Deutsche Unternehmen bleiben bei ausländischen Investoren am M&A-Markt begehrt: Einer am heutigen Mittwoch veröffentlichten Analyse des Beratungshauses PwC zufolge haben ausländische Käufer bis Mitte November 2017 bereits 709 deutsche Unternehmen übernommen.
Die rege M&A-Aktivität zum Jahresende kommt noch hinzu: „Alles in allem gehen wir für dieses Jahr von rund 870 Übernahmen deutscher Firmen durch ausländische Investoren aus“, prognostiziert Steve Roberts, Leiter Private Equity bei PwC in Deutschland. Damit läge die Transaktionszahl nur knapp unter dem Niveau des Vorjahres, das mit 883 M&A-Deals den bisherigen Rekordstand markierte.
Auch ohne Linde-Deal wäre M&A-Volumen stark gestiegen
Das Gesamtvolumen der Deals mit publiziertem Transaktionswert ist 2017 auf einen Gesamtwert von 99,8 Milliarden Euro förmlich explodiert – im Vorjahreszeitraum lag der Wert nur bei 38,5 Milliarden Euro. Allerdings verzerren zwei Großübernahmen das Bild: Der Gase-Spezialist Linde ging für umgerechnet 40,5 Milliarden Euro an den US-Konkurrenten Praxair. Der Verkauf der Siemens-Zugsparte an die französische Alstom steht für weitere 8,2 Milliarden Euro Transaktionsvolumen.
Doch der M&A-Markt glänzte auch in der Breite: Bis Mitte November hatten bereits 14 M&A-Deals ein Volumen von mehr als 1 Milliarde Euro erzielt. Damit lag die Anzahl der Mega-Deals bereits sechs Wochen vor Jahresende um eine Transaktion über dem Wert des gesamten Jahres 2016. „Das zeigt, dass sich ausländische Käufer nicht mehr nur im deutschen Mittelstand umsehen, sondern auch größere Konzerne bis hin zu Dax-Konzernen wie Linde ins Visier nehmen“, sagt Roberts.
Das durchschnittliche Dealvolumen ausländischer Zukäufe in Deutschland lag in dem von Großtransaktionen geprägten Jahr 2017 bei 620 Millionen Euro, in den drei Vorjahren pendelte es zwischen 200 und 300 Millionen Euro.
US-Investoren kaufen besonders oft in Deutschland zu
Von den 709 bis Mitte November angekündigten Transaktionen stammten 158 von US-Investoren, die damit die stärkste Käufergruppe stellen. Schweizer Kaufinteressenten stellen mit 80 Deals die zweitstärkste Gruppe – sie profitieren bei Zukäufen im Euro-Raum vom starken Franken. Doch auch die vom Brexit und dem damit verbundenen Pfund-Verfall betroffenen Briten setzen auf Zukäufe: Mit 72 Deals liegen britische Käufer auf Rang 3. Käufer aus Frankreich beanspruchen 55 Übernahmen für sich, 47 Deals sind mit chinesischen Käufern angekündigt.
Die bei den ausländischen Investoren beliebteste Branche ist nach wie vor die Industrielle Produktion, auf die 24 Prozent der Transaktionen entfallen. Es folgen die Branchen Handel & Konsumgüter (18 Prozent) sowie Technologie (16 Prozent).
PE-Investoren stehen für fast 40 Prozent der Deals
Auch Deals mit Private-Equity-Hintergrund sind weiterhin auf dem Vormarsch: Während in den vergangenen Jahren drei von zehn Käufern aus dem Lager der Finanzinvestoren stammten, so stehen sie 2017 bereits für fast 40 Prozent der Deals. Die prominenteste Übernahme des Jahres tätigten die Finanzinvestoren Bain und Cinven, die über ein gemeinsames Investmentvehikel den Arzneimittelhersteller Stada kauften.
In Deutschland suchen Private-Equity-Investoren überdurchschnittlich häufig nach Investitionen im Technologiebereich, um deren Expertise langfristig nutzen: „Dabei geht es manchen Finanzinvestoren nicht einmal zwingend um das Unternehmen als solches. Vielmehr setzen viele Private Equity-Fonds darauf, mithilfe deutscher Technologien auch andere Portfoliofirmen fit für die Zukunft zu machen“, beobachtet PwC-Experte Roberts.