Neuauflage bei Stada: Die beiden Private-Equity-Investoren Cinven und Bain, die mit ihrem ersten Stada-Angebot knapp an der Mindestannahmeschwelle gescheitert waren, wagen sich ein zweites Mal aus der Deckung. Wie Stada soeben mitteilte, haben Cinven und Bain die Bafin um die Befreiung von der ein Jahre gültigen Sperrfrist für ein neues Übernahmeangebot gebeten. Stada unterstützt das Ansinnen – nach eigenem Bekunden deshalb, weil die Finanzinvestoren ihr Gebot verbessert hätten.
Demnach bietet das Übernahmevehikel Nidda Healthcare nun 66,25 Euro statt 66 Euro im ersten Anlauf. Stada sieht auch eine höhere Transaktionssicherheit, weil die Mindestannahmeschwelle diesmal nur noch bei 63 Prozent liegt.Nach Angaben der Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven haben sich bereits mehrere Aktionäre, die zusammen insgesamt rund 19,6 Prozent der Stada-Anteile halten, verpflichtet, das Angebot anzunehmen.
Ursprünglich waren Cinven und Bain mit 75 Prozent ins Rennen gegangen, später senkten sie die Mindestgrenze dann auf 67,5 Prozent ab. Doch auch dieses Quorum verfehlte die erste Offerte: Es wurden nur 65,5 Prozent der Stada-Aktien angedient.
Wichtige Aktionäre wollen ihre Stada-Aktien andienen
Das neue Übernahmeangebot ist ein schnelles, die Annahmefrist soll nur vier Wochen betragen. Hinter den Kulissen hatten Cinven und Bain Marktkreisen zufolge in den vergangenen zwei Wochen intensive Gespräche mit Stada-Aktionären geführt, um die Erfolgschancen für ein zweites Angebot auszuloten.
Offenbar gab es im Aktionärskreis ein Umdenken, das die Chancen für die zweite Offerte erhöht. In Marktkreisen ging zuletzt die Mutmaßung um, dass einige Hedgefonds ihre Aktien im ersten Anlauf nicht angedient hätten, weil sie auf ein noch höheres Gebot gesetzt hatten. Diese Investoren wollen Cinven und Bain nun offenbar davon überzeugen, bei einem zweiten Anlauf das Pokerspiel zu unterlassen. Auch von neuen Investoren könnten die beiden PE-Häuser Schützenhilfe bekommen. Verschiedenen Presseberichten zufolge soll der Hedgefonds Elliott eine Position von bis zu 5 Prozent bei Stada aufgebaut haben – mit dem Kalkül, die Aktien bei einem neuerlichen Angebot dem Bieter anzudienen.
Andere wichtige Aktionäre wie der Frankfurter Vermögensverwalter Shareholder Value hatten schon direkt nach dem Scheitern des ersten Anlaufs ihre Bereitschaft bekundet, einem zweiten Angebot offen gegenüber zu stehen, und die eigenen Aktien andienen zu wollen.
Bain und Cinven müssen neues Top-Management für Stada suchen
Die Stada-Aktie, die nach dem Scheitern des ersten Übernahmeangebots vor zwei Wochen bis auf 59 Euro abstürzte, stieg am frühen Montagmorgen bereits wieder über 65 Euro und nähert sich damit dem neuen Angebotspreis.
Dennoch ist die Ausgangslage für Cinven und Bain herausfordernd. Vergangene Woche kam es bei Stada zu einem Managementbeben: Sowohl Stada-Chef Matthias Wiedenfels als auch Finanzchef Helmut Kraft haben das Unternehmen verlassen. Seitdem wird Stada von den beiden Interims-Chefs Engelbert Coster Tjeenk Willink und Bernhard Düttmann geführt, dem früheren CFO des Chemiekonzerns Lanxess. Beide sollen bis Jahresende bleiben. Cinven und Bain sind also gezwungen, parallel zu ihrem zweiten Anlauf am Kapitalmarkt auch eine neue Stada-Führung zu finden.
Info
Die Chronologie der Übernahmesaga um den hessischen Generikahersteller – hier auf der FINANCE-Themenseite zu Stada.