Öffentlicher Schlagabtausch zwischen den Großaktionären von Rhön-Klinikum: Der zweitgrößte Anteilseigner von Rhön-Klinikum, der Medizintechnikhersteller B. Braun Melsungen, hat sich mit weitreichenden Forderungen zu Wort gemeldet:
Wie Rhön-Klinikum am Samstag mitteilte, fordert der mit gut 25 Prozent beteiligte Großaktionär B. Braun eine außerordentliche Hauptversammlung, auf der er unter anderem auch eine Sonderdividende von 2 Euro pro Aktie einfordern möchte. In Summe entspräche dies dann etwa 134 Millionen Euro – und läge deutlich über der von Rhön vorgeschlagenen Dividendenzahlung von rund 17 Millionen Euro, was 25 Cent je Aktie entspricht.
Zudem sollen bei zukünftigen Hauptversammlungen nach dem Willen von B. Braun Beschlussfassungen nur noch mit einer 75-Prozent-Mehrheit der Stimmen beziehungsweise des vertretenden Grundkapitals möglich sein. Damit hätte B. Braun in jedem Fall eine Sperrminorität. Weiterer Punkt des Forderungspakets ist die Abberufung zahlreicher Aufsichtsratsmitglieder, darunter auch von Aufsichtsratschef und Rhön-Gründer Eugen Münch.
Asklepios geht in die Gegen-Offensive
Rhön-Mehrheitsaktionär Asklepios lehnt diese Forderungen von B. Braun vehement ab. Der Kaufinteressent, der über ein Joint Venture mit Rhön-Gründer Eugen Münch bereits auf 49 Prozent der Anteile kommt, will ebenfalls eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen und dort die B.-Braun-Vertreter im Aufsichtsrat vorzeitig abberufen. Dazu zählt auch B. Braun-CFOAnnette Beller. Der Vorwurf: Die Finanzchefin würde als Aufsichtsrätin „nicht gemäß den Interessen und dem Wohl der Gesellschaft handeln“, heißt es in einer Adhoc-Mitteilung vom heutigen Montag.
In einer von der „F.A.Z.“ zitierten Stellungnahme bezeichnete Asklepios die Forderungen von B .Braun als „maßlos“: Diese würden die Stabilität des Unternehmens und die Sicherheit der Arbeitsplätze unmittelbar gefährden, zitiert die Zeitung aus dem Statement.
Rhön musste erst kürzlich seine Gewinnprognose für 2020 senken. So rechnet das Klinikunternehmen für das laufende Geschäftsjahr trotz steigender Umsätze mit einem deutlich niedrigen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in einer Spanne zwischen 72 bis 82 Millionen Euro. 2019 lag dieser noch bei 125,3 Millionen Euro. B. Brauns Vorstoß, in dieser Situation eine höhere Ausschüttung zu fordern, tadelte Asklepios als „unverantwortlich“, zumal die Folgen der Coronavirus-Pandemie weiterhin nicht absehbar seien.
FINANCE-Köpfe
Rhön-Übernahme könnte sich verschieben
Asklepios verlangt nun, dass die eigene Forderung nach einer außerordentlichen Hauptversammlung vor dem von B. Braun geforderten außerordentlichen Aktionärstreffen behandelt werden soll. Der Rhön-Vorstand will nun beide Einberufungsverlangen prüfen.
Im Falle einer außerordentlichen Aktionärsversammlung müsste sich Asklepios vermutlich auch von seinen eigentlich Plänen verabschieden, die Übernahme von Rhön-Klinikum noch im zweiten Quartal dieses Jahres abzuschließen. Im Falle einer außerordentlichen Hauptversammlung würde sich die Annahmefrist für das Übernahmeangebot auf zehn Wochen ab Veröffentlichung der Angebotsunterlage verlängern.
Asklepios will den übrigen Aktionären 18 Euro je Rhön-Titel anbieten – ziemlich exakt der Wert, auf den sich auch der Aktienkurs zum Start dieser Woche eingependelt hat.
martin.barwitzki[at]finance-magazin.de
Info
Mehr über die Karriere der B. Braun Melsungen-CFO lesen Sie auf dem FINANCE-Köpfe-Profil von Annette Beller.
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