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Metro: Real-Verkauf geht in die heiße Phase

Die Supermarktkette Real dürfte bald den Besitzer wechseln.
Real GmbH

Der Handelskonzern Metro geht beim M&A-Prozess für Real in die entscheidende Phase: Für die Einzelhandelskette gebe es eine „gute Anzahl von Interessenten“, sagte Metro-Chef Olaf Koch am heutigen Dienstagvormittag im Rahmen einer Telefonkonferenz zu den Zahlen für das erste Quartal. Er erwarte in Kürze indikative Angebote. In den kommenden zwei bis vier Monaten soll der Verkauf abgeschlossen sein, heißt es in der dazugehörigen Investorenpräsentation.

Damit läge Metro voll im Zeitplan: Die Düsseldorfer hatten im vergangenen September angekündigt, sich von Real trennen zu wollen. Bis zum Sommer soll der Verkauf der Einzelhandelskette, den JP Morgan und Bank of America Merill Lynch begleiten, abgeschlossen sein. Metro will sich anschließend auf das Großhandelsgeschäft konzentrieren.

Real halbiert Ebitda im ersten Quartal

Real ist das Sorgenkind von Metro. Bereits bei der Aufspaltung des Handelskonzerns im Sommer 2017 – als Ceconomy die Unterhaltungselektronik mit den Marken Saturn und Media Markt zugeschlagen wurde und die neue Metro das Lebensmittelgeschäft Cash & Carry sowie Real übernahm – mussten sich die Düsseldorfer kritische Fragen über die Synergien zwischen dem Groß- und Einzelhandelsgeschäft gefallen lassen.

Die heute veröffentlichten Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2018/2019 verdeutlichen die Schwierigkeiten der Supermarktkette: Real – von  Metro seit September als nicht fortgeführtes Geschäft geführt – halbierte den operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Weihnachtsquartal von 104 Millionen Euro (2017/2018) auf 52 Millionen Euro (2018/2019). Die Ebitda-Marge verschlechterte sich auf 2,6 von 5,1 Prozent. Grund dafür waren unter anderem Kosten, die nach dem Verlassen der Tarifbindung anfielen, so Metro-Chef Koch.

Metro hofft auf die Real-Immobilien

Angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage hat der MDax-Konzern den Firmenwert von Real kürzlich komplett abgeschrieben. Dass der Vorstand dennoch mit einem positiven Kaufpreis aus dem Verkauf rechnet, liegt an den Real-Gebäuden: Allein die im Eigenbesitz liegenden 65 Immobilien wären 900 Millionen Euro wert, sagte CFO Christian Baier im Dezember bei der Vorlage der Zahlen für das Geschäftsjahr 2017/2018.

Metro verfolgt auch deshalb weiterhin das Ziel, Real als Ganzes zu verkaufen. Allerdings sind vielversprechende Bieter wie der Wettbewerber Kaufland verschiedenen Medienberichten zufolge jeweils nur an einem Teil der insgesamt 280 Märkte interessiert. Der Großflächendiscounter der Schwarz-Gruppe aus Neckarsulm, der weltweit 1270 Filialen betreibt, soll beispielsweise lediglich 80 bis 100 Real-Standorte in den Blick genommen haben.

FINANCE-Köpfe

Christian Baier, Metro AG

Studienbegleitend absolviert Christian Baier eine Ausbildung bei der Baden-Württembergischen Bank in Freiburg und wechselt 2001 als Beteiligungsmanager zur LBBW-Tochter BWK. Von 2002 bis 2004 unterbricht er seine berufliche Laufbahn für ein MBA-Studium an der New York University. 2004 wechselt er zur Investmentbank Lehman Brothers in die M&A-Beratung. Von 2006 bis 2011 arbeitet er als Investment Executive beim Private-Equity-Haus Permira.

2011 steigt Christian Baier bei dem Handelskonzern Metro ein, wo er zunächst in der Unternehmensleitung von Schaper C&C die Finanzen und Administration verantwortet. Ein Jahr später wechselt er als M&A-Leiter in den Mutterkonzern und übernimmt kurz darauf auch die Unternehmensstrategie.

2015 wird er CFO von Metro Cash & Carry, bevor er im Zuge der Aufspaltung des Metro-Konzerns in die Bereiche Lebensmittelgroßhandel („Metro“) und Elektronikhandel („Ceconomy“) zum Finanzvorstand der Metro AG ernannt wird.

Im November 2020 wird Christian Baier gemeinsam mit COO Rafael Gasset zum Interims-CEO ernannt. Das neue Führungsduo tritt ab Januar 2021 an, bis ein Nachfolger für CEO Olaf Koch gefunden ist.

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Tut sich Kaufland mit Cerberus zusammen?

Die „Süddeutsche Zeitung“ bringt daher eine Zerschlagung von Real ins Spiel: Kaufland könne sich mit einem Finanzinvestor zusammentun, der die Supermarktkette zunächst komplett übernimmt und anschließend filetiert, mutmaßt die Zeitung. Als Investor wird der amerikanische PE-Investor Cerberus gehandelt, der in Deutschland die Schlagzeilen derzeit vor allem als Aktionär der Deutschen Bank und der Commerzbank bestimmt.

Ein möglicher Immobilienentwickler, der weitere Real-Standorte übernimmt, könnte nach den Recherchen der SZ Redos sein. Dem Vernehmen nach seien aber auch andere Einzelhändler wie etwa die Schweizer Markant-Gruppe und das Familienunternehmen Globus aus dem Saarland an einzelnen Häusern von Real interessiert.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

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