Die Start-up-Schmiede Rocket Internet verkauft den Online-Kreditmarktplatz Lendico. Wie das „Handelsblatt“ in der heutigen Freitagsausgabe berichtet, ist der britische Hedgefonds Arrowgrass der Käufer. Dieser wolle das Berliner Fintech komplett übernehmen.
Ein Kaufpreis für den Lendico-Deal wurde in dem Bericht nicht genannt. Zuletzt hatte Rocket seinen 50-Prozent-Anteil mit 140 Millionen Euro bewertet.
Arrowgrass ist seit 2015 bei Lendico investiert
Der neue Lendico-Eigner Arrowgrass ist schon länger bei dem Fintech investiert. Seit dem Frühjahr 2015 hält der Hedgefonds 7 Prozent der Anteile. In Großbritannien ist Arrowgrass auch an der Kreditplattform Zopa beteiligt. Insgesamt verwalten die Briten nach eigenen Angaben Assets im Wert von 15 Milliarden Euro.
Lendico verspricht sich vom neuen Besitzer Hilfe für stärkeres Wachstum: „Arrowgrass kann uns noch einmal ganz anders unterstützen. Wir können schneller größer werden“, zitiert das „Handelsblatt“ Co-Gründer Clemens Paschke. Speziell in den Kernmärkten Deutschland, Schweiz, Österreich, Niederlande und Brasilien will die Crowdlending-Plattform kräftig zulegen.
Durch den M&A-Deal ändert sich zum Teil auch das Lendico-Management. Clemens Paschke und Friedrich Hubel werden die Geschäfte weiterführen. Co-Gründer Dominik Steinkühler wird hingegen für Arrowgrass in den Beirat des Unternehmens wechseln.
Online-Kreditmarkt: Lendico deutlich hinter Auxmoney
Bislang ist Lendico eher ein kleinerer Player am Kreditmarkt. Das Unternehmen brachte bis vor kurzem online kreditsuchende Privatpersonen und Anleger zusammen – unter Ausschluss der Banken. Seit der Gründung im Jahr 2013 hat Lendico Kredite über 100 Millionen Euro vermittelt. Deutscher Marktführer ist der deutlich ältere Konkurrent Auxmoney mit 460 Millionen Euro.
Lendico ändert aber gerade seine Strategie: Seit Jahresbeginn fokussieren sich die Berliner nicht mehr auf Privatkunden-, sondern ausschließlich auf Firmenkredite. Der durchschnittliche Kunde der Berliner erwirtschaftet 2,6 Millionen Euro Umsatz im Jahr, schreibt das „Handelsblatt“. Im Schnitt nehmen die Kunden 120.000 Euro auf. Das Kreditlimit für Lendico liegt in Deutschland bei 250.000 Euro. In der Schweiz können Unternehmen über die Plattform das Doppelte aufnehmen.
Nach eigenen Angaben hat Lendico Investoren hinter der Plattform versammelt, die zugesagt haben, bis zu 250 Millionen Euro für neue Finanzierungen über Lendico zur Verfügung zu stellen. Zu den Geldgebern gehören institutionelle Investoren, eine portugiesische Bank, aber auch deutsche Geldinstitute. Schwarze Zahlen hat die Kreditplattform bislang nicht geschrieben. Das soll sich innerhalb der kommenden zwei Jahre ändern.
Info
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Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.