Die Präsenz einiger großer M&A-Deals lenkte im vergangenen Jahr wiederholt die Aufmerksamkeit auf die Medienbranche. Dabei war die Anzahl an Transaktionen 2013 in der deutschen Medienindustrie mit 54 registrierten Deals eher niedrig. 2012 standen noch 76 M&A-Deals in der Statistik, 2011 waren es sogar 129 Transaktionen. Dafür gab es in den vergangenen Monaten einige Leuchtturmdeals mit Volumina von mehr als 1 Milliarde Euro. Deren Betrachtung liefert zwar kein repräsentatives Abbild der M&A-Aktivitäten, lässt jedoch Rückschlüsse auf eine Reihe allgemeiner Trends im Mediensektor zu.
Medienunternehmen bei PE-Investoren hoch im Kurs
Auffallend ist, dass Medienunternehmen wieder in den Fokus der PE-Investoren gerückt sind. Mit strategischen Bietern konkurrierten diese in den vergangenen Monaten meist erfolgreich um attraktive Targets. Exemplarisch dafür steht der Verkauf von 70 Prozent der Scout24-Anteile durch die Deutsche Telekom an das amerikanische Private-Equity-Haus Hellman & Friedman, das sich bei dem M&A-Deal unter anderem gegenüber dem Interessenten Axel Springer behaupten konnte.
Die Unternehmensbewertung im Rahmen der Transaktion belief sich auf über 2 Milliarden Euro – ein Preis, den strategische Investoren nicht zu zahlen bereit waren! Der Vollzug des M&A-Deals steht noch unter dem Vorbehalt der Behörden und wird für das erste Quartal 2014 erwartet.
Vernetzung verändert die Medienindustrie
Dass die Medienindustrie attraktive Targets bietet, hat unter anderem mit der zunehmenden Vernetzung von Online- und Offline-Welt zu tun. Treiber dieses Prozesses ist der Kunde, dessen Kommunikations- und Kaufverhalten immer öfter auf mehreren Kanälen stattfindet. Der Trend zum Second Screen sowie die wachsende Verbreitung von Smartphones verstärken diese Entwicklung: Unternehmen werden immer stärker dazu gezwungen, Offline- mit Online-Inhalten zu verknüpfen. Dies führt zum einen dazu, dass Medien weiter zusammenwachsen und die Grenzen zunehmend verschwimmen.
Vor allem „klassische“ Medienunternehmen werden zu Umstrukturierungen angehalten, um nachhaltig ertragreiche Geschäftsfelder zu etablieren. Die Beteiligungen des Axel Springer Verlags sind ein Beispiel für diese Umstrukturierungen: 2012 hatte Springer zusammen mit dem Wachstumsinvestor General Atlantic sein Online-Rubrikengeschäft bestehend aus SeLoger, StepStone und Immonet in der neu gegründeten Tochter Digital Classifieds gebündelt.
Zudem hat das Unternehmen im Oktober 2013 angekündigt, sich neben der eigenen New-Media-Beteiligungsgesellschaft AS Venture und dem Inhouse-Inkubator Plug and Play mit 30 Millionen Euro an Project A Ventures zu beteiligen. Der Inkubator der ehemaligen Rocket-Internet-Mitarbeiter Florian Heinemann, Uwe Horstmann, Thies Sander und Christian Weiss sowie der Otto Group ist spezialisiert auf die Finanzierung und den Aufbau von Start-ups in den Bereichen Internet undOnline-Werbetechnologie.
Im Juli 2013 kündigte der Verlag den Verkauf der Regionalzeitungen sowie deren Programm- und Frauenzeitschriften an die Funke Mediengruppe für 920 Millionen Euro an. Jüngste Übernahme ist der Kauf des Nachrichtensenders N24, der zum zentralen Lieferanten von Video- und Fernsehbildern für alle Marken des Verlages aufgebaut werden soll.
Große Umstrukturierungen gab es auch bei Gruner + Jahr mit dem Verkauf des Magazins Impulse im Rahmen eines Management-Buy-Outs, der Einstellung der Financial Times Deutschland sowie der Auflösung der Verlagsgruppen Agenda und Life und dem damit einhergehenden Abbau von bis zu 400 Stellen über die kommenden Jahre. Weiterhin sollen unrentable Tochterfirmen in Kroatien und Serbien verkauft werden. Im Gegenzug werden 500 Millionen Euro für Zukäufe im Online-Bereich bereitgestellt.
Hohe Bewertungen für neue Technologien
Die schwindende Grenze zwischen Online und Offline verändert auch das Werbeumfeld: Media-Agenturen entwickeln sich zu integrierten Dienstleistungsanbietern, um Lösungen über alle Kommunikationskanäle hinweg anbieten zu können. Zudem rückt die Messung der Werbewirksamkeit in den Vordergrund: Kunden wollen wissen, wie sich der eingesetzte Werbe-Euro auszahlt – eine Entwicklung, die datengestützte Marketinglösungen wichtiger macht.
Die passenden Tools liefern Anbieter von Big-Data-Technologien, die sich auf Datengewinnung und -analyse spezialisiert haben. Technologieanbieter mit Kompetenz in diesem Umfeld werden voraussichtlich auch 2014 begehrte Übernahmekandidaten sein. Die Bewertungen dieser Unternehmen schießen durch die Decke und die Transaktionsvolumina nähern sich dem zweistelligen Milliardenbereich, wie die jüngste Bewertung von Palantir mit 9 Milliarden US-Dollar zeigt.
Paradigmenwechsel bei Inhalten
Nicht nur Verlage unternehmen erste Schritte, exklusive Inhalte für Online-Leser kostenpflichtig zu machen. Was die Content-Welt betrifft, so dringen zunehmend auch Telekommunikationskonzerne in die Medienwelt ein und machen insbesondere TV-Anbietern Konkurrenz. Beispiele sind die Übernahme der Kabel Deutschland Group durch Vodafone sowie die IPTV-Plattform Entertain der Deutschen Telekom, die seit kurzem auch für iPad, Notebook und den PC verfügbar ist. Zudem will T-Online noch in diesem Jahr einen eigenen Web-TV-Sender starten.
Es wird also auch in den kommenden Monaten im Medienbereich spannend bleiben. Die Konsolidierungswelle im Agenturbereich wird vermutlich weiter rollen. Und Finanzinvestoren mit vollen Kassen dürften in der deutschen Medienbranche für Stimmung sorgen.