Die Manager deutscher Telekomkonzerne laufen Sturm gegen den geplanten Mega-Deal zwischen der Unitymedia-Mutter Liberty Global und dem Telekommunikationskonzern Vodafone. Die geplante Übernahme durch Vodafone für 18,4 Milliarden Euro ist eine direkte Attacke auf den Platzhirsch Deutsche Telekom, da Vodafone dadurch zum Beinahe-Monopolisten am deutschen Kabelnetzmarkt werden würde.
Timotheus Höttges, Chef der Deutschen Telekom, ist alarmiert. Er befürchtet eine „Remonopolisierung des Kabelmarkts“, wie er während einer Telefonkonferenz sagte, und bezeichnete den Deal als „wettbewerbsverzerrend“. Er will nun „persönlich dafür kämpfen, dass wir im Sinne eines fairen Wettbewerbs für die Kunden alles tun werden, nicht benachteiligt zu sein.“
United Internet fordert strenge Auflagen
An Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter prallt die Kritik indes ab: „Wir sind in der glücklichen Situation, erstmals ein starker Wettbewerber zur Telekom zu werden.“ Er verspricht, dass die Übernahme von Unitymedia den Wettbewerb mit der Telekom zu Gunsten der Kunden anheizen werde. Das sehen offenbar auch viele Telekom-Aktionäre so. Die Aktie des Dax-Konzerns rutschte im Verlauf des Vormittags in der Spitze um 3 Prozent ab.
Aber auch andernorts regt sich Kritik. Der Mobilfunk- und Internetanbieter United Internet, zu dem Marken wie „1&1“, „GMX“ und „Web.de“ gehören, warnt, dass die Telekom und Vodafone ein Duopol bilden würden. Vodafone und Telekom würden nach dem Mega-Deal einen 90-Prozent-Anteil am deutschen Kabelmarkt haben und gleichzeitig zwei Drittel des Mobilfunkgeschäfts dominieren. „Und das ohne zusätzlichen Nutzen für die Verbraucher“, wettert United-Internet-Chef Ralph Dommermuth.
„Wir sind erstmals ein starker Wettbewerber zur Deutschen Telekom.“
Vodafone nimmt für Unitymedia 10 Milliarden Euro auf
Der M&A-Deal zwischen Vodafone und Liberty Global dürfe – wenn überhaupt – nur „unter erheblichen Auflagen“ genehmigt werden. Vodafone solle sich dazu verpflichten, Netzbestandteile an andere Festnetz- und Mobilfunkanbieter zu vermieten.
Vodafone hat den M&A-Deal am heutigen Mittwoch offiziell verkündet. Neben der deutschen Unitymedia veräußert der US-Konzern Liberty Global auch sein Geschäft in Rumänien, Tschechien und Ungarn. Sollte die Transaktion wie geplant durchgehen, wäre es der größte M&A-Deal im europäischen Telekommarkt in den vergangenen fünf Jahren. Die Dimension zeigt sich auch bei der Finanzierung: Rund 10 Milliarden Euro will Vodafone über Fremdkapital aufnehmen, Teile davon als Hybridkapital.
Vodafone will Übernahme Mitte 2019 abschließen
Unitymedia ist ein Juwel für Vodafone. Dadurch, dass die Kölner in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg aktiv sind, könnte Vodafone nach dem Zukauf Mobilfunk, Fernsehen und Breitband bundesweit im Paket anbieten. Seit 2014 besitzen die Briten bereits Kabel Deutschland. Und die Übertragungsgeschwindigkeiten im Fernsehkabel sind deutlich höher als in den Kupferkabeln der Telekom. „Hier entsteht ein Wettbewerber zur Telekom, ein Gigant, der mit konvergenter Netztechnologie prahlt“, warnte Höttges mit Blick auf Vodafone.
Vodafone will 12 Milliarden Euro in Deutschlands Telekominfrastruktur investieren.
Aber nicht alle sehen den Mega-Deal kritisch, denn Vodafone verspricht im Zuge des Zukaufs 12 Milliarden Euro in die Infrastruktur zu investieren. Der frühere Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, befürwortet den Deal daher und sagt, dass dieser förderlich für den Wettbewerb sei. Vodafone verspricht, bis 2022 rund 25 Millionen Haushalte mit Gigabitverbindungen zu erreichen.
Für die kommenden Monate zeichnet sich ein hartes Ringen hinter und vor den Kulissen um die Position der Politik und Behörden zu der Mega-Fusion ab. Vodafone rechnet damit, die Übernahme bis Mitte 2019 abschließen zu können. Die Deutsche Telekom und United Internet werden alles versuchen, das Closing des Deals zu verhindern.
Vodafone-Konzernchef Vittorio Colao verwahrt sich aber schon jetzt massiv gegen Höttges‘ Angriffe: „Es scheint, dass Tim Höttges und die Deutsche Telekom auf einer Mission sind, die eigene Dominanz zu schützen und auszuweiten", sagte er in einer Telefonkonferenz. Die Telekom sei in 70 Prozent aller deutschen Haushalte vertreten und wolle Konkurrenten nicht den gleichen Zugang gewähren. „Das ist nicht im Sinne von Verbrauchern, sondern im Sinne der Deutschen Telekom“, so Colao.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.