Die Chancen für einen Verkauf des Supermarktgeschäfts von Tengelmann an Edeka schwinden weiter, für Tengelmann-CFO Alfried Bührdel und Edeka-Finanzchef Martin Scholvin bleibt nur abzuwarten. Nachdem sich im April bereits das Kartellamt gegen die geplante Fusion gestellt hat, gibt jetzt auch die Monopolkommission eine negative Empfehlung ab.
Das ist ein schlechtes Vorzeichen für die beiden Konzerne, die immer noch auf eine Ministererlaubnis von Sigmar Gabriel hoffen. Er kann sich über die Empfehlung hinwegsetzen und die Übernahme trotz aller Widerstände doch noch erlauben. Seine Entscheidung wird in den nächsten Wochen erwartet. Experten halten es allerdings für unwahrscheinlich, dass er die Entscheidung zur Chefsache macht und sich über die Empfehlung hinwegsetzt. Dafür scheinen die Argumente für die Fusion nicht zwingend genug zu sein.
Wettbewerbsbedenken bei Tengelmann-Edeka-Fusion
Der Edeka-Konzern verspricht, die Arbeitsplätze der Kaiser’s-Tengelmann-Mitarbeiter zu halten und sogar neue zu schaffen. Der Vorsitzende der Monopolkommission, Daniel Zimmer, zweifelt das an. Es gebe nur wenig belastbare Aussagen dazu, wann und wo diese neuen Stellen entstehen sollten. Außerdem verzichte der Konzern nur auf die Streichung von Stellen im Rahmen des Betriebsübergangs. „Das heißt aber nicht, dass Edeka beziehungsweise die Regionalgesellschaften oder selbständige Kaufleute, die eine Filiale übernehmen, keine Arbeitsplätze abbauen dürften, wenn dies für eine wirtschaftliche Restrukturierung erforderlich wäre“, sagt er im Gespräch mit der FAZ.
Neben der Sorge um den Verlust von Arbeitsplätzen fürchtet die Kommission ebenso wie das Kartellamt negative Folgen für den Wettbewerb in Deutschland. Sie bevorzugt deshalb auch einen Verkauf der Supermarktkette an mehrere Betreiber.
Rewe-Chef wittert seine Chance
Die Konkurrenz wittert durch die erneute negative Entscheidung wieder Morgenluft. „Wir sehen uns in unserer Haltung bestätigt. Das Votum deckt sich zu hundert Prozent mit unserer Einschätzung“, zitiert das Handelsblatt einen Sprecher der Supermarktkette Rewe.
Rewe-Chef Alain Caparros hatte sich nach dem Veto des Kartellamts in die Verhandlungen eingeschaltet und in einem offenen Brief in sieben großen Zeitungen um die Gunst der Tengelmann-Mitarbeiter geworben. Sie würden die Supermarktkette wohl ebenfalls vollständig übernehmen wollen. Auch bei einem solchen Deal könnte es wieder zu kartellrechtlichen Bedenken kommen. Doch neben Rewe mischen noch andere Interessenten mit. Der Schweizer Konzern Migros mit der Tegut-Tochter und die Kieler Coop eG haben bereits signalisiert, dass sie Filialen in einzelnen Regionen kaufen würden.
Tengelmann unter Druck
Unter den langwierigen Verhandlungen leidet vor allem Tengelmann selbst. CFO Alfried Bührdel muss sich mit Verlusten der Supermarktkette herumschlagen. Mit einem Marktanteil von 0,6 Prozent gelingt es nicht, die Kette profitabel zu betreiben. Wie das Handelsblatt berichtet, sagte Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub im Juli, dass ein fehlgeschlagener Deal zu einer großen finanziellen Belastung für den Konzern werden könne. Wenn es nicht zu der Übernahme komme, bliebe nur noch die Zerschlagung der Supermarktkette: „Und das dürfte uns noch mal einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag kosten“.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.