Es ist inzwischen fast eine Binsenweisheit, dass sich Chinesen für den deutschen Mittelstand interessieren: Dies gilt nicht nur für das Large Cap-Unternehmen, chinesische Investoren mischen nun auch im Small-Cap-Segment tatkräftig mit. Ende 2012 übernahm der chinesische Konzern Zhejiang Sanhua den Hausgerätezulieferer Aweco. 2013 kaufte die Beteiligungsgesellschaft SGSB Group mit Sitz in Shanghai den Maschinenbauer Pfaff. Dennoch machen chinesische Investitionen nur einen vergleichbar geringen Anteil an der Zahl der Gesamtinvestitionen in Deutschland aus. Der deutschen Standortförderungsgesellschaft Germany Trade & Invest zufolge waren die USA im Jahr 2012 mit 133 Investitionen der Top-Investor, China belegte mit 98 Investitionen inzwischen den dritten Platz hinter der Schweiz.
Markus Solibieda: Chinesische Investoren sind speziell
Gründe für die (noch immer) niedrige Anzahl chinesischer Investitionen gibt es zuhauf. Massive Vorbehalte der Öffentlichkeit erschweren das Zustandekommen von Deals. Insbesondere die Angst, chinesische Unternehmen könnten die begehrte High-Tech-Technologie deutscher Mittelständler für sich abgreifen, ist weit verbreitet und entwickelte sich schon oft zum Dealbreaker. Markus Solibieda, Head Germany des italienisch-chinesischen PE-Investors Mandarin Capital, hält derartige Bedenken für unbegründet und spricht dagegen lieber von „Technologietransfer“. Zudem fehle häufig das nötige Knowhow bei den chinesischen Facharbeitern um die Maschinen mit deutscher Technologie zu bedienen. Doch haben deutsche Unternehmen mit chinesischen Investoren durchaus gute Erfahrungen gemacht. So ist etwa der Betonpumpenanbieter Putzmeister, der die Schlacht auf dem weltgrößten Baumarkt China verloren hatte, durch chinesische Investoren gerettet worden. Der chinesische Baumaschinenhersteller Sany übernahm dann Anfang 2012 den Konkurrenten für eine halbe Milliarde Euro.
Dabei sind chinesische Investoren für Verkäufer durchaus interessant, da sie besser bezahlen als westliche Käufer. Oftmals lassen sich chinesische Investoren nicht gut von M&A-Experten beraten bei ihren Akquisitionen, sagt der PE-Manager, was schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen kann: Solibieda schätzt, das bei vielen M&A-Deals bis zu 20 Prozent zu viel bezahlt werden. Dies ist jedoch nur eines von vielen Problemen, denen sich Investoren aus China gegenübersehen. So sind sprachliche Defizite nach wie vor ein großes Problem, gerade auch im Management von staatlichen Unternehmen in China. Und auch eine völlig unterschiedliche Herangehensweise an M&A-Transaktionen macht Solibieda gegenüber FINANCE aus: „So mancher M&A-Berater verzweifelt am chinesischen Ansatz, zunächst auf dem Markt nach sämtlichen Opportunitäten Ausschau zu halten ohne bereits eine genaue Vorstellung von den Targets zu haben.“ Deutsche Investoren in China hätten im Unterschied dazu bereits genaue Marktsegmente und Targets ausgemacht. Bevor die Chinesen eine größere Rolle auf dem deutschen M&A-Markt spielen, müssen wohl diese hausgemachten Probleme bewältigt werden.
Info
Mandarin Capital:
Mit einem Zielvolumen von 400 Millionen Euro will der chinesisch-italienische PE-Investor Mandarin Capital Partners auf dem deutschen M&A-Markt ordentlich mitmischen. 30 Prozent des Fonds sollen in deutsche Targets des Small-Cap-Segments investiert werden.
Der erste Fonds hatte noch ein Volumen von 330 Millionen Euro, der zweite soll ein Zielvolumen von 400 Millionen haben. Damit will sich der PE-Investor Mandarin Capital Partners unter Deutschlandchef Markus Solibieda für seine Expansion nach Deutschland gut aufstellen. Auf dem deutschen Markt soll der Fond bevorzugt auf die Bereiche Healthcare, Umwelttechnologie, High-Tech Maschinenbau und Konsumgüter ausgerichtet werden. Etwa 20 bis 30 Prozent des Fonds sollen in chinesische Unternehmen und 40 bis 50 Prozent in italienische Unternehmen des Small-Cap-Bereichs investiert werden. Der Rest soll auf Investitionen in deutsche Mittelständler entfallen. Ursprünglich waren laut Alberto Forchielli, Mitbegründer von Mandarin Capital, zwei Drittel der Summe für Deutschland und eine Zielgröße von einer Milliarde Euro vorgesehen. Das ist möglicherweise ein Hinweis auf das für PE-Investoren schwierige Marktumfeld in Deutschland.
Damit wird auch der zweite Fonds von Mandarin Capital mehrheitlich europäische Targets avisieren. Im Portfolio von Fonds I befanden sich zwei chinesische und acht italienische Unternehmen, darunter die italienischen Chemikalien-Hersteller Euticals und Italmatch. Bei Eutical ist Mandarin Capital inzwischen nur noch Minderheiteneigner, nachdem 30 Prozent der Anteile an den italienischen PE-Investor Clessidra verkauft wurden.