Der Einstieg des Private-Equity-Investors Advent im Juli 2012 war der Auftakt zur Zerschlagung des Douglas-Konzerns. Jetzt, rund vier Jahre später, ist das Projekt abgeschlossen: Nach der Trennung von dem Modehaus AppelrathCüpper, dem Süßwarenhersteller Hussel und dem Schmuckhändler Christ, hat Advent jetzt auch den Buchhändler Thalia verkauft. Thalia war das letzte Unternehmen im Portfolio der Moda Holding, in die Advent die verschiedenen Einzelhandelsketten übertrug, nachdem die Parfümeriekette Douglas an den Finanzinvestor CVC veräußert worden war. Douglas konzentriert sich inzwischen auf das Kerngeschäft mit Parfümerien.
Die Käufer von Thalia sind die Verlegerfamilie Herder, die Unternehmerfamilie Kreke, der Digitalunternehmer Leif Göritz und Thalia-Chef Michael Busch. Die Kreke-Familie, die auch an Douglas noch beteiligt ist, bleibt weiterhin Minderheitsaktionär von Thalia, erhöht ihren Anteil aber von 16 auf 35 Prozent. Die restlichen 65 Prozent werden von einer Holding gehalten, an der die Familie Herder die Mehrheit hält. Leif Göritz und Michael Busch sind mit einem nicht genauer benannten Minderheitsanteil an der Holding beteiligt. Die Familie Herder gehört zu den ältesten Verlegerfamilien im deutschsprachigen Raum. Vor 20 Jahren verkaufte sie ihre gleichnamigen Buchhandlungen an die Familie Kreke, später wurden sie in die heutige Thalia integriert.
Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart, das „Handelsblatt“ spricht unter Berufung auf Unternehmenskreise von einem niedrigen dreistelligen Millionenbetrag. Die Familie Herder finanziert den Deal über die Hausbanken von Thalia, weitere Details sind nicht bekannt. Der Deal muss noch vom Bundeskartellamt abgesegnet werden. Beraten wurden die Parteien unter anderem von der IEG Investmentbank und dem Wirtschaftsprüfer Ebner Stolz.
Thalia war das größte Sorgenkind von Advent
In den vergangenen Jahren verzögerte sich der schon länger geplante Verkauf immer wieder, weil keiner der Kaufinteressenten den von Advent geforderten Kaufpreis zahlen wollte. Zudem sind die Zukunftsperspektiven des Buchhändlers unklar. Schon seit langem leidet Thalia unter der Konkurrenz aus dem Internet, hat nun aber – glaubt man den Eigentümern – die „Neuausrichtung erfolgreich“ abgeschlossen. In den vergangenen vier Jahren wurde das Produktportfolio modernisiert und in den Onlinehandel investiert.
Mit dem E-Reader „Tolino“ hat Thalia außerdem ein Konkurrenzprodukt zu Amazons „Kindle“ in den Markt gebracht. Die neuen Eigentümer möchten vor allem in den Omni-Channel-Handel und in den Bereich E-Reading investieren, dabei soll vor allem der Digitalunternehmer Leif Göritz, der außerdem Chef des Aufsichtsrats wird, eine wichtige Rolle spielen. Thalia soll insbesondere im deutschsprachigen Bereich wachsen.
Thalia ist im Geschäftsjahr 2014/15 auf vergleichbarer Fläche um 2 Prozent gewachsen, was laut Thalia deutlich über der Entwicklung im Buchmarkt liege. Weitere Zahlen veröffentlicht das Unternehmen nicht mehr. 2013 lag der Umsatz bei 915 Millionen Euro.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.