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Rekordpreise am deutschen M&A-Markt

Auch zur Jahresmitte 2018 haben deutsche Unternehmen mit überhöhten Kaufpreisen auf dem M&A-Markt zu kämpfen.
ijeab/iStock/Thinkstock/Getty Images

Deutsche Unternehmen wollen weiter wachsen und sind dafür auch auf der Suche nach attraktiven Übernahmezielen. Doch sie müssen für die wenigen verfügbaren Targets oftmals überhöhte Kaufpreise bezahlen. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen FINANCE M&A Panels, für das FINANCE zusammen mit der Wirtschaftskanzlei CMS leitende Mitarbeiter aus den M&A-Abteilungen deutscher Unternehmen anonym befragt hat.

Für die befragten M&A-Experten ist die Beschleunigung des eigenen Wachstums aktuell der wichtigste Dealtreiber. Auf einer Skala von 1 (unwichtig) bis 10 (sehr wichtig) erreicht dieser Faktor den Wert 8,59. Dabei handelt es sich um den höchsten Wert, seit das Panel erstmals im Februar 2011 durchgeführt wurde.

M&A-Experten klagen über überhöhte Kaufpreise

Nach Ansicht der befragten M&A-Verantwortlichen sind die Übernahmeziele allerdings oft zu teuer. Die Teilnehmer des M&A Panels stimmen der These, dass in vielen Branchen überhöhte Kaufpreise verlangt werden, mit dem Wert 8,76 zu (Wert 10 = vollkommene Zustimmung) – ebenfalls ein neuer Höchststand seit der erstmaligen Befragung.

Die hohen Kaufpreise führen dazu, dass sich Unternehmen sehr genau überlegen, ob sie eine Investition tatsächlich durchführen. Das sieht auch Thomas Meyding, Partner bei der Wirtschaftskanzlei CMS: „Bei den Kaufpreisen kann es zu Übertreibungen kommen, die Käufer sind sich in der Regel aber sehr über das Risikoprofil des Targets bewusst.“

„Bei den Kaufpreisen kann es zu Übertreibungen kommen, die Käufer sind sich in der Regel aber sehr über das Risikoprofil des Targets bewusst.“

Thomas Meyding, Partner bei CMS

Nicht selten führen die überhöhten Kaufpreise dann auch zum Abbruch der Verhandlungen. Mit einem Wert von 7,71 (Wert 10 = vollkommene Zustimmung) sind divergierende Preisvorstellungen häufig der Grund dafür, dass geplante M&A-Deals nicht zustande kommen.

Deals scheitern seltener an Kartellbehörden

Während unterschiedliche Vorstellungen bezüglich des Kaufpreises zu den zentralen Dealbreakern zählen, zeigt sich bei einem Einschreiten der Kartellbehörden ein anderes Bild. Ein Widerspruch der Behörden wird von Befragten als weniger wichtige Ursache für den Abbruch von Transaktionen gesehen.

Das Panel bewertet einen regulatorischen Einspruch als Dealbreaker mit dem Wert 3,35 – ein Rückgang von rund 19 Prozent gegenüber der vorherigen Befragung im Februar und der niedrigste Wert seit zwei Jahren. Hier scheinen die weitreichenden Auflagen für die Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto durch den Bayer-Konzern nicht mehr so präsent zu sein, wie vielleicht noch in der Februarumfrage.

Finanzierungsumfeld bleibt ungebrochen gut

Die Unternehmen profitieren bei ihren geplanten M&A-Aktivitäten auch weiterhin von den sehr guten Finanzierungsbedingungen. Das Umfeld ist damit auch für Milliardenübernahmen günstig, für die hohe Kreditsummen nötig sind. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die Übernahme des spanischen Mautstraßenbetreibers Abertis durch den Baukonzern Hochtief. Die Essener konnten innerhalb weniger Wochen eine Bankenfinanzierung über gut 18 Milliarden Euro auf die Beine stellen.

Diese Entwicklung bestätigt Oliver Wolfgramm, ebenfalls Partner bei CMS. „Wegen der vorhandenen liquiden Mittel und der immer noch sehr guten Verfügbarkeit von Fremdkapital scheitert keine Transaktion an fehlenden finanziellen Mitteln.“

andreas.mehring[at]finance-magazin.de

Info

Die vollständigen Ergebnisse des FINANCE M&A Panels können Sie hier kostenlos herunterladen. Noch mehr Panels, Studien und Datenbanken finden Sie unter der Rubrik FINANCE-Research.

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