NEUZur Serie: Top-Dealmaker

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M&A-Deals: Wella, LafargeHolcim, Prokon

Wella: L’Oréal nicht mehr interessiert

Henkel scheint im Rennen um den Haarpflegespezialisten Wella vorne zu liegen. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, sei Henkel in guter Position, sich gegen PE-Investoren wie CVC und Bain durchzusetzen. Die Sparte von Procter & Gamble werde mit 5,5 bis 7,0 Milliarden Dollar bewertet. Procter & Gamble erwägt den Verkauf von Wella, den der US-Konzern erst vor einigen Jahren selbst geschluckt hatte.

Als weitere mögliche Interessenten gelten neben Henkel die US-Konzerne Revlon und Coty. Der französische Kosmetikkonzern L’Oreal hingegen ist nicht mehr an Wella interessiert. „Als Weltmarktführer sind wir bei Friseuren mit eigenen Marken sehr gut aufgestellt“, sagte Vorstandsmitglied Nicolas Hieronimus dem Handelsblatt.

Holcim und Lafarge: Fusionsauflagen mit Milliardenverkauf erfüllt

Die fusionierenden Zementkonzerne Holcim und Lafargehaben eine bindenden Vereinbarung über den Verkauf von Unternehmensteilen im Wert von 6,5 Milliarden Euro an den irischen Konkurrenten CRH geschlossen. Damit erfüllt der künftige Megakonzern die Auflagen der Kartellbehörden. Der Deal umfasst Zementwerke und Anlagen unter anderem in Europa, Kanada, Brasilien und auf den Philippinen. Weitere Details sind nicht bekannt. Der Zusammenschluss der beiden Konzerne soll im Juli vollzogen werden, der Verkauf der Unternehmensteile in der zweiten Jahreshälfte.

LafargeHolcim hat auch die künftige Konzernleitung bestimmt. Als CEO leitet Eric Olsen von Lafarge den zehnköpfigen Vorstand, der je zur Hälfte aus Mitgliedern von Holcim und Lafarge bestehen wird. Die Rolle des CFO übernimmt dabei wie geplant Holcim-Finanzchef Thomas Aebischer.

EnBW will Prokon-Gläubiger für sich gewinnen

Der Chef des Energiekonzerns EnBW, Frank Mastiaux, hat in einem offenen Brief an die Gläubiger des insolventen Windenergieunternehmens Prokon appelliert, der Übernahme durch EnBW zuzustimmen. EnBW wolle aus den beiden Unternehmen einen in Deutschland „führenden Marktteilnehmer im Bereich Windkraft“ machen, hieß es.

Die Prokon-Gläubiger müssen sich zwischen dem Angebot von EnBW – 550 Millionen Euro in bar – und einem Genossenschaftsmodell des Vereins „Freunde von Prokon“ entscheiden. Zwar ist EnBW der „bevorzugte Investor“ des Gläubigerausschusses, die endgültige Entscheidung fällt jedoch erst die Gläubigerversammlung am 2. Juli.

PE-Investor Cinven kauft Labordienstleister Labco

Der PE-Investor Cinven hat für 1,2 Milliarden Euro den französischen Labordienstleister Labco übernommen. Das auf medizinische Diagnostik spezialisierte Unternehmen hatte kürzlich seinen geplanten Börsengang an der Pariser Euronext mit einem Volumen von 545 Millionen Euro abgesagt. Grund dafür waren Kursturbulenzen. Labco erzielte im vergangenen Jahr Umsätze von rund 650 Millionen Euro.

Rheinmetall gründet Joint Venture in Polen

Der Rüstungskonzern Rheinmetall will laut Reuters ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Polska Grupa Zbrojeniowa gründen. Ziel des Joint Ventures sei die Entwicklung eines amphibischen Radpanzers für das polnische Militär sowie für den Export.

Die Entwicklung des gepanzerten Fahrzeugs soll noch 2015 beginnen, mit einer Auslieferung der Fahrzeuge rechne man in drei bis vier Jahren. Polen will für sein Militär rund 200 solcher Radpanzer für über 300 Millionen Euro kaufen. Zwar habe Polen schon vor der Ukrainekrise Rüstungsausgaben von 45 Milliarden US-Dollar im nächsten Jahrzehnt geplant, aufgrund der politischen Entwicklungen beschleunige die Regierung die Ausgaben nun jedoch.

Deutsche Börse startet Joint Venture in China

Die Deutsche Börse will mit einem Joint Venture in China wachsen. In einer Kooperation mit der Shanghai Stock Exchange und der China Financial Futures Exchange sollen Produkte entwickelt werden, die ausländischen Anlegern Investitionen in China erleichtern sollen. Das Joint Venture wird den Namen „China Europe International Exchange“ haben und soll im 4. Quartal 2015 starten.

Die Shanghai Stock Exchange und die Deutsche Börse werden jeweils einen Anteil von 40 Prozent an dem Joint Venture halten, die China Financial Futures Exchange wird zu 20 Prozent beteiligt sein. Für den Konzern ist Asien ein wichtiger Markt, wie Reto Francioni auf der Hauptversammlung betonte. Francioni gibt zum 1. Juni das Amt des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Börse an Carsten Kengeter ab.

Augsburger Aktienbank übernimmt Netbank

Die Augsburger Aktienbank hat in einem Auktionsprozess 100 Prozent der Anteile der Netbank, einer Hamburger Direktbank, übernommen. Zu den Verkäufern  zählen mehrere Sparda-Banken sowie die Berliner Sparkasse (damals Landesbank Berlin), die 2007 einen Mehrheitsanteil von 75 Prozent minus 1 Aktie von einigen Sparda-Banken erworben hatte. Über den Kaufpreis für die Netbank haben die Parteien Stillschweigen vereinbart.

Die beiden Banken sollen als unabhängige Institute weitergeführt werden. Die Augsburger Aktienbank bedient vor allem Finanzanlagevermittler, Vermögensverwalter und institutionelle Kunden, während die Netbank sich auf das Privatkundengeschäft konzentriert. Zusammen bedienen sie in Zukunft rund 400.000 Kunden. Aufsichtsrechtliche Genehmigungen stehen noch aus. Beraten wurden die bisherigen Aktionäre der Netbank beim Verkauf von der Kanzlei Willkie Farr & Gallagher unter Federführung von Andreas Hautkappe. Die Augsburger Aktienbank wurde durch ein Team von Luther um Andreas Kloyer beraten.

M&A-Personalien

Der Versicherungsanbieter Dual hat zwei Spezialisten vom Konkurrenten Zurich abgeworben, um in den Geschäftsbereich M&A-Versicherung einzusteigen. Niki Demirbilek, bisher Leiterin des entsprechenden Bereichs bei Zurich, wird Global Head of M&A-Insurance. Sie bringt Janin Kauffmann mit zu Dual. Demirbilek war vor ihrem Wechsel zu Zurich unter anderem beim Versicherer AIG und bei Norton Rose tätig.

Markus Schackmann übernimmt ab Juni die Leitung der globalen Corporate-Praxis von Deloitte Legal. Der 50-Jährige wird Nachfolger von Javier Menor, der als M&A-Partner zu Baker & McKenzie nach Barcelona gewechselt ist. Schackmann, der auf internationale M&A-Deals spezialisiert ist, soll für Deloitte unter anderem mit Hilfe von Kooperationen neue Märkte in den USA und Großbritannien erschließen. Er ist seit 2013 bei Deloitte und arbeitete vorher für die Kanzlei Luther, wo er seit 2009 die M&A-Praxis leitete.

Matthias Jaletzke wird Corporate Partner im Private-Equity-Team von Hogan Lovells in Frankfurt. Der Anwalt kommt von Skadden, Arps, Slate, Meagher & Flom. Er bringt mit Jörg Herwig und Jörg Neubauer zwei weitere Kollegen mit zu Hogan Lovells.

Weitere M&A-Deals

Der Baukonzern Hochtief hat seine Offshore-Sparte an seinen Geschäftspartner, den Marine Contractor Geosea, verkauft. Geosea gehört zur belgischen Deme-Gruppe. Der Verkauf umfasst unter anderem mehrere Offshore-Kranhubschiffe. Details der Transaktion sind nicht bekannt. Beraten wurde Hochtief durch ein Team um Sönke Becker von der Kanzlei Baker & McKenzie.

PE-Investor Auctus Capital Partners hat seine Anteile an der Celenus-Gruppe an die französische Orpea-Gruppe verkauft, die vor kurzem schon in Österreich zugekauft hatte. Über den Kaufpreis ist nichts bekannt. Celenus erzielte 2014 einen Umsatz von über 100 Millionen Euro. Die auf Gesundheitseinrichtungen spezialisierte Orpea strebt nach Abschluss des Deals Gesamtumsätze von 2,36 Milliarden Euro für 2015 an. Die Übernahme soll im Juli abgeschlossen werden. Beraten wurden die Auctus-Fonds von der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek unter Federführung von Boris Dürr. Orpea wurde durch die Kanzlei Hengeler Mueller sowie deren Partnerkanzleien Wendelstein und Bredin Prat (Federführung Brigitte Leclerc) beraten.

Vossloh
gründet mit VR Track, einer Tochter der finnischen Staatsbahn VR Group, zwei Joint Ventures in Finnland. Dabei wird Vossloh je 60 Prozent der Anteile halten. Zweck der Partnerschaft ist der Betrieb dreier Weichenstandorte sowie eines Langschienen-Schweißwerks. Der erwartete jährliche Umsatz der Gemeinschaftsunternehmen liegt zwischen 20 und 30 Millionen Euro, wobei bereits in diesem Jahr operativ positive Ergebnisbeiträge erzielt werden sollen.

Die österreichische Allianz Elementar-Versicherungs-AG, die bisher 50 Prozent der Anteile der Bawag Allianz Vorsorgekasse hält, erwirbt auch die übrigen Anteile von der Bawag P.S.K.-Gruppe. Über den Kaufpreis ist nichts bekannt. Der Deal soll im Sommer abgeschlossen werden.

Der PE-Investor Audax Group kauft über sein auf Wärmemanagement spezialisiertes US-amerikanisches Portfoliounternehmen Aavid Group den Folienhersteller Kunze Folien mit Sitz in Unterhaching. Beraten wurde der Alleingesellschafter und Gründer Burkhard Kunze beim Verkauf durch ein Team der Kanzlei Noerr um Thorsten Reinhard.

Beim Verkauf der Modemarke Bogner zeichnet sich ein Abschluss ab: Letzter Bieter im Rennen ist der frühere Coty-Chef Bernd Beetz, der gemeinsam mit der chinesischen Beteiligungsgesellschaft Fosun bei Bogner einsteigen will, berichtet das Handelsblatt. Die beiden sollen ihr Angebot verbessert haben, es liege aber weiterhin unter 300 Millionen Euro und damit bei der Hälfte des ursprünglichen Ziels des Unternehmenseigners Willy Bogner.

Das Bundeskartellamt hat United Internet die Genehmigung erteilt, den Mobilfunkanbieter Drillisch zu übernehmen. Mit dem Abschluss des Deals hält United Internet 20,7 Prozent an dem Unternehmen und ist damit größter Aktionär.

Die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG) bringt das Verbrauchermagazin Öko Test unter der Marke Okoer in China auf den Markt. Dazu hat sich die DDVG mehrheitlich an einem Joint Venture mit drei chinesischen Partnern beteiligt. Berater der Transaktion war die Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer mit einem internationalen Team.

Merck kauft über seine Life-Science-Sparte Merck Millipore die Rechte an einer Technologie für Protein-Detektion von dem US-amerikanischen Biotechnologieunternehmen Singulex. Details der Transaktion sind nicht bekannt. Merck wurde durch ein Team der Kanzlei White & Case unter Federführung von Stefan Koch und Eric Hwang beraten.

Der Automobilkonzern Fiat-Chrysler soll General Motors laut einem Bericht des Handelsblatts eine Fusion angeboten haben – die GM jedoch abgelehnt habe. Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne sei kein Treffen gewährt worden, um einen solchen Zusammenschluss zu besprechen. Marchionne will die Konzentration in der Branche aktiv vorantreiben und gegebenenfalls sogar mit Technologiekonzernen wie Google oder Apple an der Weiterentwicklung des Automobils arbeiten.

Die Demire Deutsche Mittelstand Real Estate beteiligt sich mehrheitlich an zwei Unternehmen:  Sie hat 51 Prozent der Anteile an dem Asset-Management-Unternehmen Panacea Property sowie an dem Facility-Management-Unternehmen Praedia Haus-Gartenservice erworben. Weiterhin hat Demire seinen Anteil an der Demire Immobilien Management von 51 auf 100 Prozent aufgestockt. Über die Kaufpreise wurde Stillschweigen vereinbart.

OTI Greentech erwirbt die verbleibenden 49 Prozent der Anteile an Visionaire Energy und hält somit zukünftig 100 Prozent an dem Unternehmen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, aber OTI bringt einen wesentlichen Teil des Kaufpreises über die Ausgabe von 4,25 Millionen neuer Aktien gegen Sacheinlage auf. Dadurch wird sich das Grundkapital von OTI auf 26,35 Millionen Euro erhöhen.

Das französische Startup Drivy übernimmt laut einem Bericht des Handelsblatts den deutschen Carsharing-Wettbewerber Autonetzer. Finanziert wird der Zukauf mit Hilfe des Fonds Index Ventures und des Venture-Capital-Unternehmens Alven Capital. Laut Gründer Paulin Dementhon stehen 16 Millionen Euro für die europäische Expansion zur Verfügung. Mit dem aktuellen Deal komme Drivy nach eigenen Angaben in Deutschland auf rund 100.000 Nutzer.

Die Credit Suisse Asset Management Immobilien Kapitalanlagegesellschaft verkauft ihr „Odin“-Portfolio an den Immobilieninvestor Orion Capital Managers. Das Portfolio umfasst 19 Büroimmobilien mit einem Verkehrswert von rund 625 Millionen Euro. Beraten wurde Credit Suisse durch die Sozietät Freshfields Bruckhaus Deringer.

Die Unternehmensberatung Bearingpoint übernimmt die auf Digitalisierung spezialisierte Magenta Advisory mit Sitz in Finnland. Details des Deals sind nicht bekannt. Magenta hat 22 Mitarbeiter und erwartet für 2015 Umsätze von 4,5 Millionen Euro.

Der Agrarchemiekonzern Syngenta hat Reuters zufolge die Bank UBS in sein Beraterteam aufgenommen, um sich gegen die Übernahme durch den Konkurrenten Monsanto zu wehren. Das Unternehmen erwarte, dass Monsanto sein Angebot von 449 Schweizer Franken je Aktie noch erhöhen werde. Allerdings sei Syngenta unter Umständen bereit, ein Angebot von 500 Franken je Aktie anzunehmen. Sollte es zu einer Übernahme kommen, könnte Monsanto das Saatgutgeschäft von Syngenta verkaufen. Potenzielle Käufer, wie BASF und Bayer seien bereits kontaktiert worden. 

Der Onlinehändler Zalando beteiligt sich laut einem Bericht der Internetseite Textilwirtschaft Online mit einer Minderheit von 20 Prozent an dem britischen Softwareunternehmen Anatwine. Außerdem gehen die beiden Unternehmen eine strategische Partnerschaft ein. Anatwine soll dabei ein eigenständiges Unternehmen bleiben.

Die Aevis Holding schließt sich mit der Victoria-Jungfrau Collection (VJC) zur Aevis Victoria zusammen. Bislang hält die Aevis Holding 71,2 Prozent an VJC. Aevis übernimmt die Aktiva und Passiva von VJC und diese wird formell aufgelöst. Die bisherigen Minderheitsaktionäre von VJC erhalten neue Aevis-Aktien im Verhältnis von 8:1, was einem Wert von 359 Schweizer Franken je VJC-Aktie entspricht. Die Aevis-Aktie wurde mit 44,9 Schweizer Franken je Aktie bewertet. Nach der Transaktion halten die VJC-Aktionäre rund 4,5 Prozent an der Aevis Holding. Die Genehmigung durch die beiden Generalversammlungen steht jedoch noch aus.

Apple hat einem Bericht des Handelsblatts zufolge das deutsche Software-Startup Metaio erworben. Das Münchener Unternehmen ist auf Augmented Reality spezialisiert. Laut der Internetseite werden die Metaio-Produkte nicht länger verkauft.

julia.becker[at]finance-magazin.de

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