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Übernahmekampf: Hawesko pariert, Tocos kontert

Die beiden Großaktionäre Alexander Margaritoff (Hawesko) und Detlev Meyer (Tocos) kämpfen um die Gunst der Hawesko-Aktionäre. Margaritoff hofft dabei auf einen weißen Ritter.
stokkete/iStock/Thinkstock/Getty Images

Der Übernahmekampf der beiden Großaktionäre Detlev Meyer (aktuell im Aufsichtsrat) und Alexander Margaritoff (aktuell CEO) wird heftiger:  Beide Unternehmer, die aktuell rund 30 Prozent der Hawesko-Aktien kontrollieren, fahren schwerere Geschütze auf, um die 35,5 Prozent ausmachenden Streubesitzaktionäre auf ihre Seite zu ziehen. Nachdem Hawesko gestern erstmals öffentlich zum Übernahmeangebot vom 7. November durch Meyers Beteiligungsvehikel Tocos Stellung bezogen und seinen Aktionären eindringlich von der Annahme des Angebots abgeraten hat, hat Tocos nur wenig später zurückgeschlagen.

Streitpunkt ist der Preis von 40 Euro je Hawesko-Aktie, den Tocos den Aktionären bietet. Hawesko hält diesen für deutlich zu niedrig. Das Angebot erfülle zwar den gesetzlichen Mindestpreis von 38,46 Euro je Aktie, sei jedoch in Anbetracht des neuen stark gewachsenen Einflusses von Tocos deutlich zu niedrig und entspreche nicht dem fairen Unternehmenswert, meint Hawesko. Der Vorstand um Margaritoff fordert von Tocos eine angemessene Kontrollprämie – im mittel- bis langfristigen Vergleich mit anderen öffentlichen Übernahmeangeboten liege diese durchschnittlich mindestens 20 Prozent über dem Dreimonats-Durchschnittskurs vor der Bekanntgabe des Angebots.

Zudem wirft Hawesko dem ungeliebten Angreifer vor, dass der Übernahmeangriff das Management vom wichtigen Weihnachtsgeschäft abhalte. Zudem habe Tocos das Angebot absichtlich so niedrig gehalten, so dass es von den meisten Aktionären abgelehnt wird. Wenn Tocos aber nur minimal über die 30-Prozent-Schwelle komme, müsse künftig kein Pflichtangebot mehr abgegeben werden. Dann könnte Meyer seine Beteiligung sukzessive ohne öffentliche Bekanntmachung ausbauen, was Hawesko als „Creeping in“ bezeichnet.

Laut dpa-Informationen sollen einige Aktionäre Tocos bereits Anteile angedient haben, wodurch Tocos inzwischen 31,3 Prozent halten soll.

Hawesko kritisiert Tocos für Zeitpunkt und Höhe des Angebots

Hawesko stützt sich mit seiner Ablehnung auf zwei Wertgutachten, mit denen der Weinhändler die Berenberg-Bank und  KPMG beauftragt hat. Beide Gutachten kommen zu dem Ergebnis, dass der faire Wert Wert Hawesko deutlich über dem von Tocos gebotenen Preis liegen soll.

Berenberg verwendet dazu Bewertungsmethoden wie das Discounted-Cashflow-Modell oder Multiplikator-Vergleiche. Grundlage für die Berechnungen sind die Hawesko-Hochrechnungen für 2014, das genehmigte Budget für 2015 sowie eine Mehrjahresplanung für die Jahre 2016 bis 2017.

Hawesko sucht nach einem weißen Ritter

Tocos hingegen bezeichnet die gebotenen 40 Euro für „hochattraktiv“. Begründet wird diese Ansicht mit einem EV/Ebitda-Multiple von 12,4, welches im Vergleich zum engsten Wettbewerber Majestic Wine, der mit 8,4x Ebitda notiert, laut Tocos sehr hoch sei.

Meyer kritisiert seinen Widersacher Margaritoff, dass bei den Unternehmenswertrechnungen von Berenberg und KPMG Planzahlen als Grundlage dienen, die Hawesko erst nach Bekanntgabe des Übernahmeangebots verabschiedet habe. In der Mittleilung von Hawesko heißt es, dass die Rechnungen auf Planzahlen beruhen, die kurz nach der Bekanntgabe „fast unverändert durch den Vorstand beschlossen“ wurden.

Detlev Meyer sieht bei Hawesko signifikantes Wachstumspotential, sowohl organisch als auch durch Akquisitionen. Diese müssten laut Meyer jedoch solide finanziert werden. Dazu möchte er die Dividende herabsetzten, um mehr Mittel für Wachstumsinititaiven verfügbar zu haben. Aktuell notiert die Hawesko-Aktie bei 41 Euro, gut 2 Prozent über Tocos‘ Angebot. Offensichtlich spekulieren einige Aktionäre auf ein höheres Angebot oder das Auftreten eines konkurrierenden Bieters. Hawesko nährt ihre Hoffnung. Presseberichten zufolge führt Margaritoff bereits Gespräche mit potentiellen „weißen Rittern“, die ein mit dem Management abgestimmtes Gegenangebot abgeben könnten.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

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