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PE-Investor KKR prüft WMF-Verkauf an Chinesen

Wird von chinesischen Investoren umworben: der schwäbische Küchengerätehersteller WMF, der derzeit dem PE-Investor KKR gehört.
WMF

Die Verkaufsgerüchte um den Küchengerätehersteller WMF werden konkreter: Der PE-Investor KKR soll mit diversen potentiellen Käufern verhandeln und den Exit bereits für diesen Monat vorbereiten. Das berichtet Mergermarket unter Berufung auf Insider.

Als aussichtsreichste Kandidaten werden demnach zwei chinesische Industriekonzerne gehandelt: Sowohl der Hausgerätekonzern Haier als auch Konkurrent Midea sollen an einer Übernahme von WMF interessiert sein. Haier hatte erst Mitte Januar den Zuschlag für die Hausgerätesparte des US-Konzerns GE erhalten und dabei auch Midea ausgestochen. Die chinesische Firma legte für die Expansion in die USA 5,4 Milliarden Dollar auf den Tisch. Nun könnte Haier auch an einem Ausbau seiner Aktivitäten in Europa interessiert sein.

Auch dem Industriekonzern Midea, der im vergangenen August 5,4 Prozent an dem Roboterhersteller Kuka erworben hatte, wird Interesse an einer Akquisition von WMF nachgesagt. Allerdings sei Midea nur an der Kaffeemaschinensparte des deutschen Unternehmens interessiert, zitiert Mergermarket einen Insider. Mit der WMF-Geschirrsparte gebe es keine Synergien.

Verkauft KKR WMF zu einem Ebitda-Multiple von 12x?

KKR soll allerdings an einem Verkauf von WMF als Ganzes interessiert sein. Der PE-Investor, der sich bei dem Deal von der Deutsche Bank und Citi beraten lässt, hatte 2012 die Mehrheit an dem schwäbischen Mittelständler erworben. Für rund 600 Millionen Euro wechselte WMF damals vom Finanzinvestor Capvis mehrheitlich in den Besitz von KKR.

Eine Sperrminorität von 25,1 Prozent blieb jedoch zunächst im Besitz des österreichischen Unternehmers Andreas Weißenbacher. Erst seit eineinhalb Jahren kann KKR bei WMF durchregieren. Mit einem Stellenabbau und dem Verkauf der Billig-Haushaltsgeräte-Tochter Princess will der Finanzinvestor den Wert von WMF steigern.

Die Strategie trägt offenbar Früchte: WMF könnte jetzt nach Angaben eines Insiders mit 1,5 Milliarden Euro bewertet werden. Bei einem erwarteten Ebitda von 150 Millionen Euro im laufenden Geschäftsjahr 2016 entspräche das einem Multiple von 10x. Eine andere Quelle geht laut Mergermarket gar von einem  Ebitda-Multiple von 12x aus.

Deutschland ist beliebtestes M&A-Land der Chinesen

Auch der chinesische Finanzinvestor Fosun soll im M&A-Rennen um WMF sein. Fosun scheiterte zwar kürzlich an der Übernahme der BHF-Bank, der französische Bankier Philippe Oddo stach die Chinesen aus. Dennoch ist Fosun in Deutschland bereits als Investor bekannt, unter anderem als Minderheitsaktionär der Modemarke Tom Tailor. Fosun gab vor drei Wochen bekannt, den 23,16-Prozent-Anteil an Tom Tailor auf bis zu 30 Prozent aufstocken zu wollen. Fosun steht außerdem kurz vor der Komplettübernahme  der Privatbank Hauck & Aufhäuser, von der Finanzausicht Bafin ist der Deal aber noch genehmigt.

Sollte WMF tatsächlich chinesisch werden, wäre dies die Fortsetzung einer Reihe von Beteiligungen und Übernahme chinesischer Investoren in Deutschland: Erst kürzlich hatte der chinesische Chemiekonzern ChemChina für 925 Millionen Euro den deutschen Maschinenbauer Krauss Maffei übernommen. Es war zugleich die bisher größte Übernahme, die ein chinesischer Investor bis dato in Deutschland gewagt hat. Und der Staatskonzern soll bereits den nächsten Mega-Deal einfädeln, wie Bloomberg heute unter Berufung auf Insider berichtet: Demnach plate ChemChina umgerechnet knapp 40 Milliarden Euro für den schweizerischen Agrochemie-Konzern Syngenta zu bieten.

Insgesamt 36 Akquisitionen durch Chinesen in Deutschland zählte die WP- und Beratungsgesellschaft EY allein im vergangenen Jahr. Damit ist Deutschland das beliebteste Übernahmeland der Chinesen in Europa. Die meisten Transaktionen waren allerdings eher klein. Mitgeboten haben chinesische Investoren zwar auch bei größeren Deals, so etwa bei der 3,5-Milliarden-Transaktion des Raststättenbetreibers Tank & Rast.  Zum Zug kamen sie dabei aber nicht. Mit WMF könnte sich das nun ändern. Es wäre der erste chinesisch-deutsche Milliardendeal am M&A-Markt.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

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