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Russland-Krise: BASF stoppt Gazprom-Deal

BASF-Ölplattform in der Nordsee: Nach dem Aus des Gazprom-Deals wird der Dax-Konzern auf Norwegen setzen müssen. Die ehrgeizigen Ausbaupläne für das Öl- und Gasgeschäft wird das stark gefährden.
BASF

Die wirtschaftliche Konfrontation mit Russland hat das nächste Großprojekt zum Scheitern gebracht: BASF und der russische Rohstoffgigant Gazprom haben ein milliardenschweres Tauschgeschäft gestoppt, das vor zwei Jahren angebahnt worden war.

Die beiden Großkonzerne hatten einen umfangreichen Asset-Tausch ins Auge gefasst: Gazprom hätte von der BASF-Tochter Wintershall deren 50-Prozent-Anteil am gemeinsam betriebenen Gashändler Wingas übernommen und sich zudem mit 50 Prozent an der BASF-Tochter Wintershall Nordzee beteiligt, die in der Nordsee Öl und Gas fördert. Im Gegenzug hätte BASF Anteile an zwei gewaltigen, noch zu erschließenden Gasfeldern der Achimov-Formation in Sibirien erhalten. Der Deal hätte ein Volumen von mehreren Milliarden Euro gehabt.

BASF-CFO Hans-Ulrich Engel muss Bilanz nachträglich korrigieren

Für BASF hat das handfeste bilanzielle und strategische Folgen. Zunächst einmal muss BASF-CFO Hans-Ulrich Engel rückwirkend signifikante Extra-Kosten wieder zurück in die Bilanz holen, weil er die Gazprom zum Tausch angebotenen Assets nicht mehr als „Aufzugebende Geschäftsbereiche“ bilanzieren kann. Dadurch muss Engel für 2013 und 2014 nachträglich Abschreibungen und das At-Equity-Ergebnis ergebniswirksam verbuchen.

Der für 2013 ausgewiesene Gewinn muss nun nachträglich um 113 Millionen Euro nach unten korrigiert werden. Für 2014 muss Engel sogar Kosten von 211 Millionen Euro verbuchen, was auch Folgen für die Gewinnprognose der BASF hat. Der operative Gewinn (Ebit) für 2014 werde gegenüber dem Vorjahr nicht mehr „deutlich“, sondern nur noch „leicht“ steigen, erklärte BASF-Chef Kurt Bock, Engels Vorgänger auf dem Platz des Finanzvorstands.

Neuer M&A-Prozess für Wingas?

Strategisch ist der abgesagte Deal ein schlechtes Signal für die Partnerschaft mit Gazprom und die Wachstumspläne der BASF im Öl- und Gasgeschäft.

Gazprom-Chef Alexej Miller hatte vor wenigen Wochen erst betont, dass die gegen Russland verhängten Wirtschaftssanktionen die Einstellung Russlands zum europäischen Gasmarkt grundlegend verändert hätten: „Das ist der Anfang vom Ende unseres Modells, bei dem wir uns auf Lieferungen bis zum Endverbraucher auf dem europäischen Markt orientierten“. Vor wenigen Wochen hatte Gazprom auch den Bau der Pipeline „South Stream“ gestoppt, die Südost- und Zentraleuropa mit russischem Gas versorgen sollte.

BASF steht im Gasvertrieb nun vor einem strategischen Problem: Der geplante Exit hat nicht geklappt, und der Joint-Venture-Partner wendet sich von dem Geschäft ab. Möglicherweise wird BASF nun einen neuen Käufer für sein Wingas-Paket suchen und dabei darauf hoffen müssen, dass der Mitgesellschafter Gazprom den Verkaufsprozess konstruktiv begleitet.

Gigantisches Gasfeld geht BASF durch die Lappen

Auch für den geplanten Ausbau des Upstream-Geschäfts ist das Aus des Gazprom-Deals ein schwerer Dämpfer. BASF-Chef Bock beharrt darauf, dass „unsere Strategie im Öl- und Gasgeschäft unverändert bleibt“. Seit dem Jahr 2000 hat Wintershall die Menge an gefördertem Öl und Gas von 80 auf 132 Millionen Barrel Öl-Äquivalente (boe) ausgebaut und plant, weiter zu wachsen. Im vergangenen Jahr wurde fast das Dreifache der Öl- und Gasproduktion an neuen Reserven hinzugefügt – ein für die Branche extrem starker Wert.

Aber ohne neue Großprojekte in Russland wird BASF die Öl- und Gasförderung kaum in dem Tempo ausbauen können wie geplant. Wintershall, das auch einer der größten Ölproduzenten in Libyen ist, hat zuletzt stark in der Nordsee investiert. Aber die dort explorierten Felder sind im Vergleich zu den sibirischen Gasformationen winzig.

In der Gasexploration in anderer Form als über den Asset-Tausch mit Gazprom ins Geschäft zu kommen, dürfte ebenfalls schwierig werden. Der russische Finanzmarkt spielt verrückt, der Rubel-Kurs ist abgestürzt. BASF wird in dieser Situation kaum hohe Bar-Summen in Russland investieren können.   

Ende 2013 wies Wintershall gesicherte Öl- und Gasreserven in Höhe von 1,46 Milliarden boe aus. Die Reserven der beiden Blöcke der Achimov-Formation, deren gemeinsame Erschließung mit Gazprom nun gescheitert ist, hätten mit 2,4 Milliarden boe die gesamten Reserven von Wintershall deutlich überstiegen.

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