Die Suche nach einem neuen Investor ist beendet: Der Wohnmobilhersteller Hymer wird an den US-Rivalen Thor Industries verkauft. Das teilte das schwäbische Unternehmen am heutigen Dienstag mit. Die US-Amerikaner bewerten den Wohnmobilhersteller mit einem Unternehmenswert von rund 2,1 Milliarden Euro.
Hymer rechnet Berichten zufolge in diesem Jahr mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 250 Millionen Euro – der von Thor angesetzte Unternehmenswert beträgt damit das rund 8,4-Fache des Ebitda.
Den Großteil des Kaufpreises erhalten die bisherigen Hymer-Gesellschafter in bar. Sie erhalten aber auch eine Beteiligung an Thor in Form von 2,3 Millionen Aktien, die aktuell einen Wert von rund 230 Millionen US-Dollar (200 Millionen Euro) haben. Damit kontrolliert die Familie Hymer künftig etwas weniger als 5 Prozent der Thor-Aktien und bleibt damit auch „weiterhin in der Branche engagiert“, wie die Unternehmen mitteilen. Thor will nach Vollzug des M&A-Deals eigene Aktien zurückkaufen, um die Verwässerung durch die Ausgabe der Papiere an die Familie Hymer auszugleichen.
Thor setzt sich bei Hymer gegen Centerbridge durch
Die Nachrichtenagentur Reuters hatte bereits am vergangenen Freitag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen den US-Konzern Thor zum Favoriten im Bietergefecht um Hymer erkoren. Bis zuletzt soll auch der Finanzinvestor Centerbridge interessiert gewesen sein. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es allerdings nicht.
Hymer hatte seit März nach einem passenden Investor gesucht. Ursprünglich wollte die Eigentümerfamilie nur einen Minderheitsinvestor an Bord holen, um Geld für weiteres Wachstum einzusammeln. Anfang September war dann bekannt geworden, dass die Eigentümer nun doch bereit seien, die Mehrheit an dem Unternehmen zu verkaufen. Parallel zu der Investorensuche waren auch die Vorbereitungen für einen Börsengang angelaufen, der den Eigentümern ebenfalls einen Teilausstieg ermöglicht hätte.
Hymer-Chef Martin Brandt führt die Geschäfte weiter
Mit der Übernahme entsteht laut Angaben der Unternehmen der größte globale Hersteller für Freizeitfahrzeuge. Die Hymer Group beschäftigt rund 7.300 Mitarbeiter und verfügt über ein Netzt von mehr als 1.200 Einzelhändlern. Thor Industries erzielte 2017 einen Umsatz von mehr als 7 Milliarden US-Dollar (rund 6 Milliarden Euro).
Der neue Eigentümer erwartet, dass die Transaktion bereits im ersten Jahr einen positiven Ergebnisbeitrag leisten werde. Martin Brandt wird die Geschäfte der Erwin Hymer Group auch nach Abschluss des Deals leiten und an den Vorstandsvorsitzenden von Thor, Bob Martin, berichten. Mit dem Abschluss der Transaktion rechnen die Unternehmen gegen Jahresende.
Die Hymer Group wurde bei der Transaktion von Macquarie Capital als Financial Advisor und von Hengeler Mueller als Rechtsberater unterstützt. Auf Seiten von Thor waren JP Morgan, Barclays, Baker McKenzie und Ernst & Young aktiv. JP Morgan und Barclays haben darüber hinaus feste Finanzierungszusagen abgegeben.
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Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.