Weidmüller lässt nicht locker: Der Elektrospezialist aus Detmold stockt sein Übernahmeangebot für R. Stahl-Aktien um 2,50 Euro auf nunmehr 50 Euro je Aktie auf. Damit sollen die Familienaktionäre des Explosionsschutzspezialisten R. Stahl, um deren Anteile es bei der von Weidmüller angestrebten Mehrheitsübernahme geht, doch noch überzeugt werden. Zudem wurde die Laufzeit des Angebots um zwei Wochen bis zum 1. Juli verlängert.
Mit dem neuen Angebot will Weidmüller den Widerstand der R. Stahl-Führung und der Familienaktionäre, die 51 Prozent der Aktien halten, brechen. Weitere erhebliche Aktienmengen kontrolliert die Gesellschaft. Zuletzt hatte R. Stahl weitere eigenen Aktien zurückgekauft und hält nun rund 10 Prozent der eigenen Aktien. Immerhin liegt Weidmüller inzwischen die Freigabe des Kartellamts vor.
R. Stahl bleibt stur
Doch auch mit dem verbesserten Angebot trifft R. Stahl nicht auf mehr Gegenliebe als bisher. Der Ton, der den Angreifern aus Waldenburg entgegenschallt, bleibt unversöhnlich: „Auch der leicht verbesserte Angebotspreis wird dem wahren Wert der Aktie bei weitem nicht gerecht“, kommentiert CEO Martin Schomaker zudem das neue Übernahmeangebot „Die Aktionäre sollen das Angebot daher nicht annehmen“, empfiehlt der R. Stahl-CEO weiter.
Woraus Schomaker diesen Schluss ableitet, bleibt offen. Das neue Angebot stellt einen Aufschlag von 55,7 Prozent gegenüber dem R. Stahl-Aktienkurs am Tag vor Bekanntgabe des Übernahmeangebots dar, der sich damals auf 33 Euro je Aktie belief. Der Kurs der R. Stahl-Aktie hatte sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt, ab Jahresanfang hingegen schwächer. Erst das Übernahmeangebot hatte für einen ordentlichen Schub gesorgt.
Weidmüller pocht auf Synergieeffekte
Weidmüller verweist immer wieder auf die möglichen Synergieeffekte und die Verbundvorteile einer möglichen Mehrheitsübernahme, von denen auch R. Stahl profitieren würde: „Gemeinsam mit Weidmüller kann R. Stahl durch Diversifikation der Geschäftsfelder ein zusätzliches Marktpotenzial in Höhe von 500 Millionen Euro erschließen“, sagt Weidmüller-Chef Peter Köhler. R. Stahl hingegen spricht von einem „vollen Potential des Unternehmens“, von dem treue Aktionäre profitieren würden.
In einem Schreiben von Anfang Juni, in dem R. Stahl Stellung zum Angebot von Weidmüller nimmt, legt das Unternehmen dar, warum eine Übernahme nicht in Frage komme: Die Aktionäre der Gründerfamilien stünden fest zur Selbstständigkeit von R. Stahl, die Aktie habe einen deutlich höheren Wert als das Angebot von Weidmüller und die behauptete industrielle Logik sei nicht haltbar. Außerdem würden Unterschiede in der Unternehmenskultur die Integration erschweren. Am Ende müssen die Aktionäre entscheiden, wem sie eher glauben.
Bislang allerdings vertrauen die R. Stahl-Aktionäre, deren auf mehrere Familienstämme verteilten Stimmrechte zum Teil gebündelt vertreten werden, weiter den Worten ihrer Sprecher Jochen und Rainer Stahl: Innerhalb der letzten zehn Tage sind Weidmüller erst rund 25.000 Aktien angedient worden, insgesamt hält Weidmüller erst 1,8 Prozent der Aktien.
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