Das Handelsunternehmen Hudson’s Bay Company (HBC) hat den Zuschlag für Kaufhof erhalten. Bereits seit mehreren Wochen war über ein Interesse von HBC spekuliert worden, doch auch dem österreichischen Investor René Benko waren Ambitionen auf eine Kaufhof-Übernahme nachgesagt worden. Von beiden Seiten hieß es zuletzt in Medienberichten, sie hätten Angebote zwischen 2,7 und 2,9 Milliarden Euro vorgelegt.
Genau in diesem Rahmen soll der M&A-Deal nun auch abgeschlossen werden: Metro und HBC einigten sich auf einen Transaktionswert von 2,825 Milliarden Euro, darin enthalten sind verschiedene Verbindlichkeiten, die der Käufer mit übernimmt. HBC übernimmt neben der Warenhauskette Galerie Kaufhof auch die belgische Tochtergesellschaft Inno. Der Metro-Aufsichtsrat und das Board of Directors der HBC haben der Transaktion zugestimmt, bereits Ende September dieses Jahres soll der M&A-Deal abgeschlossen sein.
Nettoverschuldung der Metro sinkt nach Kaufhof-Verkauf
Der Transaktionswert dürfte in etwa dem entsprechen, was die Düsseldorfer Verkäufer sich erwartet haben. Metro-CFO Mark Frese hatte erst kürzlich gegenüber der „Börsen-Zeitung“ gesagt, ein Verkauf von Kaufhof unter Wert sei ausgeschlossen. Die Preisvorstellungen der Metro lägen am oberen Rand der weit gefassten Spanne von 2 bis 3 Milliarden Euro, hieß es. Der nun vereinbarte Transaktionswert hat dieses Fenster getroffen.
Der Erlös dürfte CFO Frese künftig die Planungen erleichtern, denn die Transaktion hat auch auf die Finanzkennzahlen einen positiven Effekt. Infolge des M&A-Deals erwarten die Düsseldorfer nun nach eigenen Angaben einen positiven Mittelzufluss von rund 1,6 Milliarden Euro und eine Verringerung der Rating-relevanten Nettoverschuldung von rund 2,7 Milliarden Euro. Darüber hinaus rechnet der Konzern mit einem positiven Ebit-Effekt von rund 0,7 Milliarden Euro.
Kaufhof ist für HBC Basis für weiteres Wachstum
Die kanadische HBC will mit der Übernahme die Ertragsbasis des Konzerns weiter diversifizieren. Man bringe zwei geografisch komplementäre Unternehmen zusammen, begründete HBC den Schritt. Weitere M&A-Deals scheinen nicht ausgeschlossen: Der Aufbau der Präsenz in Europa mit Galeria Kaufhof biete eine starke Basis, um weitere Wachstumschancen in Europa zu prüfen, sagte HBC-CEO Jerry Storch.
Der kanadische Handelskonzern wird nach dem Zukauf einen Umsatz von umgerechnet rund 9 Milliarden Euro machen, 31 Prozent des Pro-Forma-Umsatzes werden dann auf den deutschen Markt entfallen. HBC verstärkt sich in Deutschland mit 103 Kaufhof-Filialen, von denen sich 59 Standorte im Eigentum der Kaufhof-Gesellschaft Galeria Real Estate befinden. Hinzu kommen 16 Filialen des Sportwarenhändlers Sportarena sowie 16 Warenhäuser des Tochterunternehmens Galeria Inno in Belgien. Neben verschiedenen Logistikzentren übernehmen die Kanadier auch die Kaufhof-Hauptverwaltung in Köln. Standortschließungen und Kürzungen bei der Belegschaft soll es nicht geben.
Kaufhof-Management bleibt an Bord
Einer gemeinsamen Mitteilung der Konzerne zufolge will HBC zudem weiter auf das bestehende Managementteam bei Kaufhof setzen. Die Kanadier kündigten an, die Produktivität und die Nutzung der Verkaufsflächen im bestehenden Filialnetzwerk verbessern zu wollen. Auch der Markteintritt der HBC-Marken Saks Fifth Avenue und Saks OFF 5TH in Deutschland soll geprüft werden.
Die Bank of America Merrill Lynch hat HBC in allen Finanzierungsfragen beraten. Willkie Farr & Gallagher waren als M&A-Rechtsberater mandatiert, Unternehmensrechtsberater ist die Kanzlei Stikeman Elliott. Die Metro Group wurde von der Deutschen Bank und JP Morgan sowie rechtlich von Clifford Chance beraten.