Daniel Kretinsky kann länger abwägen, ob er seine Kaufoption für die Metro-Beteiligung der Haniel-Familie ziehen will. Haniel hat die Frist, die eigentlich an diesem Wochenende geendet hätte, um drei Monate bis Ende Juni verlängert. Es geht um ein Metro-Aktienpaket in Höhe von 15,2 Prozent.
Damit kann Kretinsky nun gleichzeitig über seine beiden Metro-Optionen entscheiden, denn bis Juni hat er auch die Möglichkeit, ein weiteres 5,4-prozentiges Metro-Paket zu erwerben, das derzeit noch der Elektronikhändler Ceconomy besitzt. Da Kretinsky bereits 10,9 Prozent an Metro hält, würde er die kritische 30-Prozent-Marke überspringen, wenn er beide Kaufoptionen auslöst. Dann würde ein Pflicht-Übernahmeangebot an die übrigen Metro-Aktionäre fällig.
Ausstehende M&A-Deals lassen Kretinsky zögern
Kretinskys Zögern hat seine Ursache aller Wahrscheinlichkeit nach in den beiden derzeit noch laufenden M&A-Prozessen des Großhandelskonzerns Metro: Zum einen befindet sich der Verkauf der Supermarktkette Real auf der Zielgeraden, mit einer Entscheidung rechnet die Metro-Führung bis spätestens Juni.
Ob der Versuch, Real loszuschlagen, gelingt, ist offen. Operativ ist das Unternehmen ein Sanierungsfall, der wesentliche Wert ist das Immobilienvermögen, das mit 900 Millionen Euro in Metros Bilanz steht. Analysten gehen nicht davon aus, dass Metro wesentlich mehr als den Immobilienwert als Verkaufserlös erwarten kann.
Zweiter Knackpunkt ist die Frage, ob sich ein schlagkräftiges Konsortium aus einem strategischen und einem Immobilieninvestor findet, das bereit ist, Real im Ganzen zu kaufen und erst anschließend aufzuteilen, denn das ist (noch) die zentrale Dealbedingung der Metro-Führung. Auch kartellrechtlich könnte eine solche Transaktion bedenklich sein, sofern ein anderer Supermarktbetreiber mit beteiligt ist.
Das zweite schwelende M&A-Thema ist weniger konkret. Presseberichten zufolge spricht Metro in China mit mehreren möglichen Käufern über einen Teilverkauf des chinesischen Großhandelsgeschäfts. Gerüchten zufolge sollen die Onlineriesen Alibaba und Tencent mit einem Einstieg bei der chinesischen Metro-Tochter liebäugeln – ein potentieller Milliardendeal. Wie beide Projekte ausgehen, dürfte einen erheblichen Einfluss auf den Wert und die künftige Strategie der Metro haben.
FINANCE-Podcast zu Metro
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Kretinsky müsste Milliardenfinanzierung stemmen
In dieser unübersichtlichen Lage rückt auch die Kaufpreisfinanzierung in den Blick, die Kretinsky arrangieren müsste, wenn er die beiden noch offenen Kaufoptionen tatsächlich ausüben sollte. Würde sein Anteil die 30-Prozent-Marke überschreiten, müsste er den übrigen Aktionären ein Übernahmeangebot machen. Er müsste der Aufsicht dann nachweisen, dass er im Extremfall sämtliche Aktien übernehmen könnte.
70 Prozent an Metro kosten derzeit 3,6 Milliarden Euro. Insgesamt beliefen sich Kretinskys Kosten für eine Komplettübernahme von Metro auf über 5 Milliarden Euro – zuzüglich der Schulden des Handelsriesen.
In die Position als potentieller neuer Eigentümer brachte sich der tschechische Unternehmer im vergangenen Sommer, als er sich die ersten 10 Prozent von Haniel und Ceconomy sicherte.
Info
Die Aufspaltung der Metro ist keine Erfolgsgeschichte – im Gegenteil. Knapp zwei Jahre nach dem De-Merger taucht die FINANCE-Titelgeschichte ein in die ins Wanken geratene Welt des Handelsriesen und seiner Schwesterfirma Ceconomy. Lesen Sie mehr dazu in der aktuellen FINANCE-Ausgabe, die Sie hier bestellen oder als E-Paper beziehen können.
Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.