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Morgan Stanley ist an PNE interessiert

Der Windparkprojektierer PNE könnte bald in das Portfolio der US-Investmentbank Morgan Stanley wandern.
PNE

PNE könnte schon bald von Morgan Stanley übernommen werden: Wie der Windparkprojektierer mitteilte, befindet er sich in Gesprächen mit dem Infrastrukturfonds der US-Investmentbank über „Möglichkeiten von Kooperationen und Beteiligungen, die ein Übernahmeangebot für PNE“ einschließen.

Morgan Stanley hat schon ein erstes, unverbindliches Angebot präsentiert: Die Investmentbank schlägt eine Preisspanne zwischen 3,50 Euro und 3,80 Euro je PNE-Aktie vor. Diese indikative Offerte entspricht einem Börsenwert zwischen 268 und 290 Millionen Euro. Auf den gestrigen Schlusskurs der Aktie von 3,05 Euro – vor Bekanntwerden des Interesses seitens der Amerikaner – entspräche das Gebot einem Aufschlag von bis zu 25 Prozent.

Inklusive der Nettoverschuldung, die nach dem ersten Halbjahr bei 97,3 Millionen Euro lag, bewertet Morgan Stanley das Unternehmen zwischen 365 und 387 Millionen Euro. Basierend auf dem durchschnittlichen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 29 Millionen Euro, den PNE zwischen 2012 und 2018 erzielt hat, ergibt sich daraus ein Ebit-Multiple zwischen 12,6x und 13,4x. Angesichts der enormen Gewinnschwankungen bei PNE, die geschäftsmodellbedingt sind, haben solche Berechnungen allerdings nur eine begrenzte Aussagekraft.

PNE: Ausgang der Gespräche noch offen

Der „Ausgang und Zeitplan“ der Gespräche steht den Cuxhavenern zufolge noch nicht fest. Sollte es tatsächlich zu einem Deal kommen, stünde noch die Durchführung einer Due Diligence sowie die Vereinbarung eines Unternehmenszusammenschlusses (Transaction Agreement) aus, betont PNE.

Details darüber, wie hoch der Investor eine mögliche Mindestannahmeschwelle für sein Angebot setzen würde, sind nicht bekannt. Ebenso wenig, wie die bisherigen Aktionäre zu der möglichen Offerte stehen. Größter Aktionär von PNE ist bisher Universal Investment: Der Asset Manager hält 12,18 Prozent an PNE. Auch der luxemburgische Aktivist AOC ist an PNE mit etwas mehr als 5 Prozent beteiligt. Rund 73 Prozent der Anteile befinden sich im Streubesitz.

PNE segelt wieder auf ruhigerem Fahrwasser

Das Übernahmeinteresse der US-Amerikaner erreicht PNE in einer Phase, in der die Cuxhavener sich selbst „auf Kurs“ sehen. Das Unternehmen, dessen Eigenkapitalquote bei 41,7 Prozent liegt, hat im August seine Ziele für das Gesamtjahr bestätigt. Im ersten Quartal ist PNE zudem in Panama als neuem Markt eingestiegen. Der Aufbau des großen Windparkportfolios 2020 in Deutschland schreite zudem trotz eines Genehmigungsstaus voran, teilte der Windparkentwickler mit.

Die vergangenen Jahre waren für die Cuxhavener deutlich turbulenter. 2015 entspann sich ein regelrechter Machtkampf zwischen dem Vorstand und dem Aufsichtsrat des Windparkentwicklers. Das Ergebnis des langwierigen Streits: Der gesamte Aufsichtsrat schmiss hin, und auch CEO Martin Billhardt trat zurück. Großaktionär Volker Friedrichsen, der den Machtkampf gewonnen hatte, verkaufte 2017 sein Aktienpaket.

Inzwischen ist bei den Cuxhavenern wieder Ruhe eingekehrt. Das Unternehmen führt seit Mai 2016 Vorstand Markus Lesser, an seiner Seite agiert nach wie vor CFO Jörg Klowat. Die Verträge der beiden Vorstände wurden Anfang August um weitere vier Jahre verlängert. 2016 konnte das Unternehmen mit dem Verkauf eines Windparkportfolios an die Allianz auch ein großes finanzielles Wagnis zu einem guten Abschluss führen.

Morgan Stanley nimmt VTG von der Börse

Welche Pläne der Infrastrukturfonds bei PNE konkret verfolgt, ist noch nicht bekannt. Bei einer anderen deutschen Beteiligung der Amerikaner – dem Waggonvermieter VTG – fiel im Frühjahr die Entscheidung, das Unternehmen von der Börse zu nehmen.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Info

Jeder gegen jeden: Worum es bei dem erbitterten Machtkampf bei PNE ging, wie der Konflikt endete und alle neuesten Entwicklungen rund um den Windparkprojektierer finden Sie auf unserer FINANCE-Themenseite zu PNE.

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.

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