Rund ein halbes Jahr nach dem Startschuss für den M&A-Prozess ist der Verkauf des Spielfigurenherstellers Schleich geplatzt. FINANCE-Informationen zufolge hat die mit dem Verkauf betraute Investmentbank Goldman Sachs die Kaufinteressenten darüber informiert, dass der Deal gestoppt wurde.
Für den Verkäufer Hg Capital zieht sich das Investment in Schleich damit deutlich in die Länge. Ende 2006 hatte der PE-Investor die deutsche Traditionsmarke für fast 200 Millionen Euro übernommen. Mit mehr als sechs Jahren ist die übliche Haltedauer von PE-Investments im Fall Schleich jetzt schon deutlich überschritten. Allerdings hat Hg Capital im Gegensatz zu vielen anderen PE-Investoren keinen Druck, seinen Investoren um jeden Preis Exits zu präsentieren, da es den Briten erst vor wenigen Wochen gelang, das Fundraising für ihren neuen paneuropäischen Buy-out-Fonds bei einem Volumen von 2 Milliarden britischen Pfund erfolgreich abzuschließen.
8x Ebitda: Hg Capital hat überreizt
Das Investment in Schleich ist hingegen alles andere als eine Erfolgsgeschichte, wie FINANCE aus dem Umfeld der Transaktion erfahren hat. So hat Eigentümer Hg Capital offensichtlich große Probleme, den seit Jahren anhaltenden Negativtrend bei Schleich zu stoppen. FINANCE-Informationen zufolge reduzierte sich der Umsatz zwischen 2009 und 2012 von 95 auf 93 Millionen Euro, der operative Gewinn (Ebitda) ging nach zweimal 27 Millionen Euro in den Jahren 2009 und 2010 über 24 auf 21 Millionen Euro im Jahr 2012 zurück. Die Ebitda-Marge sank damit von 28 auf 22 Prozent. „Das Problem von Hg Capital ist, dass Schleich keine Wachstumsgeschichte erzählen kann und bei den Investoren keine Fantasie weckt“, kommentierte ein an den Verhandlungen Beteiligter den Abbruch des M&A-Deals gegenüber FINANCE.
Dennoch hat Hg Capital offenbar einen Kaufpreis von 8- bis 10x Ebitda aufgerufen, was vor dem Hintergrund wegbröckelnder Erträge kein Kaufinteressent zu zahlen bereit war.
Die Transaktion wurde auch dadurch erschwert, dass die Banken dem M&A-Deal weitgehend gleichgültig gegenüberstanden. Wie zu hören ist, war keine Bank bereit, einen möglichen Secondary Buy-out mit einem Leverage von wesentlich mehr als 3x Ebitda zu finanzieren. Dadurch entstand eine Bewertungslücke von 5- bis 7x Ebitda beziehungsweise 100 bis 150 Millionen Euro, die ein Käufer mit eigenen Mitteln hätte ausfüllen müssen.
Neben der fehlenden Ertragsdynamik soll auch das Risikoprofil von Schleich zur Zurückhaltung der Banken beigetragen haben: Schleich hat sich mit seinen traditionsreichen Spielfiguren eine gute Marktposition erarbeitet, ist de facto aber ein Ein-Produkt-Unternehmen – und damit potentiell anfällig für einen einbrechenden Markt und wechselnde Konsumtrends.