Standard Industries kann den deutschen Wettbewerber Braas Monier kaufen. Darauf einigten sich die Verantwortlichen der beiden Dachziegelhersteller, die sich seit Bekanntwerden der Offerte im September einen erbitterten Übernahmekampf mit kapitalmarktrechtlichen Winkelzügen und einem Rechtsstreit gelieferten hatten.
Die nun getroffene Einigung besteht aus drei Komponenten, wie die beiden Parteien mitteilten: Erstens wird Standard Industries das Angebot von 25 Euro pro Aktie auf 25,27 Euro erhöhen. Zweitens ziehen die Amerikaner ihre Klage gegen die von Braas Monier geplante Ausgabe von rund 4 Millionen Gratisaktien zurück. Die Folge: Standard Industries muss rund 110 Millionen Euro mehr ausgeben, um auch die neuen Aktien zu erwerben und die Angebotserhöhung zu tragen. Der Equity Value des M&A-Deals steigt somit von 1 auf 1,11 Milliarden Euro. Inklusive Schulden und Pensionsrückstellungen bewertet Standard Industries das SDax-Unternehmen nun mit 2 Milliarden Euro.
Braas Monier schüttet Sonderdividende aus
Braas Monier lenkt beim dritten Punkt ein, nämlich der in Aussicht gestellten Zwischendividende von 0,64 Cent. Ursprünglich wollte das Braas-Management damit die Anteilseigner davon abhalten, Standard Industries ihre Papiere bis zum vorläufigen Ablauf des Angebots am 23. Dezember anzudienen. Erst kurz vor Schluss hätte das Board über die Zwischendividende entschieden. Nun steht fest: Die Dividende wird bis spätestens 5. Januar ausgeschüttet und damit innerhalb der bis 6. Januar verlängerten Angebotsfrist. Davon profitiert auch Standard Industries. Die Amerikaner halten derzeit 40 Prozent an Braas Monier.
Durch diese drei Komponenten – aufgestocktes Angebot, Kapitalerhöhung, Sonderdividende – erhalten die Braas-Monier-Aktionäre, die ihre Anteile Standard Industries andienen, insgesamt 28,50 Euro pro Aktie. Entsprechend schoss auch der Aktienkurs des Dachziegelherstellers am heutigen Montagvormittag nach oben: Er legte um knapp 7 Prozent zu und notiert nun leicht über 28 Euro. Am Freitag war der Anteilsschein mit 26,35 Euro aus dem Handel gegangen.
Braas Monier und Standard Industries stritten sich vor Gericht
Mit der nun geschlossenen Vereinbarung einigen sich die beiden Parteien, kurz bevor es zum finalen Showdown gekommen wäre: Am Mittwoch hätte ein luxemburgisches Gericht – dort ist Braas Moniers offizieller Sitz – darüber entschieden, ob die geplante Kapitalerhöhung rechtens ist oder nicht. Das SDax-Unternehmen wollte so die Übernahme verteuern. Standard Industries hatte die Ausgabe von Gratisaktien als „unzulässige Verteidigungsmaßnahme“ eingestuft und eine einstweilige Verfügung gegen die Kapitalerhöhung erwirkt.
Nun beugen sich die Amerikaner, ohne eine Entscheidung abzuwarten. In Frankreich, an dessen Übernahmerecht sich das luxemburgische stark anlehnt, hatte die Börsenaufsicht im April bei einem ähnlichen Fall zugunsten des potenziellen Käufers entschieden. Im Gegenzug unterstützt Braas Monier den Deal: Aus der feindlichen wird eine freundliche Übernahme.
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