Die Mühlheimer Unternehmensgruppe Tengelmann verkauft zum 30. Juni nächsten Jahres ihr traditionsreiches Supermarktgeschäft Kaiser’s Tengelmann an den Edeka-Verbund und steigt damit aus dem Supermarktgeschäft gänzlich aus. Über den Kaufpreis wurde beiderseitiges Stillschweigen vereinbart, wie Tengelmann mitteilte. Der Kauf steht noch unter kartellamtlicher Freigabe. Beratende und rechtliche Unterstützung erfuhr Tengelmann von der internationalen Wirtschaftskanzlei Latham & Watkins. Die Transaktion ist der erste große Deal für CFO Alfried Bührdel, der im Juli von Außenwerber Ströer zu Tengelmann gewechselt war.
Der Verkauf ist die Konsequenz der bereits im Sommer 2014 angekündigten Analyse des defizitären Supermarktgeschäfts, welches in den vergangen Jahren stets hohe Verluste auswies. Ergebnis dieser Analyse war laut Karl-Erivan W. Haub, dem Geschäftsführenden Gesellschafter Tengelmanns, die Erkenntnis, dass die Profitabilität der Supermärkte aus eigener Kraft nicht wiederhergestellt werden kann. Der Marktanteil von nur 0,6 Prozent sei nach Unternehmensangaben schlicht zu gering.
Neuausrichtung strategischer Geschäftsfelder
Zusammen mit Kaiser’s Tengelmann gehen auch deren Töchter Bringmeister, Birkenhof und Ligneus an Edeka über. Die Online-Tochter E-Stores (Plus.de und Garten XXL.de) wechselt ebenfalls den Besitzer, mit dem Ziel in die Organisation der Edeka-Tochter Netto Marken-Discount integriert zu werden.
Durch den Verkauf der Supermarkttochter bricht ein großes strategisches Geschäftsfeld der Unternehmensgruppe gänzlich weg. Der Bereich umfasst 451 Filialenmit 15.958 Mitarbeiter/innen bei einem Netto-Umsatz von 1,8 Milliarden Euro Netto-Umsatz. Das E-Commerce-Feld schrumpft durch die Veräußerung der Onlineplattformen, bleibt jedoch größtenteils erhalten.
Tengelmann bleibt breit aufgestellt
Trotz des Verkaufs der Supermarkttochter bleibt der Multibranchenhändler breit aufgestellt. Im Einzelhandel hat Tengelmann nach wie vor etablierte Größen wie KIK oder OBI. Auch der E-Commerce bleibt größtenteils erhalten und enthält nach wie vor Marken wie baby-markt.de.
Der Multibranchenhändler ist zudem in zahlreichen weiteren Bereichen aktiv. Dazu gehören unter anderem die Energie-, Versicherungs-, Immobilien- sowie die Sicherheits- und Überwachungsbranche. Auch international mischt Tengelmann durch die Tochter Emil Capital Partners weiterhin mit.
Info
Mehr über den Werdegang von Alfried Bührdel und warum dramatische Auftritte nicht seine Sache sind, erfahren Sie im CFO-Almanach von FINANCE.