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Schuhhändler Reno steht zum Verkauf

Der Schuhhändler Reno hat sich auf die Suche nach einem neuen Investor begeben.
istock/Thinkstock/Getty Images

Im Juni war es noch ein Gerücht, jetzt ist es offiziell: Der zweitgrößte deutsche Schuhhändler Reno sucht einen Käufer. Die Gesellschafter der HR Group, zu der Reno und der Schuh-Großhändler Hamm gehören, hätten das Bankhaus Rothschild beauftragt, einen Käufer für Reno und Hamm zu suchen, sagte Vorstandschef und Mitgesellschafter Matthias Händle gegenüber Reuters. Die in Osnabrück ansässige HR Gruppe gehört jeweils zu 50 Prozent dem ehemaligen Metro-Vorstand Stefan Kaske und der Familie Hamm.

Kaske hätte schon länger mit dem Gedanken gespielt, die Beteiligung abzustoßen. „50 Prozent zu verkaufen ist entweder zu viel oder zu wenig. Deshalb hat sich auch die Familie Hamm entschieden, den Weg frei zu machen, damit die HR Group weiter wachsen kann“, so Händle. Mit dem Verkauf soll es jetzt schnell gehen: Der Kaufvertrag soll bis Ende des Jahres unterschrieben sein. Mit neuen Gesellschaftern will die Gruppe sich dann wieder aktiv an der Marktkonsolidierung beteiligen und selbst Targets ins Visier nehmen. „Wir wollen weiter wachsen und dabei auch Konkurrenten übernehmen“, sagte Händle dem Handelsblatt. „Doch dafür brauchen wir eine andere Gesellschafterstruktur.“

Gesucht werden sowohl Finanzinvestoren als auch strategische Interessenten. Mögliche Kandidaten wären Blackstone, Apax oder Permira – sie alle haben schon in deutsche  Einzelhändler investiert. Aber auch Strategen kommen in Frage, zum Beispiel der polnische Schuhdiscounter CCC, sagte Händle gegenüber der „Textilwirtschaft“. Auch der Marktführer Deichmann wäre als Interessent denkbar.

Reno kämpft gegen Zalando und Amazon

Die beiden Ketten Reno und Hamm sollen möglichst gemeinsam verkauft werden: „Hamm und Reno sind zusammen leistungsfähiger“, sagte Händle. Die beiden gehören seit 2005 zusammen. Hamm war 1888 als Lederhändler gegründet worden, Reno hatte 1977 zunächst als Versandhändler begonnen. Die Gruppe erzielt nach eigenen Angaben mit rund 4.500 Mitarbeitern in 20 Ländern einen jährlichen Umsatz von 600 Millionen Euro. In den vergangenen Jahren mussten einige Filialen geschlossen werden, aktuell gibt es noch 500 Geschäfte. Seit 2010 betreibt Reno zusätzlich einen Online-Shop. Reno kämpft wie viele andere Einzelhändler auch mit dem wachsenden Konkurrenz aus dem Internet, allen voran durch Zalando und Amazon.

Noch vor gut einem Jahr war es die HR Group selbst, die einen großen Schuhhändler übernehmen wollte, um der Online-Konkurrenz etwas entgegenzusetzen. Sie hatte über den Kauf von 75,1 Prozent des Konkurrenten Görtz verhandelt, wurde aber von dem PE-Investor Afinum ausgestochen, der 40 Prozent an Görtz übernahm. Der Deal scheiterte offenbar daran, dass die Familiengesellschafter von Görtz die Mehrheit am Unternehmen behalten wollten.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.

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