Steht Senvion kurz vor einem Verkauf? Mehrere Interessenten sollen den Windanlagenbauer ins Visier genommen haben. Das berichtete das „Manager Magazin“ unter Berufung auf Verhandlungskreise. Laut dem Bericht prüfen die spanische Siemens-Tochter Gamesa, der japanischen Elektronikkonzern Toshiba und der US-Finanzinvestor Blackstone den Erwerb. Senvion wollte sich dazu nicht äußern. Eine Sprecherin bestätigte aber, dass man bis zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. Juli einen Käufern finden wolle. Die Investmentbank Rothschild sei mit der Suche beauftragt worden.
Finanzkreisen zufolge könnte ein neuer Eigentümer entweder im Rahmen eines Insolvenzplans einsteigen oder das operative Geschäft der Hamburger übernehmen. Die bisherigen Aktionäre würden in beiden Szenarien wohl leer ausgehen.
Yves Rannou, CEO des insolventen Windanlagenbauers, hatte schon Mitte April in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ angedeutet, dass er nach einem neuen Eigentümer sucht. „Auf lange Sicht müssen wir einen sicheren Hafen für Senvion finden – sei es mit einem Investor oder durch einen Käufer“, sagte der Geschäftsführer.
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Blackstone wohl schon länger an Senvion interessiert
Der mögliche Interessent Blackstone habe schon länger Interesse an Senvion, schreibt das „Manager Magazin“. Demnach wollte der Investor schon vor dem Insolvenzantrag dem Mehrheitsaktionär Centerbridge – der rund 70 Prozent hält – seine Anteile abkaufen. Allerdings legten die Gläubiger ein Veto ein.
Die Senvion-Aktie reagierte mit einer Achterbahnfahrt auf die Übernahme-Gerüchte: Der Kurs schoss nach dem Erscheinen des Berichts zwischenzeitlich um 35 Prozent auf 1,05 Euro hoch. Am Nachmittag beruhigte er sich aber wieder und notierte bei 0,83 Euro. Die Aktie, die im Oktober 2016 ihren Höhepunkt bei 16,30 Euro hatte, befindet sich seit Jahren auf Talfahrt.
Senvion: Insolvenz, Finanzspritze und neues Rettungsteam
Der krisengeplagte Windanlagenbauer Senvion meldete am 9. April Insolvenz in Eigenverwaltung an. Auslöser dafür war, dass die Hamburger im vierten Quartal 2018 größere Windparks nicht mehr zeitgerecht fertigstellen konnten. Daraufhin fehlten Umsätze, zudem reklamierten Kunden Strafzahlungen für die Projektverzögerungen.
Zuletzt sorgte Senvion mit positiven Nachrichten für ein Aufatmen: Um die Fortführung des Geschäftsbetriebs zu sichern, hat das Unternehmen eine Finanzspritze von 100 Millionen Euro von den Kreditgebern und Anleihegläubigern bekommen. In der Anleihe sind die US-Hedgefonds Anchorage und Davidson Kempner engagiert, zu den größten Kreditgebern gehören die Deutsche Bank und die BayernLB.
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Ein krisenerprobtes Führungsteam um Yves Rannou als CEO und dem erfahrenen CFO Hans-Jürgen Wiecha sowie dem Sanierer Neil Robson versuchen derzeit außerdem, die Restrukturierungsmaßnahmen umzusetzen.
Info
Mehr über die bisherige Karriere des Senvion-CFOs finden Sie FINANCE-Köpfe-Profil von Hans-Jürgen Wiecha.
Hohe Schulden, Führungswechsel, verpatzte Projekte: Der Windturbinenbauer Senvion ist pleite. Wie es dazu kam und welche Geldgeber jetzt um die Macht bei Senvion kämpfen, erfahren Sie auf der FINANCE-Themenseite Senvion.
Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalisten für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.