(sor) Zwischen dem schwedischen Finanzinvestor EQT und dem Alteigentümer Granville Baird hat ein Kampf um die zukünftige Übernahme des insolventen Funkchipherstellers Cinterion begonnen. Nach Informationen der FTD liegen dem Insolvenzverwalter Michael Jaffé bereits mehrere Angebote für das operative Geschäft Cinterions vor, mitunter eines von EQT. Jedoch sei auch Granville Baird bereit, eine hohe Summe in Cinterion zu investieren, wie deren Geschäftsführer Wolfgang Alvano mitteilte.
Cinterion ging im Frühjahr 2008 als selbstständiges Unternehmen aus dem ehemaligen Siemens-Geschäftszweig Siemens Wireless Modules hervor und ist seitdem in Besitz verschiedener Investoren unter der Führung von Granville Baird. Es zählt 450 Beschäftigte weltweit und erwirtschaftete zuletzt einen Jahresumsatz von 250 MillionenEuro. Bei der Herauslösung der Geschäftseinheit aus dem Siemens-Konzern stellte EQT durch seinen Fonds EQT Expansion Capital die gesamte Kreditfinanzierung für Granville. Die Finanzierung teilte sich in 55 MillionenEuro vorrangiger Seniordarlehen und 65 MillionenEuro nachrangiger Mezzaninkredite, letztere blieben bei EQT.
Wie die Zeitung weiter berichtete, habe der schwedische Investor bereits im Sommer 2009, nachdem Cinterion die Kreditklauseln gebrochen hatte, eine Akquisition angestrebt, sei damals jedoch am Wiederstand von Granville und den Seniorgläubigern gescheitert. Diese verlangten unterdessen das Aussetzen der Zinszahlungen an EQT.
EQT bestand gegenüber FINANCE auf einer anderen Darstellung. EQT Expansion Capital habe als Mezzanine-Halter erwartet, dass die Cinterion Holding, die alleiniger Gesellschafter des nicht von der Insolvenz betroffenen operativen Geschäfts ist, ihre Probleme mit den Kreditgebern loest und so eine Basis schafft, auf der neue Kreditklauseln mit den Kreditgebern vereinbart werden.
Der vor zweieinhalb Wochen von der Cinterion-Holding eingereichte Insolvenzantrag ist eine indirekte Folge dieser Vorgänge. EQT habe Anfang des Jahres eine 90-Tages-Frist zur Entscheidungsfindung gesetzt, auf die Granville am 22. März durch Stellen des Insolvenzantrags reagierte. Die Mezzaninkredite waren seit August letzten Jahres nicht bedient worden.
Im Hinblick auf die Übernahme habe sich der schwedische Investor bereits durch die Abnahme erstrangig besicherter Cinterion-Kredite von der HSH Nordbank und der Wiener Investkredit eine gute Stellung gesichert, berichtete die Zeitung weiter. Branchenkenner hielten aufgrund der finanziellen Situation der Hamburger Beteiligungsfirma eine vollständige Akquisition durch Granville für unwahrscheinlich, hieß es.
Quelle: Financial Times Deutschland, FINANCE
Lesen Sie auch:
TV-Kabelnetzbetreiber KabelBW offen für Fusionen
Finanzinvestor EQT gibt bei Zeiss Vision klein bei
Kreise – Springer Science geht wohl an Beteiligungsfirma EQT