Das Private-Equity-Haus CVC Capital Partners steigt bei Tipico ein. Wie der PE-Investor bekanntgab, wird CVC eine Mehrheitsbeteiligung an dem Sportwettenanbieter erwerben. Nach FINANCE-Informationen liegt der CVC-Anteil bei 60 Prozent. Die bisherigen Gesellschafter – Privatinvestoren und Vorstandschef Jan Bolz – sollen über eine Rückbeteiligung bei Tipico engagiert bleiben. Beraten wurde Tipico von der Kanzlei Weil, Gotshal & Manges, CVC seitens Latham & Watkins.
CVC zahlt 850 Millionen Euro für Tipico-Anteile
Tipico ist laut CVC-Angaben Deutschlands führender Sportwettenanbieter. Das Unternehmen beschäftigt 5.000 Mitarbeiter und ist unter anderem Sponsor bei den Fußballbundesligisten Bayern München und Hamburger SV. Tipico erwirtschaftete FINANCE-Informationen zufolge zuletzt einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von etwas mehr als 100 Millionen Euro.
Über den Kaufpreis haben die Parteien Stillschweigen vereinbart. Finanzkreisen zufolge soll die Unternehmensbewertung bei 1,4 Milliarden Euro liegen und damit erheblich über den vor kurzem kolportierten 1,1 Milliarden Euro. Dies deutet darauf hin, dass es bis zuletzt ein Wettbieten um Tipico gegeben hat. CVC hatte harte Konkurrenz: Presseberichten zufolge sollen auch die Deutsche Telekom, die PE-Häuser Centerbridge und Advent sowie der chinesische Finanzinvestor Xio an Tipico interessiert gewesen sein.
Die Telekom galt sogar als Favorit, weil der Dax-Konzern indirekt bereits die Mehrheit an dem österreichischen Sportwettenanbieter Tipp3 besitzt und Synergien zwischen Tipico und Tipp3 hätte heben können – insbesondere wenn sich die Telekom bei der bevorstehenden Auktion die Internet-Übertragungsrechte für die nächsten Bundesliga-Spielzeiten sichern würde.
Der Umstand, dass CVC mit 60 Prozent eine für einen Finanzinvestor untypisch knappe Mehrheitsbeteiligung übernimmt, ist ein Anzeichen dafür, dass der PE-Fonds ob der hohen Bewertung die Altgesellschafter mit einer großen Position an Bord halten wollte, um die Motivation der Führungsmannschaft hoch zu halten und die eigenen Risiken zu begrenzen.
Alexander Dibelius mit erstem M&A-Deal für CVC
Eingefädelt hat den M&A-Deal für CVC der langjährige Deutschlandchef von Goldman Sachs, Alexander Dibelius. Für ihn ist es die erste Transaktion für CVC. Dibelius war Mitte vergangenen Jahres zu CVC gewechselt und ist seitdem Deutschlandchef des PE-Investors.
CVC kennt sich bereits mit dem Sportwettengeschäft aus. Das PE-Haus ist seit 2014 Mehrheitseigner des britischen Wettanbieters Sky Bet. Eine Fusion zwischen Sky Bet und Tipico soll FINANCE-Informationen zufolge derzeit aber nicht geplant sein. Auch an der britischen Branchengröße William Hill war CVC in der Vergangenheit bereits beteiligt.
In Deutschland hat CVC bislang eher in klassische Industriebereiche investiert: Im Juni 2015 übernahm CVC die Parfümeriekette Douglas. Auch der Ablesedienst Ista wird von CVC kontrolliert. An dem Chemiekonzern Evonik hält CVC noch eine kleine Restbeteiligung.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.