Vossloh-Großaktionär Heinz Hermann Thiele bereitet bei seinem Investment in Vossloh allem Anschein nach den nächsten – womöglich entscheidenden – Schritt vor. Wie der Bahntechnikkonzern mitteilt, hat Thiele, der vor kurzem die anvisierte Schwelle von 30 Prozent überschritten hatte und nun 30,2 Prozent der Stimmrechtsanteile hält, die nächsten Anteilskäufe eingeleitet. Thiele, der auch der Eigentümer von Knorr-Bremse ist, ist Vorsitzender des Aufsichtsrats von Vossloh.
So hat sich Thiele im Rahmen eines Framework-Agreements weitere 5,6 Prozent der Anteile gesichert. Dabei setzt er auf die die Deutsche Bank, die sich über den Erwerb von Total Return Swaps den Zugriff auf maximal 744.367 Aktien von Vossloh gesichert hat. Der Kaufpreis läge bei 70 Euro je Vossloh-Aktie.
Thiele hat offenbar Zugriff auf diese Swaps. Wenn er jedoch vor dem 19. März 2016 zuschlägt, müsste er allen übrigen Vossloh-Aktionären einen Nachschlag auf das Übernahmeangebot gewähren und ihnen den gleichen Preis wie der Deutschen Bank bieten. Daher ist davon auszugehen, dass Thiele erst nach diesem Stichtag die Aktien übernehmen wird. So lange dürften die Swaps im Eigentum der Deutschen Bank bleiben.
M&A-Deal: Heinz Hermann Thieles Übernahmeplan geht auf
Thiele hatte Im Februar dieses Jahres den Aktionären des sauerländischen Konzerns ein freiwilliges Übernahmeangebot im Wert von 48,50 Euro je Aktie unterbreitet. Dieser Wert lag jedoch deutlich unter dem seinerzeit aktuellen Börsenkurs von 56 Euro. Dementsprechend empfahl das Management um CEO Hans Schabert und CFO Oliver Schuster seinen Aktionären, die Offerte abzulehnen.
Für Thiele war das unattraktive Kaufangebot aber ein voller Erfolg: Ohne viel Geld in die Hand nehmen zu müssen, übersprang er die Meldeschwelle von 30 Prozent und hat nun freie Bahn zum Zukauf weiterer Aktien. Der Deal mit der Deutschen Bank legt nahe, dass Thiele mittelfristig die Mehrheitsübernahme bei Vossloh anstrebt.
Vossloh-Aktionäre setzen auf Thiele
Die Vossloh-Aktie hat stark auf Thieles Mitteilung reagiert. Von Freitag- bis Montagmittag ist das Papier um über 8 Prozent auf 63,20 Euro gestiegen.
Mit der aktuellen Geschäftsentwicklung lässt sich die Hausse bei Vossloh hingegen kaum erklären. Die Zahlen des ersten Halbjahres waren unspektakulär: Vossloh hat zwar einen Umsatz von 695 Millionen Euro erwirtschaftet und damit 11 Prozent mehr. Der Vorsteuergewinn belief sich sich auf immer noch lediglich 13 Millonen Euro. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum war dieser wegen hoher Restrukturierungsaufwendungen und Wertberichtigungen noch mit 163 Millionen Euro negativ ausgefallen.
Das von Thiele eingesetzte neue Management will Vossloh neu ausrichten. Neben Kostensenkungen zielen CEO Schabert und CFO Schuster dabei vor allem auf eine Neuausrichtung des Portfolios ab. Das margenstarke Kerngeschäft mit Eisenbahninfrastruktur wie Weichen und Schienenbefestigungen soll gestärkt werden, auch durch Zukäufe. Im Gegenzug hat Vossloh andere Konzernteile wie zum Beispiel den Bau von Lokomotiven zum Verkauf gestellt. Konkrete Fortschritte bei den Verkaufsbemühungen konnte das Management bislang aber noch nicht vermelden.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.