Private Equity bezahlt so viel für europäische Firmen wie noch nie. Die Unternehmensbewertungen lagen im ersten Halbjahr 2017 im Durchschnitt fast beim Zwölffachen des Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda), wie eine Studie der Ratingagentur Fitch zeigt. Selbst im Vorkrisenjahr 2007 waren die Preise demnach mit durchschnittlich rund 10x Ebitda deutlich geringer.
Auch der Verschuldungsgrad bei Buy-outs ist gestiegen. Jetzt liegt das Verhältnis von Brutto-Fremdkapital zu Ebitda bei knapp dem Sechsfachen. Das ist mehr als in jedem Jahr außer den Jahren 2005 bis 2007.
EZB Leverage Cap dürfte den Boom kaum bremsen
Die Studie, für die Fitch europaweit 407 Buy-out-Finanzierungen untersucht hat, die alle zwischen Januar und Juni abgeschlossen wurden, unterstreicht den harten Kampf der Finanzinvestoren um Zukaufsziele. Einerseits machen die Private-Equity-Firmen einander immer mehr Konkurrenz, weil sie im Niedrigzinsumfeld mehr und mehr Kapital anvertraut bekommen. Andererseits steigt auch der Wettbewerb durch kauflustige Konzerne. Die jetzt veröffentlichten Zahlen zeigen, welch drastische Auswirkungen auf die Bewertung der Kaufziele und auf die dabei aufgenommenen Mengen an Schulden das hat.
Die Studie ergibt weiter, dass europaweit im ersten Halbjahr 2017 gut 40 Prozent aller Käufer mehr als das Sechsfache des Ebitda an Fremdkapital aufgenommen haben. Ab November soll es nach dem Willen der Europäischen Zentralbank (EZB) deutlich schwerer für Banken werden, diese Schwelle zu überschreiten.
Marktexperten erwarten, dass die Banken mit der neuen Regulierung zwar durchaus zurückhaltender in der Vergabe von Leveraged Loans werden. Aber Private-Debt-Fonds, die jetzt schon einen großen Teil der hoch geleveragten Private-Equity-Deals finanzieren, werden von der EZB-Auflage nicht berührt. Sie sorgen auch dafür, dass derzeit – parallel zu den steigenden Verschuldungshebeln – auch die Covenants aufweichen und Covenant-arme Finanzierungen praktisch keinen Zinsaufschlag mehr kosten.
Leverage-Grade sind in Deutschland geringer
In Deutschland laufen die Finanzierungsrelationen allerdings weniger stark von der historischen Norm weg als in anderen europäischen Ländern, schreibt Fitch: „Deutsche Schuldner stehen für einen deutlich geringeren Anteil an hoch gehebelten Deals.“
Dies liegt freilich nicht daran, dass die Investoren und Geldgeber hierzulande zurückhaltender wären, sondern an der Struktur der hiesigen Wirtschaft: „Deutsche Unternehmen operieren tendenziell in zyklischeren oder kapitalintensiveren Industrien mit weniger Toleranz für Leverage“, analysiert Fitch.
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