Nach ersten Gerüchten folgte am späten Donnerstagabend die offizielle Bestätigung: René Benko, Immobilieninvestor und Karstadt-Eigentümer, kauft über seine Signa-Gruppe die angeschlagene Steinhoff-Tochter Kika/Leiner. Offiziell ist über den Kaufpreis für die österreichische Möbelkette nichts bekannt. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge soll sich dieser jedoch auf rund 500 Millionen Euro belaufen.
In den kommenden Tagen würden „alle Verträge abgestimmt und fixiert“, wird Gunnar George, Geschäftsführer der Möbelkette Kika/Leiner in der Presse zitiert. Wenn der Deal wie geplant voranschreitet, rechnet Steinhoff mit einem Closing bis Ende September. Noch steht der Verkauf unter einigen Bedingungen.
Kika/Leiner: keine Einigung mit Kreditversicherern
Kika/Leiner war zuletzt stark in Bedrängnis geraten, nachdem Anfang Juni bekannt wurde, dass sich Kreditversicherer von der österreichischen Möbelkette zurückgezogen hatten. In der Folge sei auch das Vertrauen der Kunden in Kika/Leiner zurückgegangen, teilte Steinhoff mit. Verhandlungen mit Gläubigern, Zulieferern und Kreditversicherern, um deren Unterstützung für Kika/Leiner zu sichern, seien nicht erfolgreich gewesen, heißt es in der Mitteilung des Mutterkonzerns weiter.
Kika/Leiner war bereits zu Jahresbeginn in eine finanzielle Schieflage geraten. Die Kette wurde durch die Kapitalschwäche des Mutterkonzerns belastet und geriet in den Sog der Steinhoff-Krise. Der Mutterkonzern kämpft seit Monaten mit den Folgen eines Bilanzskandals. Kika/Leiner reagierte mit Kosteneinsparungen und Standortschließungen. Zudem wurde ein Flagship-Store der Kette bereits Anfang des Jahres an den jetzigen Käufer René Benko verkauft.
Steinhoff muss weiter zittern
Für Steinhoff war die österreichische Tochter eine Belastung: Die Tochtergesellschaft fahre aktuell Verluste ein und erfordere die Bereitstellung hoher Finanzsummen von der Konzerngruppe, erklärte die Mutter, die derzeit selbst ums Überleben kämpft. Zudem seien für den Turnaround-Plan signifikante Neuinvestitionen über die nächsten Jahre notwendig.
Durch den Verkauf von Kika/Leiner fließen dem stark angeschlagenen Steinhoff-Konzern dringend benötigte finanzielle Mittel zu. FINANCE-Informationen zufolge muss Steinhoff bis zum Jahresende ausstehende Verbindlichkeiten über rund 2 Milliarden Euro bedienen.
Gläubiger gewähren Steinhoff Gnadenfrist
Bereits in den vergangenen Monaten verschaffte sich der Konzern über Notverkäufe Luft: Zu Jahresbeginn trennte sich das Möbelunternehmen von seinen Anteilen an der südafrikanischen PSG-Gruppe. Auch seine Beteiligung an der Billigmöbeltochter Poco verkaufte der Konzern.
Jüngst konnte Steinhoff zudem bei den Verhandlungen mit seinen Gläubigern einen Zwischenerfolg verbuchen: Eine Mehrheit seiner Gläubiger sicherten dem Konzern vorerst Unterstützung zu, um einen Restrukturierungsplan zu erarbeiten.
Doch das Zeitfenster, das die Gläubiger Steinhoff gewähren, ist knapp bemessen. Lediglich bis Ende des Monats gilt die Vereinbarung. Bei der Bekanntgabe der Einigung mit den Gläubigern räumte Steinhoff ein, dass es sei nicht sicher, dass sich alle Beteiligten auf einen Restrukturierungsplan einigen könnten. Steinhoff muss also weiter zittern.
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