Solarworld-Chef Frank Asbeck überrascht immer wieder. Vor ein paar Jahren wollte er Opel übernehmen. Nun fädelt er offenbar einen Deal ein. Wie die Nachrichtenagentur Dow Jones unter Berufung auf Insider berichtet, steht das angeschlagene Solarunternehmen Solarworld kurz vor der Übernahme eines Großteils der Solarsparte von Bosch. Bereits nächste Woche könnte der Coup verkündet werden.
Einen nennenswerten Kaufpreis wird Solarworld für die Boschsparte vermutlich nicht auf den Tisch legen. „Das könnte sich Solarworld gegenwärtig auch gar nicht leisten“, sagt Sven Diermeier, Senior Analyst bei Independent Research in Frankfurt. Der Solarhersteller leidet nach eigenen Angaben unter der Kaufzurückhaltung der Endkunden in Deutschland aufgrund der andauernden Restrukturierung bei Solarworld.
So sank der Konzernumsatz in den ersten neun Monaten 2013 um rund 26 Prozent auf 345,6 Millionen Euro deutlich. Zudem ist Solarworld mit 843 Millionen Euro an Nettofinanzverbindlichkeiten noch immer hoch verschuldet, der Haircut ist noch nicht vollzogen. Der operative Verlust vor Abschreibungen halbierte sich zwar auf 60,2 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Doch das ist immer noch erheblich. Immerhin konnte die Cashposition stabilisiert werden.
Bosch-Solarsparte fährt Verluste ein
Trotz der angespannten Finanzlage könnte sich der Deal mit Bosch für die Bonner auszahlen. „Der Kauf ist eine günstige Gelegenheit“, sagt Diermeier und das nicht nur kaufpreismäßig. Denn Solarworld würde mit der Solarzellenproduktion von Bosch den eigenen Produktionsprozess stärker integrieren. Bislang ist das Unternehmen laut Analyst darauf angewiesen, einen Teil der Solarzellen zuzukaufen. Die Übernahme von Teilen des Boschgeschäfts sei daher sinnvoller als eine eigene Investition in den Ausbau der Solarzellenproduktionskapazität.
Doch es gibt auch kritische Stimmen. „Die Solarbranche hat in Europa kein Produktions-, sondern ein Nachfrageproblem“, sagt Georgiy Michailov, Managing Partner bei der Beratung Struktur Management Partner. Die Berichte über den Deal hätten ihn daher eher „verwundert“. Auch würde Solarworld mit Teilen der Boschsparte keinesfalls ein florierendes Geschäft übernehmen. Der Technikkonzern verbucht seit langem Umsatzrückgänge in dem Geschäftsfeld. Allein 2012 hat die Sparte einen Verlust von rund einer halben Milliarde Euro eingefahren. Bosch hatte daher bereits im März angekündigt, seine Photovoltaiksparte zum Verkauf zu stellen. Die Gelegenheit könnte vor allem für Bosch günstig sein. Für Solarworld erhöht sich hingegen durch den möglichen Zukauf der Druck, dass die Solarkonjunktur bald wieder anspringt.