Die Gerüchte haben sich bestätigt: PE-Investor Odewald verkauft, wie von FINANCE berichtet, den Berliner Verpackungsmaschinenhersteller Oystar an die italienische Industria Macchine Automatiche (IMA Group), einen Produzenten für Verpackungsmaschinen im Bereich Pharma-, Kosmetik-, Tee-, Kaffee- und Lebensmittel.
Die operativen Einheiten von Oystar (Benhil, Erca, Gasti, Hamba und Hassia) sollen in die dafür gegründete Holding IMA Dairy and Food übertragen werden, an der IMA künftig 80 Prozent halten wird. Odewald bleibt mit einem Minderheitsanteil von 20 Prozent weiterhin an Oystar beteiligt. Allerdings wurden für diesen verbliebenen Anteil Put- und Call-Optionen vereinbart, die Odewald 2017 und 2018 ausüben kann. Die Transaktionsstruktur kommt auf Wunsch des Käufers zustande, bestätigte Odewald.
Oystar: Nach Problemen zurück in die Gewinnzone
Über den Kaufpreis, den Odewald nach einem offenbar längeren Verkaufsprozess erzielte, schweigen sich die Parteien aus. Wie FINANCE aus Marktkreisen erfuhr, soll der Unternehmenswert aber bei rund 110 Millionen Euro für das schuldenfreie Unternehmen liegen. IMA gab den Verkaufspreis für die zunächst erworbenen 80 Prozent mit 65 Millionen Euro an. Auf Basis des Ebitda für 2014 wäre das ein Ebitda-Multiple von mehr als 8x für den jetzt verkauften Restteil von Oystar.
Für das kommende Jahr erwartet IMA für die erworbenen Oystar-Einheiten einen Umsatz von 185 Millionen Euro und ein Ebitda von 15 Millionen Euro. Für das Geschäftsjahr 2014 rechnet IMA mit einem Umsatz von 859 Millionen Euro und einem Ebitda von rund 130 Millionen Euro.
Beim Erwerb von Oystar 2007 hatte die Unternehmensbewertung (EV) bei 255 Millionen Euro gelegen. Im September 2013 wurde die Oystar-Tochter IWK Verpackungstechnik an die kanadische ATS Automotion Tooling verkauft, im Oktober 2012 gingen zwei US-Produktionsgesellschaften an den italienischen Maschinenbaukonzern Coesia Group. Wie hoch der Money Multiple aus allen Oystar-Beteiligungen ist, wollte Odewald gegenüber FINANCE zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht angeben.
Oystar hat Odewald in den sieben Jahren Verbleib im Portfolio nicht nur Freude gemacht: Nach der Finanzkrise stand 2009/2010 eine Restrukturierung an, in der Oystar auf Primärverpackungslösungen neu ausgerichtet wurde. In dieser Zeit musste Odewald auch Geld bei Oystar nachschießen, das zwischenzeitlich mit 200 Millionen Euro verschuldet war. Seit dem Abschluss der Neuausrichtung sollen Umsatz und Ertrag „kontinuierlich gestiegen“ sein, heißt es in der Pressemitteilung zum M&A-Deal, allerdings ohne Nennung konkreter Zahlen.
Odewald: Flaggschiff-Fonds bisher wenig erfolgreich
Odewald verzeichnete zuletzt einige Personalabgänge in seinem Flaggschiff-Fonds. Für das Berliner Private Equity-Haus ist der Verkauf ein wichtiger Schritt, um seinen auf den Midmarket-spezialisierten Fonds Odewald & Compagnie III im Volumen von 610 Millionen Euro noch zu einem versöhnlichen Abschluss bringen zu können. 2007 hatte Odewald den Verpackungshersteller vom Karlsruher Anlagebauer IWKA übernommen, finanziert wurde der Deal aus dem 2007 aufgelegten Flaggschiff-Fonds . Nicht alle Investments erwiesen sich als glücklich: So sind sowohl der Autozulieferer Saargummi, als auch der Call-Center-Betreiber Walter Services in Folge der Finanzkrise in die Insolvenz geschlittert. Insgesamt befinden sich dann noch drei Unternehmen im Portfolio von Odewald: Der Industrieanlagenbauer Scholpp, die Oberbergkliniken und der Elektronikspezialist D&B Audiotechnik.
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