Die Real-Odysse findet wohl ein Ende: Metro hat endlich einen Käufer für das Sorgenkind gefunden. Der Handelskonzern einigt sich mit dem Konsortium um den Immobilieninvestor X+bricks und das Private-Equity-Haus SCP über den Verkauf der Supermarktkette Real.
Dabei bewerten Metro, X+bricks und SCP die Real mit rund 1 Milliarde Euro, wie es in der Metro-Mitteilung heißt. Aus dieser Milliarde sollen etwa 300 Millionen Euro als Nettomittel direkt in die Kassen der Metro fließen. Die verbleibenden 700 Millionen Euro entsprechen wohl den Nettofinanzschulden sowie den Pensionsverpflichtungen Reals, die Metro mit dem Deal auch los wird. Allerdings wollte Metro mit Verweis auf das laufende Verfahren die exakte Zusammenstellung der Unternehmensbewertung nicht kommentieren.
Zwar steht der Vollzug noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung der Wettbewerbshüter sowie der konzerninternen Gremien, allerdings ist aus Unternehmenskreisen zu hören, dass man mit dem Signing bereits in den kommenden Tagen rechnet. Einzelne offene Punkte werden noch verhandelt.
Real-Verkauf bleibt hinter den Erwartungen zurück
Für Metro endet damit zwar das zähe Ringen um den Verkauf des Verlustbringers Real, aber gleichzeitig spült der Deal weniger in die Kassen der Düsseldorfer als erhofft. Bereits im Herbst 2018 kündigte Metro an, Real verkaufen zu wollen. Als Favorit galt lange Redos, die einen Kaufpreis von 500 Millionen Euro gezahlt hätten. Im Juli 2019 grätschte das Konsortium um X-bricks und SCP rein und verbesserte sein Angebot: X-bricks und SCP wären bereit „deutlich“ mehr als 500 Millionen Euro für die angeschlagene Supermarktkette zu bezahlen, hieß es damals.
Im Dezember scheiterten die Verhandlungen zwischen Redos und Metro aber schließlich endgültig, und die Handelskette verhandelte exklusiv mit X-bricks und SCP. Damals war noch von einem Nettozufluss von 500 Millionen Euro die Rede – nun sind es doch nur 300 Millionen Euro geworden. Aus Branchenkreisen ist zu hören, dass sich Real in den vergangenen Wochen schlechter entwickelt hat, als erwartet worden war. Genaue Zahlen zur Geschäftsentwicklung der Supermarktkette sind aber nicht bekannt.
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Auch wenn Real nun als Ganzes ohne Rückbeteiligung der Metro verkauft werden soll, reißen die Düsseldorfer nicht sofort alle Brücken zum Einzelhändler ab: Vorerst sollen die Servicegesellschaften der Metro weiterhin Dienstleistungen für Real erbringen. Diese sollen aber im Laufe der Zeit immer weiter abgebaut werden. Die daraus entstehenden Überkapazitäten bei den Metro Servicegesellschaften sollen durch nicht näher genannte „Effizienzmaßnahmen“ aufgelöst werden. Diese Maßnahmen werden nach Metro-Angaben rund 200 Millionen Euro Einmalkosten in den Geschäftsjahren 2019/20 bis 2021/22 verursachen. In der Regel verstecken sich hinter solchen Effizienzmaßnahmen Entlassungen und Standortschließungen.
Metro verabschiedet sich vom Einzelhandel
Mit dem Verkauf Reals beendet die Metro-Führung um CEO Olaf Koch und CFOChristian Baier das Thema Einzelhandel: Im Oktober verkauften die Düsseldorfer ihr China-Geschäft an den chinesischen Einzelhänder Wumei für eine Bewertung von rund 1,9 Milliarden Euro, wovon der Metro über eine Milliarde in Cash zufließen. Nach Abschluss aller Transaktionen erwartet Metro nun nach eigenen Angaben Nettomittelzuflüsse von über 1,5 Milliarden Euro. Mit dem Geld will das Management Metro auch über Zukäufe wieder zu einem reinen Großhändler machen.
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