen

AMS bemüht sich weiterhin um die Gunst der Osram-Aktionäre: Um die Anteilseigner von dem zweiten Osram-Übernahmeangebot zu überzeugen, beabsichtigen die Österreicher keine Veränderungen der Zusammensetzung des Osram-Vorstands. Jedoch will AMS nach Vollzug des Übernahmeangebots im Aufsichtsrat der Münchener mit einer „der Beteiligung an Osram angemessenen Weise vertreten sein“. Zudem plant AMS „keine wesentliche Änderung der Kapitalstruktur“ – gleiches gelte auch für die bislang geführte Dividendenpolitik von Osram.

Die neue AMS-Offerte kommt aber nicht bei allen Beteiligten gut an: Die Gewerkschaft IG Metall übt in zwei Briefen an die Bafin Kritik an dem erneuten Übernahmeangebot und verweist dabei auf eine Verletzung des Paragraphen 26 des deutschen Übernahmegesetzes. Dieser Paragraph besagt, dass ein Bieter im Rahmen eines M&A-Prozesses nicht zwei Mal für dasselbe Unternehmen bieten darf, sondern nach einem ersten gescheiterten Übernahmeversuch eine Sperrfrist von einem Jahr einhalten muss.

Um ein zweites Angebot abgeben zu können, hat AMS sich eine Lücke im Übernahmegesetz zunutzte gemacht, und die zweite Offerte mit einer eigens für diesen Zweck gegründeten Tochtergesellschaft lanciert. Mitten in die Übernahmeschlacht drängt sich zudem ein neuer Spieler: Der Hedgefonds Sand Grove ist mit 5,75 Prozent bei Osram eingestiegen. Wie er sich verhält, wird auch den Erfolg der AMS-Offerte beeinflussen. AMS hatte die Mindestannahmeschwelle für das Gebot auf 55 Prozent herabgesetzt, und hält seit dem gescheiterten Übernahmeversuch knapp 20 Prozent an dem Lichtkonzern.

Daniel Kretinsky zieht Metro-Option

Der tschechische Investor Daniel Kretinsky hat sein Optionsrecht ausgeübt und hält nun 29,99 Prozent an Metro. Zuvor kontrollierte er 17,52 Prozent der Anteile. Die Aufstockung der Anteile bekräftigt „das Engagement von EPGC als verantwortungsvoller strategischer Investor von Metro“, gibt Kretinsky über sein Investmentvehikel EP Global Commerce bekannt. Die Option, weitere Metro-Anteile zu erwerben, hatte sich Kretinsky von der Haniel-Familie gesichert. Zudem besteht ein „fortbestehendes Optionsrecht“ für den Erwerb von weiteren Metro-Stammaktien aus dem Besitz von Haniel, so der Investor.

Nun startet der Tscheche offenbar eine neue Initiative, Metro zu übernehmen. Vorerst strebe er „eine angemessene Vertretung im Aufsichtsrat der Metro an“. Nachdem das öffentliche Metro-Übernahmeangebot durch den Tschechen gescheitert war, hatte Kretinsky sich zunächst zurückgezogen, hauptsächlich um dem Ausgang zweier M&A-Deals zu beobachten: Den Verkauf des China-Geschäfts von Metro, sowie die Veräußerung der schwächelnden Tochter Real. Mit der nun erfolgten Erhöhung der Anteile auf knapp 30 Prozent hat der Investor jedoch noch kein verpflichtendes Übernahmeangebot ausgelöst.

Commerzbank legt offizielles Angebot für Comdirect vor

Die Commerzbank macht ihr angekündigtes Comdirect-Übernahmeangebot offiziell: Für die noch ausstehenden 18 Prozent der Anteile an ihrer Direktbanktochter bieten die Frankfurter 11,44 je Comdirect-Aktie in bar. Das entspricht einem Kaufpreis von 292 Millionen Euro. Die Commerzbank hält bereits 82 Prozent an der Comdirect.

Die Offerte läuft noch bis zum 6. Dezember dieses Jahres und unterliegt einer Mindestannahmequote von 90 Prozent – damit müssten nur 8 Prozent der Aktionäre ihre Anteile andienen. Ersten Gegenwind hat die Commerzbank aber bereits zu spüren bekommen: Der mit mehr als 3 Prozent an Comdirect beteiligte aktivistische Investor Petrus Advisers hält das Angebot für zu niedrig und will es nicht annehmen, schreibt das „Handelsblatt“. Die Comdirect-Aktie notiert aktuell bei 13,50 Euro.

Zudem hat die Wiener Erste Group in dieser Woche ihr Interesse für die zum Verkauf stehende polnische Commerzbank-Tochter M-Bank bekundet, wie das Nachrichtenportal „Finanzen.net“ schreibt: „Polen ist ein wichtiger und wachsender Markt, alles in allem ist es eine interessante Möglichkeit”, sagte Bernhard Spalt, zukünftiger Chef der österreichischen Bank. Aktuell hält die Commerzbank 69 Prozent an der M-Bank. Die M&A-Prozesse sind Teil des Konzernumbaus der Commerzbank, den die Bank als neue Strategie „Commerzbank 5.0“ betitelt.

ABB kauft und verkauft in China

ABB kauft in China zu: Der Schweizer Industriekonzern beteiligt sich mit 67 Prozent an Shanghai Chargedot New Energy Technology, einem Anbieter von Ladestationen für Elektroautos. Wie ABB mitteilt, haben die Schweizer die Option, den Anteil in den nächsten drei Jahren weiter zu erhöhen. Finanzielle Transaktionsdetails sind nicht bekannt. Der Deal soll „in den kommenden Monaten“ abgeschlossen werden. Chargedot wurde 2009 gegründet und beschäftigt rund 185 Mitarbeiter. An dem chinesischen Unternehmen ist unter anderem auch der der chinesische Autobauer SAIC beteiligt.

Zudem verkauft ABB zwei chinesische Joint-Venture-Beteiligungen: ABB Breakers und ABB Guangdian Electric aus dem Geschäftsbereich „Elektrifizierung“ gehen zurück an den Joint-Venture-Partner Shanghai Guangdian Electric Group (SGEG). An beiden Gemeinschaftsunternehmen hält ABB derzeit noch 60 Prozent. Gegründet wurde das Joint-Venture 2018, im Rahmen der Übernahme von GE Industrial Solutions durch ABB. Finanzielle Transaktionsdetails des aktuellen Deals nennt ABB nicht.

Weitere Meldungen

Mutares erhält den Zuschlag für den achten Zukauf dieses Jahres: Der Turnaround-Investor darf das österreichische Transportlogistikunternehmen Q Logistics übernehmen. Einen Kaufpreis nennt der Finanzinvestor nicht, einem Sprecher zufolge bewegen sich Kaufpreise für derartige Investments im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Die Logistik-Tochter der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 250 Millionen Euro. Der Private-Equity-Investor, der jetzt auch in die Offensive geht, rechnet mit dem Abschluss der Transaktion frühestens im vierten Quartal dieses Jahres.

RIB Software übernimmt 75 Prozent der Anteile an dem Berliner Start-up Datapine. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Wie die Stuttgarter mitteilten, handelt es sich bei der Übernahme des Business-Intelligence-Softwareunternehmens um den elften M&A-Deal für RIB Software in diesem Jahr – und drei weitere Transaktionen sind für 2019 noch geplant.

Das Finanz-Start-up IDnow bekommt einen neuen Investor: Wie die Münchener bekanntgaben, ist der US-Finanzinvestor Corsair mit 40 Millionen US-Dollar (umgerechnet 36 Millionen Euro) bei der ID-Verifizierungsplattform eingestiegen. Das frische Kapital will IDnow für „Investitionen in Technologie und Team“ nutzen. Wie hoch der Anteil ist, den Corsair erwirbt, ist nicht bekannt. Nach Angaben des „Handelsblatts“, das sich auf Recherchen der Analyseplattform „Startupdetector“ bezieht, erhält der Private-Equity-Investor im Gegenzug 30 Prozent der IDnow-Anteile.

Die Beteiligungsgesellschaft Hevella, hinter der der Investor Rolf Elgeti steht, übernimmt die Mehrheit an der Tech-Firma Nexr: Der Potsdamer Finanzinvestor hält nun mehr als 56 Prozent der Stimmrechte und des Grundkapitals an dem Berliner Virtual-Reality-Spezialisten. Weitere finanzielle Transaktionsdetails sind nicht bekannt. Durch die Transaktion ist Hevella nun dazu verpflichtet, ein Übernahmeangebot für Nexr abzugeben. Dieses will Helvella zum Mindestpreis gemäß dem deutschen Übernahmegesetz abgeben.

Der Schweizer Distributor und Logistikdienstleister Also kauft den bulgarischen Konkurrenten Solytron. Der Kaufpreis für den IT-Distributor mit Sitz in Sofia ist nicht bekannt. Mit der Übernahme wollen die Schweizer ihre Position in den osteuropäischen Märkten ausbauen. Ziel sei ein Marktanteil von 20 Prozent in dieser Region. Solytron wurde 1991 gegründet und erwirtschaftet nach Angaben von Also mit rund 120 Mitarbeitern einen Umsatz von 110 Millionen Euro.

Die Beteiligungsgesellschaft Halder erwirbt im Rahmen eines Management-Buy-outs die Mehrheit an dem Schweizer Werkzeugmaschinenhersteller Suvema. Finanzielle Transaktionsdetails werden nicht genannt. Halder zufolge erzielten die Schweizer im Jahr 2018 mit 57 Mitarbeitern einen Umsatz von 42 Millionen Schweizer Franken (umgerechnet 38 Millionen Euro). Halder wurde bei der Transaktion von CMS Hasche Sigle (Federführung: Oliver Wolfgramm und Stephan Werlen) beraten.

Link H.K. rettet Testrut aus der Insolvenz: Das in Hong Kong ansässige Serviceunternehmen übernimmt die Mehrheit an dem Weseler Handelshaus sowie der dazugehörigen Auslandstöchter der Testrut-Servicegesellschaft. Über den Kaufpreis ist nichts bekannt. Die Verkäuferseite wurde von den M&A-Beratern von Proventis unterstützt.

Der Frankfurter Finanzinvestor Steadfast reicht seine Mehrheitsbeteiligung an der Food & Service Gruppe an die Beteiligungsgesellschaft Finatem weiter. Über die genaue Höhe der Beteiligung und den Kaufpreis für den Lebensmittelzustellgroßhändler aus Mülheim an der Ruhr wurden keine Angaben gemacht. Das bisherige Management der Food & Service Gruppe bleibe dem Unternehmen erhalten. Die M&A-Beratung IMAP hat Steadfast beim Verkauf beraten.

René Benko könnte bald nach der Warenhauskette Globus greifen: Wie die Nachrichtenagentur „Reuters“ mit Bezug auf mit der Sache vertrauten Personen mitteilte, beabsichtigt die Signa Holding des österreichischen Investors, bis Ende November ein Angebot für die Schweizer Kaufhauskette abzugeben. Migros, der zweitgrößte Schweizer Einzelhändler und Globus-Konzernmutter, hatte im Juni neben Globus auch das Wohnausstattungsgeschäft Depot, den Möbelhändler Interio und den Elektroradhändler M-Way ins Schaufenster gestellt.

Die Suche nach einem neuen Eigentümer für Escada ist beendet: Die Unternehmerin Megha Mittal hat mit dem US-Private-Equity-Investor Regent einen Käufer für die Luxusmodemarke gefunden. Wie Regent-Chef Michael Reinstein sagte, soll das Geschäft wieder „zu neuen Höhen geführt“ werden, so die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

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