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Milliardenschwere Chemiefusion beglückt Aktionäre

Die beiden Chemiekonzerne Clariant aus der Schweiz und Huntsman aus den USA wollen sich zu einem globalen Champion verbinden, der 20 Milliarden Dollar wert ist.
fotohunter/iStock/Thinkstock/Getty Images

Die grenzüberschreitende Konsolidierung in der Chemiebranche geht weiter. Wie am heutigen Montag bekannt wurde, wollen sich der Schweizer Chemiekonzern Clariant und der texanische Konkurrent Huntsman zusammentun.

Das fusionierte Unternehmen soll Huntsman Clariant heißen und zusammen einen Unternehmenswert von rund 20 Milliarden Dollar auf die Wage bringen. Die kombinierten Umsätze lägen bei rund 12,3 Milliarden und der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bei 2,3 Milliarden Dollar, geben die beiden Fusionspartner an. Clariant erwirtschaftet seine Umsätze laut einer aktuellen Unternehmenspräsentation zu einem Großteil im Consumer-Bereich, Huntsman dagegen im Baugewerbe.

An der Börse waren die beiden Chemiekonzerne zuletzt rund 12,1 Milliarden Euro wert – Clariant 6,4 Milliarden und Huntsman 5,7 Milliarden Euro. Am heutigen Vormittag zogen beide Papiere kräftig an und legten jeweils um über 9 Prozent zu. Beide Listings sollen nach dem Merger erhalten bleiben. 

Clariant-CFO wird Finanzchef von Huntsman Clariant

Der Zusammenschluss soll bis Ende 2017 über die Bühne gebracht werden und unterliegt noch der Zustimmung der Huntsman-Aktionäre sowie den kartellrechtlichen Freigaben. Die Familienaktionäre beider Lager unterstützen den Deal jedoch. 

Geld soll bei der Transaktion nicht fließen. Stattdessen erhalten die Clariant-Aktionäre für jede ihrer alten Aktien eine Aktie der neuen Huntsman Clariant. Die Huntsman-Aktionäre erhalten je alter Aktie 1,2 neue Aktien. Damit würden die Aktionäre der Schweizer 52 Prozent und die der Amerikaner 48 Prozent an dem neuen Unternehmen halten.

Der Firmenhauptsitz soll im schweizerischen Pratteln angesiedelt , das operative Geschäfte dagegen aus Texas heraus gesteuert werden. Als CEO des neuen Chemieriesen ist der bisherige Huntsman-Chef Peter Huntsman vorgesehen. Den CFO stellen mit Patrick Jany die Schweizer. Beide Manager sollen künftig von der Schweiz aus arbeiten.    

Der bisherige Clariant-Chef Hariolf Kottmann soll den Vorsitz des neuen „Board of Directors“ übernehmen und wechselt damit in den Verwaltungsrat – eine Art Aufsichtsrat nach dem Schweizer Recht, aber mit deutlich größerem strategischem Einfluss als in Deutschland. 

Huntsman Clariant hofft auf 3,5 Milliarden Dollar an Synergien

Von dem Deal versprechen sich die beiden Fusionspartner hohe Synergien. Deren Barwert schätzen Clariant und Huntsman auf mehr als 3,5 Milliarden Dollar. Der angepeilte jährliche „Wertzuwachs“ von 400 Millionen Dollar soll in zwei Jahren erreicht werden. 150 Millionen Dollar davon will Huntsman Clariant im Einkauf und weitere 250 Millionen im operativen Geschäft heben. 

Die Milliardentransaktion ist eine Folge des hohen Konsolidierungsdrucks in der Chemiebranche. Investoren hatten Clariant dazu gedrängt, einen Partner zu finden, um Kosten zu senken und das Wachstum zu beschleunigen, das branchenweit zuletzt abgeebbt ist und Anstoß zahlreicher Übernahmen gewesen ist.

In den Niederlanden wehrt sich gerade Akzo Nobel gegen einen unerwünschten Übernahmevorstoß des US-Konzerns PPG Industries, der rund 27 Milliarden Euro für den Lackproduzenten bietet. Auch die deutschen Chemiekonzerne BASF, Lanxess und Evonik haben im vergangenen Jahr jeweils Milliardenzukäufe getätigt. 

Die Milliarden-Merger bescheren auch den Investmentbanken volle Auftragsbücher. Clariant wird bei der Transaktion von den beiden Investmentbanken Citigroup und UBS beraten. Die Bank of America Merrill Lynch und Moelis sicherten sich die Huntsman-Mandate.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

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