Das Interessentenfeld für die zum Verkauf stehende Bauchemie-Sparte von BASF lichtet sich: Die drei Private-Equity-Schwergewichte Advent, Bain und Blackstone sollen einem Bericht von Bloomberg zufolge das Interesse an einer Übernahme verloren haben. Bain und Blackstone sollen bereits aus dem Bieterrennen ausgestiegen sein.
Die Nachrichtenagentur zitiert unterrichtete Kreise, denen zufolge mehrere Investoren unzufrieden darüber waren, dass BASF keine detaillierten Informationen über das Segmentergebnis für dieses Jahr zur Verfügung stellen wollte. Diese benötigten die Private-Equity-Häuser jedoch, um die Finanzierung für den Milliardendeal zu sichern. Bloomberg zufolge könnte BASF der Verkauf bis zu 3 Milliarden Euro einbringen.
Strategische Investoren wie der französisch-schweizerische Zementriese Lafarge Holcim und der US-Baukonzern Standard Industries würden über mehr Branchenkenntnisse verfügen und hätten es entsprechend leichter gehabt, das Bauchchemie-Geschäft von BASF zu bewerten, so die Insider. Die beiden Strategen sollen weiterhin am Bieterrennen teilnehmen, heißt es.
Lone Star und Cinven noch im Rennen um BASF-Sparte
Doch nicht alle Finanzinvestoren haben bereits die Segel gestrichen: Lone Star und Cinven sollen weiterhin im Rennen sein und auch KKR überlege, in der nächsten Runde mitzubieten. BASF wollte sich auf Nachfrage weder zu Bietern noch zum Prozess näher äußern. Man beobachte aber großes Interesse aus einem breiten Spektrum von Bietern, teilte der Konzern auf Nachfrage von FINANCE mit.
Die nächsten Angebote müssen am 9. September abgegeben werden. Die BASF-Sparte steht schon länger im Schaufenster. Im Dezember vergangenen Jahres prüfte der Dax-Konzern Medienberichten zufolge einen Schulterschluss mit dem Finanzinvestor CVC, der die Sparte mit seinem französischen Portfoliounternehmen Parex zusammenlegen wollte.
BASF baut Portfolio um
BASF-Finanzchef Hans-Ulrich Engel sagte Anfang Juni dieses Jahres in einem Interview mit der „Börsen-Zeitung“, dass es im vergangenen Jahr durchaus Gespräche über eine Partnerschaft gab, diese jedoch nicht erfolgreich gewesen seien, weshalb man sich für einen breiter aufgestellten Verkaufsprozess entschieden habe.
Der Verkauf der Bauchemie-Sparte ist Teil eines großen Portfolioumbaus bei BASF. Der Konzern will sich stärker auf Geschäfte fokussieren, die höhere Margen versprechen. Dafür soll eine Differenzierung durch Technologie und Innovation sorgen, wie CFO Engel in dem Interview mit der Börsen-Zeitung erklärte. Die Strategie setzt der Konzern sowohl durch Akquisitionen als auch Deinvestitionen um – wobei die Verkäufe bislang deutlich umfassender waren.
FINANCE-Köpfe
Der Dax-Konzern hat Anfang des Jahres sein Geschäft mit Wasser- und Papierchemikalien in den US-Konzern Solenis eingebracht und hält daran nur noch eine Minderheitsbeteiligung von 49 Prozent. Anfang Mai gründete BASF zudem ein Joint Venture mit Wintershall Dea im Öl- und Gasgeschäft. Außerdem prüft BASF laut Bloomberg derzeit den Verkauf seines Pigmentgeschäfts an den US-Druckfarbenhersteller Sun Chemical.
Um das Geschäft weniger zyklisch zu machen, vollzog BASF vor rund einem Jahr die Übernahme des Saat- und Pflanzenschutzgeschäfts von Bayer. Zudem schloss BASF gestern nach zähnen Kartellverhandlungen die Übernahme des Polyamid-Geschäfts des belgischen Wettbewerbers Solvay ab.
BASF steht unter Handlungsdruck. Die Ludwigshafener hatten erst vor wenigen Wochen mit einer Gewinnwarnung geschockt, wonach das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 30 Prozent geringer ausfallen soll als im Vorjahr. Zudem läuft bereits ein Sparprogramm bei dem Konzern, das ab dem Jahr 2021 eine jährliches Ersparnis von 2 Milliarden Euro einbringen soll.