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Pfeiffer Vacuum wehrt Busch-Übernahme ab

Produktion von Turbopumpen bei Pfeiffer Vacuum: Die Hessen haben einen Übernahmeversuch der Busch-Gruppe erfolgreich abgewehrt.
Pfeiffer Vacuum

Die Busch-Gruppe hat die geplante Übernahme des Spezialpumpenherstellers Pfeiffer Vacuum überraschend abgeblasen. Wie das Familienunternehmen aus dem baden-württembergischen Maulburg mitteilte, werde Busch das laufende Übernahmeangebot nicht mehr länger aufrechterhalten.

Busch hatte Ende Januar ein Übernahmeangebot im Wert von 96,20 Euro je Aktie angekündigt, was einem Börsenwert für Pfeiffer Vacuum von etwas weniger als 1 Milliarde Euro entspricht. Eine Mindestannahmeschwelle gab es nicht. Busch wollte auf diese Weise möglichst günstig die wichtige 30-Prozent-Hürde nehmen, an der das Unternehmen vorher schon gekratzt hatte. Der Pfeiffer-Konkurrent war im Herbst 2015 mit 15 Prozent bei dem TecDax-Konzern eingestiegen und hatte seitdem bis knapp unter die wichtige 30-Prozent-Schwelle aufgestockt.

Tatsächlich war es Busch gelungen, mit seiner Kaufofferte die 30-Prozent-Marke zu überwinden. Damit wäre der Weg frei gewesen, um den Pfeiffer-Anteil weiter aufzustocken, ohne den Aktionären dafür eine Kontrollprämie anbieten zu müssen.

Pfeiffer Vacuum schreckt Busch mit außerordentlicher HV ab

Als Grund für den plötzlichen Rückzug gibt Busch an, dass Pfeiffer Vacuum vor wenigen Tagen eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen hat. Eine Nichteinberufung einer solchen Versammlung war Bedingung des Busch-Angebots.

Das Pfeiffer-Management stand der Offerte von Anfang an skeptisch gegenüber – unter anderem, weil der Vorstand das Angebot ebenso wie einige Analysten als zu niedrig betrachtete. Pfeiffer Vacuum wollte seinen Aktionären auf der außerordentlichen Hauptversammlung genau erklären, warum das Unternehmen die Offerte von Busch ablehnt. Das wird jetzt nicht mehr notwendig sein. Für eine Stellungnahme zum Rückzug von Busch war Pfeiffer Vacuum am Vormittag zunächst nicht zu erreichen. Am Nachmittag teilte das Unternehmen mit, man halte das Ende des Übernahmeangebots durch Busch für eine „gute Nachricht“.

Busch wollte sich zu den genaueren Gründen des nun verkündeten Rückzugs nicht äußern. FINANCE-Informationen zufolge fürchtete Busch, dass die außerordentliche Hauptversammlung nur der Anfang eines Reigens von Abwehrmaßnahmen des Pfeiffer-Managements sein könnte, die die Kosten und den zeitlichen Aufwand des M&A-Deals in einem Maße erhöht hätten, das Busch nicht mehr akzeptabel erschien.

Was macht Busch mit der Beteiligung an Pfeiffer Vacuum?

Die Pfeiffer-Vacuum-Aktionäre reagieren auf das Ende der Übernahmeofferte enttäuscht. Der Aktienkurs gab am heutigen Mittwochmorgen um knapp 3 Prozent nach und notierte zwischenzeitlich bei unter 100 Euro. Nach dem Bekanntwerden der Übernahmepläne von Busch waren die Pfeiffer-Aktien von 93 auf zwischenzeitlich 106 Euro deutlich über den Angebotspreis gestiegen.

Die im Zuge des öffentlichen Übernahmeangebots von Busch bereits erworbenen Wertpapiere gibt das Unternehmen den Pfeiffer-Aktionären wieder zurück. Danach wird Busch aber immer noch 29,98 Prozent an Pfeiffer Vacuum halten. Was mit diesem Anteil passiert, wollte das Unternehmen auf FINANCE-Nachfrage nicht mitteilen. Aus dem Umfeld des Unternehmens verlautet aber, dass die Beteiligung jetzt auf dem Prüfstand steht. Mit einem Ausstieg könnte Busch immerhin noch einen millionenschweren Gewinn erzielen, da die Pfeiffer-Aktien deutlich unter dem aktuellen Kursniveau gekauft worden sind.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.

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